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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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zu meinem Auto liefen, hörte ich, wie viermal abgeschlossen wurde. »Arschloch«, sagte ich erneut.
    »Arschloch«, wiederholte Aron und begann laut zu lachen.
    »Das findest du wohl lustig, was? So, und jetzt gehen wir Eis essen.«
    Ich gurtete Aron wieder in seinem Sitz fest und küsste ihn auf die Stirn. »Du bist aber lieb heute. Das finde ich toll.«
    Gleich um die Ecke der Koningin Wilhelminastraat gab es eine Bäckerei, in der auch Eis verkauft wurde. Während wir uns anstellten, verfolgte ich die Handgriffe des Bäckers hinter einer Glasscheibe.
    »Es schmeckt nicht mehr so gut wie früher«, sagte eine alte Frau neben mir. »Der Bäcker, der hier früher gearbeitet hat, war fantastisch. Aber der hier manscht einfach irgendwas zusammen.«
    Mit unserem Eis setzten sich Aron und ich auf die Bank gegenüber der Bäckerei. Ich hatte immer noch keine Antwort auf die Frage, wer Ray Boelens war und wo ich ihn wohl finden konnte. Dafür wusste ich, dass er wahrscheinlich im Gefängnis saß - außer der Fettkloß, der jetzt in seinem Haus wohnte, hatte das metaphorisch gemeint.

    Wenn Ray wirklich hinter Gittern war, musste auch etwas darüber in Erfahrung zu bringen sein. Ich könnte im Aquariumlogbuch nachsehen, ab wann Ray aufgehört hatte, sich um die Fische zu kümmern. Anschließend könnte ich in den Zeitungen nachschauen. Ich könnte natürlich auch noch das Arbeitszimmer meiner Mutter aufbrechen. Oder sie danach fragen. Obwohl ich so den dumpfen Verdacht hatte, dass sie mir keine Antwort darauf geben würde.
    Geschmolzenes Eis tropfte auf Arons Hemd. Ich holte ein Feuchttuch aus meiner Tasche und tupfte es damit ab. »Du musst jetzt schnell aufessen, mein Schatz.«
    Bienie fiel mir ein, vielleicht konnte sie mir weiterhelfen. Mit ihren Kontakten fand sie bestimmt heraus, ob Mitte 1999 etwas über einen gewissen Ray B. in den Zeitungen gestanden hatte. Ich beschloss, sie sofort anzurufen.
    »Dass du deine knappe Freizeit damit verbringst, Detektiv zu spielen!«, sagte sie, nachdem ich ihr erklärt hatte, worum es ging. »Was soll an einem Aquariumbesitzer schon interessant sein? In welchem Kaff bist du, sagtest du?«
    »Red keinen Blödsinn«, sagte ich. »Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwas ist mit Ray, das spüre ich.«
    »Ich spüre gar nichts«, sagte Bienie. »Trotzdem werde ich mich für dich im Archiv umsehen. Und apropos Archiv: Ich habe zu meinem zukünftigen Mann recherchiert.«
    »Du hast was?«
    »Mein Peter ist der jüngste Sohn von Gerrit und Lillian van Benschop. Außer ihm gibt es noch drei Söhne. Die haben alle einen hohen Posten im Familienunternehmen. Der eine sitzt in Singapur, der andere in Dubai und der älteste wurde gerade zum Vorstand des Ladens ernannt. Auch Peters Nichten und Neffen, die Kinder von Twan und Barbara van Benschop,
arbeiten in der Firma. Peter ist der Einzige, der einen anderen Weg eingeschlagen hat.«
    »Und was für einen!« Arons Gesicht war inzwischen völlig eisverschmiert. Ich hatte nur noch ein Feuchttuch in der Tasche. Ich beschloss, mit der Säuberungsaktion zu warten, bis er sein Eis aufgegessen hatte.
    »Unglaublich, oder? Sobald wir verlobt sind, bringe ich ihm als Erstes bei, dass er sich zwar gern eine Sexsklavin halten darf, aber schon auch einen netten Posten in der Firma bekleiden sollte. Ich dachte da an eine Niederlassung in einem warmen südlichen Land.«
    In diesem Moment fiel Arons restliches Eis auf meine Schuhe.
    »Na toll!«
    »Siehst du das anders?«, fragte Bienie.
    »Ich muss Schluss machen. Ich sitze mit Aron auf einer Bank, und eine Lawine bricht über mich herein.«
    »Keine Sorge, ich finde schon heraus, was es mit dem geheimnisvollen Meeresaquarianer Ray Boelens auf sich hat.«
    »Das wäre wirklich toll.«
    Ich drückte auf die rote Taste meines Telefons, holte das Feuchttuch aus meiner Tasche und wischte mir die Soße von den Schuhen. Ein hässlicher Fleck blieb zurück. Erst dann merkte ich, dass ich mir das letzte Feuchttuch für Arons Gesicht hätte aufheben sollen.

12
    Ich wog gerade Rosinen ab, um pains aux raisins zu machen. Es war Montag, später Vormittag. Ich hatte mich so darauf konzentriert, dass ich zusammenzuckte. »Darf ich reinkommen?«
    Ich erkannte ihre Stimme, obwohl sie noch nie mit mir gesprochen hatte. Sie stand da, mit Anna im Kinderwagen, in der Öffnung der Glaswand, die die Backstube vom Laden trennte.
    Ich ließ die Packung fallen, die ich gerade in der Hand hatte. Rosinen rollten über den

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