Blutige Erde Thriller
einige gute Dinge für Menschen tun, die wirklich Hilfe brauchten.«
»Afrika?«
»Ja, wie gesagt, Afrika.«
Josh war noch nie westlich von Missouri gewesen. Oder lag Afrika östlich davon? Er hatte nie darüber nachgedacht.
»Haben Sie schon jemals in Betracht gezogen, für eine Hilfsorganisation zu arbeiten, Josh?«
»Nein, eigentlich nicht.«
Er bereute die Worte, kaum dass er sie ausgesprochen hatte. Langsam wirkte die Unterhaltung den Folgen des Alkohols entgegen, und die Erinnerung an seine Verzweiflung gewann die Oberhand über seinen Zynismus.
»Warum nicht?«
Es war eine gute Frage, die selbst in absolut nüchternem Zustand schwierig zu beantworten gewesen wäre. Die Wahrheit lautete, dass bei seinem kulturellen Umfeld eine solche Idee einfach fernlag. Seine Familie bestand aus Empfängern von Wohlfahrtsleistungen, nicht aus Menschen, die diese aufbrachten. Das war eine vollkommen andere Welt.
Aber das wäre ein bisschen zu viel der Ehrlichkeit gewesen. Offensichtlich hatte Balen das alles ganz bewusst so eingefädelt. Schließlich hätte er auch anrufen und einen Termin vereinbaren können. Verdammt, er hätte auch einfach an den Tisch kommen können, bevor Josh ein halbes Fass geleert hatte. Er hatte darauf abgezielt, Josh unvorbereitet zu erwischen. Aber er würde eine Enttäuschung erleben.
»Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass das eine besonders erfüllende Arbeit wäre, John. Aber ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der für eine Hilfsorganisation gearbeitet hat. Und wenn man ein wirtschaftswissenschaftliches Fach studiert, dann drängen sie einen nicht gerade in diese Richtung.«
»Das wette ich. Sie sagen einem, dass man seinen Abschluss machen, viel Geld verdienen und ein großes Haus kaufen soll. Das ist der typisch amerikanische Weg. Aber wissen Sie, es ist nicht der einzige Weg.«
Josh nickte auf eine Art, die tiefgründig wirken sollte,
während Balen einen Umschlag aus seiner Tasche zog und ihn über den Tisch reichte.
»Ein Erste-Klasse-Ticket. Der Flug geht morgen früh.«
»Wohin?«
Die Überraschung musste ihm deutlich anzuhören gewesen sein, denn Balen gelang es nur mit Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. »Entspannen Sie sich, mein Junge. Nach New York. Nicht in den Kongo. Wir hätten gerne, dass Sie rüberkommen, ein paar unserer Leute treffen und sich die Sache ansehen. Um herausfinden, was Sie davon halten, verstehen Sie?«
Josh öffnete den Umschlag und starrte das Ticket an. Er war noch nie geflogen. Und er war ganz sicher noch nie in New York City gewesen.
»Danke, Mr Balen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie mir diese Chance geben.«
»Wissen Sie, wie Sie mir danken können, Josh?«
»Indem ich für Ihre Organisation gute Arbeit liefere?«
»Nun, das wäre nett, aber - nein. Ich hatte gehofft, Sie könnten mir sagen, wie Sie von dieser Bedienung Freibier und eine Einladung zu verdammt viel mehr als nur einem Abendessen ergattert haben.«
Josh war auf den Themenwechsel nicht vorbereitet gewesen, und so blinzelte er dümmlich.»Äh, in der Hinsicht hatte ich einen gewissen Vorteil. Wir sind früher mal miteinander ausgegangen.«
Balen beugte sich über den Tisch. »Wirklich? Meine Exfreundinnen hassen mich allesamt. Was ist Ihr Geheimnis?«
Josh dachte einen Augenblick nach und zuckte dann mit den Schultern. »Ich mag sie.«
ZWEI
Der Flug war ein unangenehmes und würdeloses Unterfangen gewesen, doch schließlich hatte er es geschafft.
Josh Hagarty stand an der Straßenecke, den Rücken gegen das Gebäude hinter sich gepresst, und sah den Leuten zu, die an ihm vorüberströmten. Alle paar Sekunden öffnete sich in der Masse der Fußgänger eine Lücke, groß genug, um freien Blick auf das Sandsteingebäude zu haben, dessen Adresse man ihm gegeben hatte. Und jedem flüchtigen Blick, den er darauf erhaschte, folgte eine Welle der Übelkeit.
Er hatte sich zweimal auf der winzigen Flugzeugtoilette übergeben - was einer Mischung aus Besorgnis, der Tatsache, dass er noch nie zuvor geflogen war, und einem mittelschweren Kater geschuldet war. Die Taxifahrt war noch schlimmer gewesen. Der Fahrer schien zu glauben, dass es nur zwei angemessene Positionen für ein Gaspedal gab: Entweder man berührte es überhaupt nicht, oder man drückte es bis zum Boden durch. Doch Josh hatte es geschafft, sich zusammenzureißen. Gerade eben so.
Josh sah auf die Uhr und folgte dem Sekundenzeiger auf seinem Weg um das
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