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Blutige Erde Thriller

Titel: Blutige Erde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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in Maschinenbau in der Tasche einen Job gesucht hatte. Damals war sie zwölf gewesen.
    Er schaltete das Handy aus und stopfte es zurück in seine Tasche. Was sollte er ihr sagen? Es war auf geradezu verärgernde Weise schwer, sie anzulügen, weshalb er Zeit brauchte, um sich eine plausible Geschichte einfallen zu lassen und sie einzuüben - eine kreative Neufassung der Wahrheit.
    Und was genau war die Wahrheit? Dass es nicht gerade das Werk eines Genies war, sich einen Berg Schulden aufzuladen, um seinen MBA zu machen, weil niemand einen auch nur mit der Kneifzange anfassen wollte, nachdem man auf einer technischen Hochschule als einer der Jahrgangsbesten seinen Abschluss gemacht hatte?
    Das Schlimmste allerdings war, dass er es tief in seinem Innern die ganze Zeit über gewusst hatte. Er war vor der
Welt geflohen und hatte sich an den einzigen Ort zurückgezogen, an dem er überzeugend vorgeben konnte, kein Versager zu sein. Die Universität.
    Inzwischen saß er schon über eine Stunde hier und sank immer mehr in sich zusammen, während der Alkohol seine Muskeln erschlaffen ließ, aber nicht seine Wut - Wut auf sich selbst, auf die Firmen, die noch nie etwas von einer zweiten Chance gehört hatten, auf die Welt. Er beugte sich vor, blickte durch die leeren Gläser, die am Tischrand entlang aufgereiht standen, und versuchte, sich auf das verzerrte Bild des Gebäudes dahinter zu konzentrieren. Gerade hatte ein Mann in einem Anzug auf einem der Hocker an der Bar Platz genommen und bemühte sich, Cindy in ein Gespräch zu verwickeln. Er war eindeutig kein Student - Anzug, Krawatte und eine Körpermitte, die in unwiderruflichem Wachstum begriffen war. Handelsreisender. Staubsauger. Vielleicht Enzyklopädien.
    Josh quittierte seinen eigenen lahmen Witz mit einem Schnauben und zog einen Kugelschreiber aus der Tasche. Auf einer feuchten Serviette und unter Einsatz seiner Ausbildung im Wert einer sechsstelligen Summe berechnete er, wie lange es dauern würde, sein Studentendarlehen mithilfe eines Job in einer Jiffy-Lube-Autowerkstatt abzuzahlen. Wenn er sich wieder ausschließlich von Ramen-Nudeln und Hot Dogs ernähren, unter einer Brücke schlafen und das zu erwartende amerikanische Durchschnittsalter erreichen würde, könnte er die letzte Rate zwei Jahre nach seinem Tod begleichen.
    »Cindy!«, schrie er, wobei ihm auffiel, dass er bereits verräterisch lallte. »Tequila!«
    Er beobachtete durch die Linse der Gläser, wie sie näher kam, und stürzte den Drink hinab, kaum dass sie ihn auf den Tisch gestellt hatte.

    »Tequila und Selbstmitleid vertragen sich nicht besonders gut«, sagte Cindy in missbilligendem Ton.
    Er sah blinzelnd zu ihr hoch. »Okay. Jetzt bin ich wirklich am Boden. Eine einundzwanzigjährige Kellnerin hält mir Vorträge.«
    »Ich bin zweiundzwanzig, und du benimmst dich wie ein Arschloch, Josh.« Sie versetzte ihm einen leichten Schlag gegen die Schläfe und ging zurück zur Bar. Diesmal starrte er einfach nur die Maserung der Tischplatte an.
    Sie hatte Recht. Und nicht nur, was ihr Alter betraf. Er richtete sich mühsam in eine sitzende Position auf und holte tief Luft, um einen klaren Kopf zu bekommen. Gewiss, die Vorstellungsgespräche auf dem Campus waren ein einziger Reinfall gewesen, doch die Welt war schließlich jenseits der sorgfältig gestutzten Rasenflächen der Universität noch nicht zu Ende. Was war mit dem Gespräch, das er nächste Woche mit einer lokalen Firma haben würde, die eine Stelle in der Zeitung ausgeschrieben hatte? Er war zwar deutlich überqualifiziert und sein Einkommen läge nicht viel höher als das, was er als Automechaniker verdienen könnte, doch wenigstens hätte er damit einen Fuß in der Tür, die in die geheimnisvolle Welt der hochrangigen Bürojobs führte.
    »Was dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?«
    Er hatte nicht bemerkt, dass der Mann, der an der Bar gesessen hatte, näher gekommen war, und hätte sich sicher erschreckt, wäre er nicht so betrunken gewesen.
    »Warum?«, war alles, was er herausbrachte.
    Der Mann lachte und rutschte auf die Bank auf der anderen Seite der Nische. »Sie sind Josh Hagarty, stimmt’s?«
    »Kennen wir uns?« Die Frage war nur ein Reflex. Der Mann schien Mitte vierzig zu sein, hatte ein Gesicht voller Aknenarben und eine merkwürdig geformte kahle Stelle auf dem Kopf, die man nur schwer vergessen könnte.

    »Ich bin John Balen.« Er griff über den Tisch und schüttelte Joshs Hand, bevor er sich zurücklehnte und seine

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