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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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hauptsächlich darum, möglichst viele Stunden berechnen zu können. Obwohl mir die Arbeit hier deutlich besser gefiel als bei meinem vorherigen Arbeitgeber, einer im Bereich von internationalen Firmenfusionen tätigen Kanzlei. Da wurde ich nachts aus dem Bett geklingelt, weil ein amerikanischer Mandant noch etwas for close of business besprechen wollte, und ich verbrachte Abend für Abend mit einer kalten Pizza vor dem Computer. Meinen Urlaub musste ich auch regelmäßig absagen.

    Als sich Aron ankündigte, war ich natürlich gezwungen kürzerzutreten. So als hätte ich einen himmlischen Fürsprecher, wurde ich von Bartels & Peters abgeworben. Eine Kanzlei ganz in meiner Nähe, ein Job für drei Tage die Woche, was in der Anwaltsbranche einzigartig ist. Mein Leben hätte jetzt eigentlich entspannter sein müssen. Aber sagen wir es mal so: Ein Anwaltsjob ist gar nichts im Vergleich zu den Ansprüchen, die ein Dreijähriger an seine Mutter stellt.
     
    Lodes Büro sah so aus, wie es sich für einen erfolgreichen Anwalt gehört. In der Raummitte stand ein Schreibtisch, so groß wie ein Billardtisch, und auf dem Boden lag ein antiker Perserteppich. An der Wand hing ein unverständliches, aber bestimmt sehr wertvolles Kunstwerk.
    »Setz dich ruhig!« Lode sprach, als stünde er auf einer Theaterbühne und müsste sich der Bewunderung eines zweihundertköpfigen Publikums versichern.
    »Hältst du mir jetzt gleich eine Strafpredigt?«
    »Wieso? Peter van Benschop hat mich gerade angerufen und ist schwer begeistert. Selten hätte er so eine beeindruckende Frau kennengelernt, hat er gesagt. Obwohl das angesichts seines, na ja, Oeuvres auch kein Wunder sein dürfte. Der Mann ist ganz verrückt nach dir.«
    »Er hat also nichts davon gesagt, dass ich früher wegmusste?«
    Lode winkte genervt ab. »Das will ich gar nicht wissen. Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht so ehrlich sein sollst? Man muss glaubwürdig sein, darum geht es. Ehrlichkeit ist eine schlechte Eigenschaft für einen Anwalt, das weißt du doch.«
    »Sei mir nicht böse.«

    Er begann laut zu lachen. »Außerdem entschuldigt man sich nicht. So was tut man einfach nicht und damit basta.«
    »Wenn ich nicht hier bin, um verwarnt zu werden und dich anschließend um Vergebung anzuflehen, warum dann?«
    »Weil ich dir zu deinem heutigen Erfolg gratulieren wollte, Iris. Warum auch nicht? Deshalb unser kleines Tête-à-Tête. Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Alles, was ich sagen will, ist: Gut gemacht. Was du genau gemacht hast, ist mir egal, aber du hast es gut gemacht, und darum geht es.«
    »Ja, wenn das so ist: Dankeschön.«
    »So: Peter van Benschop kommt morgen ins Büro und will sich dann anhören, welche Strategie wir ins Auge gefasst haben. Am liebsten würde er die Angelegenheit noch diese Woche abschließen.«
    »Das wird nicht gehen.«
    »Wie bitte?«
    Ich wusste nicht, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte, beschloss dann aber, bei den Tatsachen zu bleiben. »Ich kann Mittwoch und Donnerstag nicht ins Büro kommen, und am Freitag ist sowieso mein freier Tag. Ich kann aber von zu Hause aus arbeiten. Nur bekomme ich da nicht so viel zustande wie hier.«
    »War das schon länger geplant?«
    »Nein. Höhere Gewalt.«
    Lode schüttelte schweigend den Kopf mit den störrischen grauen Locken oder dem, was noch davon übrig war. Seine Glatze leugnete er hartnäckig.
    »Es tut mir leid«, fügte ich hinzu.
    »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich keine Entschuldigungen hören will!«, platzte es aus ihm heraus. »Verdammt
noch mal, Iris! So ein Mist auch.« An seiner Unterlippe blieb ein Spuckebläschen hängen. Er stand auf, ging zum Fenster und kehrte mir mit einer dramatischen Geste den Rücken zu. Das war exzentrisch, übertrieben und absolut anstrengend.
    »Dann tut es mir eben nicht leid. Und das tut es mir, ehrlich gesagt, auch wirklich nicht. Schon mal was vom Recht auf Arbeitsbefreiung bei kranken Kindern gehört? Von Elternurlaub? Oder soll ich mir meine noch zustehenden dreißig Urlaubstage lieber gleich alle auf einmal nehmen?«
    Lode holte tief Luft. »Na gut«, sagte er. »Ich habe dir ja bereits gesagt, dass es mir egal ist, was du machst, Hauptsache, du machst es ordentlich. Und wenn du am Nordpol arbeiten musst - tu, was du nicht lassen kannst. Solange Peter van Benschop zufrieden ist und ich es auch bin, wenn ich ihm anschließend die Rechnung schicke …«
    »Mach dir diesbezüglich keine Sorgen.«
     
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