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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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Mann nun mal, Reetje. Das musst du mir erst mal nachmachen.« Seit dem Tag, an dem ich mich beschwert hatte, vergaß er die Tür hinter sich zuzumachen, und der Gestank wurde noch unerträglicher.
    Der Direktor hatte mir ausrichten lassen, dass ich nicht jammern solle, und von der Königin habe ich nie etwas gehört.
    Ein halbes Jahr lang hatte ich zweimal täglich diesen Gestank einatmen müssen. Ich bekam Verstopfung davon und immer größere Probleme mit dem Stuhlgang. Aus angemessenem einmal am Tag wurde dreimal die Woche, bis gar nichts mehr ging. Mein Bauch schwoll an wie ein Ballon, und ich hatte furchtbare Schmerzen. Ich wollte nichts mehr essen, nichts mehr trinken, mich nicht mal mehr bewegen. Ich lag nur noch auf meinem Bett, während mein Zellengenosse so unbeschwert wie noch nie weiterschiss, die Tür sperrangelweit offen.
    Ich bekam eine Krankenakte und ein Klistier. Es war erniedrigend und schmerzhaft, trotzdem kam nichts heraus. Der Gestank, der sich in der grün gefliesten Toilette der Krankenstation ausbreitete, war noch schlimmer als der meines Zellengenossen. Das verschaffte mir eine merkwürdige Form von Befriedigung.
    Als ich wieder in meine Zelle kam, war mein Zellengenosse verschwunden, und ich hatte das letzte halbe Jahr meine Ruhe, aber immer noch viel zu viel Zeit.

    Früher besaß ich meine eigene Toilette, sogar zwei. Eine im Bad im ersten Stock und eine unten im Flur. Ich mochte die Toiletten. Ich putzte die Toiletten, die Toiletten waren mein Heiligtum.
     
    »Heute Nachmittag werden deine Sachen gebracht«, sagte Mo. Ich erschrak, weil ich ganz vergessen hatte, dass er noch da war. »Dann kannst du dich nach deinem Geschmack einrichten. Vielleicht hast du ein paar persönliche Dinge, die du auspacken willst. Oder was Schönes zum an die Wand hängen. Obwohl hier ein strenges Pornoverbot herrscht. Oben ohne Ja, unten ohne Nein. Weitere Regeln sind: kein Alkohol, keine Drogen, kein Handy und kein Internet.«
    »Und meine Fische?«
    »Hast du Fische? Was für welche?« Mo setzte sich auf die Bettkante wie eine Mutter, die in aller Ruhe mit ihrem halbwüchsigen Kind reden will, zumindest hatte ich das im Fernsehen so gesehen. Meine Mutter hatte mich in der Dwingelerheide regelmäßig besucht, war aber jedes Mal weit vor dem Schlafengehen nach Hause gegangen.
    »Ich habe ein Salzwasseraquarium.«
    Mo pfiff leise durch die Zähne. »Ein teures Hobby.«
    Ich wusste nicht recht, was ich darauf sagen sollte.
    »Und was hast du da alles drin?«
    »Verschiedene Arten: Doktorfische, Anemonenfische, Zwergkaiser, Kofferfische …«
    »Ich werde das mit der Anstaltsleitung besprechen, einverstanden? Solange das Aquarium nicht zu groß ist, lässt sich das bestimmt einrichten.« Mo klopfte sich auf die Oberschenkel und stand auf. »Ich lass dich zwanzig Minuten allein. Dann kannst du dich von der Fahrt erholen und dich
ein bisschen eingewöhnen. Anschließend hole ich dich für das Aufnahmegespräch mit dem Psychiater ab.«
    »Gut.«
    »Danach erkläre ich dir den Tagesablauf. Und morgen stelle ich dich den anderen Bewohnern vor, wenn es der Psychiater erlaubt.«
    Die Stahltür meiner Zelle fiel ins Schloss. Auf Augenhöhe war eine Luke darin eingelassen, die man öffnen konnte. So konnten sie reinschauen, wann sie wollten.
    Von der Stahltür bis zur Wand waren es genau fünf Schritte. Normale Schritte. Ich lief ein paarmal auf und ab, um zu prüfen, ob ich richtig gemessen hatte. Danach setzte ich mich aufs Bett und starrte die frisch geweißten Wände an.

5
    »Meine Schöne!«
    Ich wartete gerade am Empfang auf meine Post, als Lode Bartels seinen Auftritt hatte. Lode, in seinem flatternden dunkelblauen Trenchcoat, den er sich in einem italienischen Kaff hatte maßschneidern lassen. Welches Kaff das gewesen war, verheimlichte er, aus Angst, der Rest der Welt könnte sich ebenfalls auf diese noch unentdeckte Perle stürzen. Wie ein Talkshowmoderator kam er mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. »Mahlzeit, meine Liebe. Komm mit in mein Büro.«
    Obwohl Lode gerade überaus freundlich war, überlegte ich, was mich dort wohl erwartete. Gut möglich, dass sich Peter van Benschop über mich beschwert hatte. Es war unverzeihlich, dass ich ihn hatte sitzen lassen, obwohl er ein Widerling war, der gern geistig minderbemittelte Mädchen anpisste. Fahrten zur Krippe ließen sich außerdem nicht berechnen.
    Es gab nur wenig selbstlose Anwaltskanzleien, und Bartels & Peters waren da keine Ausnahme. Es ging

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