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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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eingefallen war. Ich würde sagen, dass dieser Flur der Hopperklinik so rosa war wie der Kopf eines Agapornis roseicolli .

    »Essen bekommst du vorerst noch auf der Station. Das ist in der Regel mittags eine Suppe mit Brot oder Salat und abends eine warme Mahlzeit. Die Speisekarte ist sehr abwechslungsreich. Nur dienstags nicht, da ist Kartoffeltag.«
    Mo zückte einen Ausweis und fuchtelte damit vor einem grauen Plastikapparat herum. Man hörte ein elektronisches Piepen, und die Türen schwangen auf. »Die Abteilung«, sagte Mo. »Na, was sagst du?«
    Die Patienten, beziehungsweise die gemeingefährlichen Verbrecher, saßen um einen großen Tisch und nahmen ihr Mittagessen ein. Sie aßen mit Messer und Gabel und reichten sich Käse, Butter und Hagelzucker. Als ich hereinkam, sahen alle auf.
    »Hallo, Jungs«, sagte Mo, »ich darf euch Ray Boelens vorstellen, unseren neuen Mitbewohner.«
    Ich starrte auf meine Schuhe. Braune, abgetretene Schnürschuhe, die mir meine Mutter gekauft hatte, als ich gerade erst ins Gefängnis gekommen war.
    »Reetje«, sagte eine bekannte Stimme. »Da ist ja Reetje.«
    »Ihr kennt euch?«, fragte Mo.
    »Natürlich. Reetje mit dem verstopften Rektum. Aber die Geschichte erzähl ich euch ein andermal.« Lautes Gelächter. Es machte mir Angst.
    »Ray.« Mo sagte meinen Namen mit sehr viel Nachdruck. »Möchtest du allen die Hand geben oder lieber nicht?«
    »Setz dich doch einfach, Mann.« Ein kräftiger Kerl mit einem silbernen Blitz am Ohr schob den Stuhl neben sich nach hinten.
    »Das ist nett von dir, Henk«, sagte Mo.
    Ich setzte mich an den Tisch, und Mo nahm auf einem freien Stuhl gegenüber Platz.

    »Vollkorn- oder Weißbrot?« Der Mann mit dem Blitz hielt mir den Brotkorb unter die Nase. Mein Blick fiel auf langweiliges Industriebrot. »Außen genauso wie innen, igitt!«, hätte Pierre gesagt.
    »Vollkorn.«
    »Weißbrot stopft, stimmt’s?«, sagte mein ehemaliger Zellengenosse.
    »So, Reetje«, meldete sich ein junger Mann zu Wort, dessen Gesicht aussah wie durchlöchert. Riesige Nüstern, in die man problemlos eine Murmel hätte schieben können, und Augen, die so weit aufgerissen waren, dass das Weiße zu sehen war. »Lass mich raten: Du konntest einfach nicht die Finger von kleinen Mädchen lassen.«
    »Soweit ich weiß, ist das auch nicht gerade deine Stärke, Melvin«, sagte Mo. »Und jetzt lassen wir Ray in aller Ruhe sein Brot essen.«
    Ich bestrich meines mit Erdnussbutter. Nicht, weil ich Lust darauf hatte, sondern weil es der einzige Aufstrich in meiner Reichweite war. Ich bemühte mich, mein Messer gleichmäßig über das Brot gleiten zu lassen, aber meine Hand zitterte. Alle würden es sehen und merken, dass ich Angst hatte.
    »Habt ihr gestern America’s Next Topmodel gesehen?«, fragte ein Mann mit einem kleinen Schnurrbart.
    Zu meiner großen Erleichterung wurde daraufhin wild durcheinandergeredet. Es gab zwei Lager: Das eine war für Erica, das andere für Beverly, wer auch immer diese Frauen sein mochten. Ich aß mein Brot auf und machte mir anschließend noch eines mit Leberwurst, da die inzwischen in meine Nähe gekommen war. Die Erdnussbutter war weg.
    »Für wen bist du, Ray?«, fragte Henk, der Mann mit dem Blitz.

    »Ich habe die Sendung nicht gesehen«, sagte ich. »Ich interessiere mich mehr für Animal Planet und den Discovery Channel .«
    »Ich geb dir mal nen kleinen Tipp.« Henk beugte seinen riesigen Oberkörper in meine Richtung. Ich roch Zware Shag und sah eine dünne Narbe, die von der Mitte seiner Oberlippe bis zur Nase reichte. Er flüsterte: »Du bist für Beverly. Das ist im Moment das Beste.«
     
    Nach dem Mittagessen verkündete Henk, er ginge gleich zum »Soziale-Kompetenz-Training«, wolle sich aber erst im Hof noch eine drehen. »Kommst du mit?«
    Ich sah Mo fragend an. Er hatte nichts dagegen. »Aber danach kommst du wieder.«
    Der Hof war ein trostloser Kiesplatz vor dem Aufenthaltsraum. Man konnte durch die Glasfront hineinschauen. Zwei Männer räumten den Mittagstisch ab. In der Mitte des Innenhofs stand ein großer Eimer, voll mit Zigarettenkippen. Henk bot mir eine Selbstgedrehte an, aber ich lehnte dankend ab.
    Eine Kamera schwenkte in unsere Richtung, und wir wurden herangezoomt.
    »Hör mal, Ray«, sagte Henk. Jetzt, wo ich neben ihm stand, fiel mir erst recht auf, wie groß und breit der Mann war. Ein gut gezielter Fausthieb, und ich wäre k. o.
    »Ich bin schon ne ganze Weile hier und werd dich in die ungeschriebenen

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