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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Tischchen, alles ineinem Kreis angeordnet. Hölzerne Fensterläden sperrten fast alles Tageslicht aus, der Raum lag im Dunkeln. Genau gegenüber befanden sich wieder zwei Türen. Eine führte in den Flur, die zweite in ein ähnlich großes Nachbarzimmer. Wenn er sich vom Flur fernhalten wollte, hatte er keine andere Wahl, als es dort entlang zu versuchen.
    Fegan wollte schon zur Tür, aber irgendetwas zwang ihn innezuhalten. Er erstarrte. Irgendetwas war in der Luft, ganz in der Nähe, eine Art heißer Luftzug fegte durch den Raum, und da war ein schwaches Knistern.
    Dann krochen durch den Schlitz der Tür, die zum Flur führte, schwarze Schwaden herein.
    »Ellen«, rief Fegan.

97
    Der Nomade durchquerte den Raum, bis er den Rollstuhl erreicht hatte. Er richtete ihn auf und betätigte die Bremse, die die Räder blockierte. Dann hockte er sich neben O’Kane hin und griff dem alten Mann unter die Arme. Verflucht, was war der schwer, trotz seiner ganzen Hinfälligkeit. Der Nomade brachte O’Kane zum Rollstuhl, hob ihn an und setzte ihn hinein.
    »Los, erledige den Kerl«, keuchte O’Kane außer Atem. Sein Gesicht war schweißüberströmt, ein Spuckefaden hing ihm von der Lippe.
    »Erst bringe ich Sie hier raus«, sagte der Nomade. »Im Keller ist Feuer ausgebrochen. Wird nicht lange dauern, bis es sich bis hier oben ausgebreitet hat.«
    O’Kane packte den Nomaden am Arm. »Ich gehe nirgendwo hin, bis Fegan nicht tot ist. Und jetzt tu endlich, was ich dir sage. Geh da raus und mach den Scheißkerl fertig.«
    Der Nomade riss seinen Arm weg und packte die Griffe des Rollstuhls. Er löste die Bremse und schob ihn in Richtung Tür. O’Kane drehte sich um und verpasste ihm einen harten Faustschlag.
    »Verdammt, ich habe dir gesagt, du sollst Fegan erledigen. Also los jetzt, sonst bringe ich dich um.« Tränen schossen O’Kane in die Augen. »Ich kann auf mich selbst aufpassen. Da draußen ist ein Lift. Ich komme schon hier raus, wenn ich muss. Mach gefälligst, wofür du bezahlt wirst.«
    Der Nomade ließ den Rollstuhl los und wich einen Schritt zurück. »Na gut, Sie verrückter alter Mistkerl.«
    Ein schriller Heulton setzte ein. Die Rauchmelder waren angegangen.
    »Das Feuer breitet sich schon aus«, erklärte der Nomade. »Wenn ich es nicht mehr zu Ihnen zurück schaffe, sind Sie auf sich allein gestellt.«
    Bull holte einmal tief Luft, so als wolle er sich sammeln. Er wischte sich mit dem Ärmel über Mund und Augen. »Mach dir um mich keine Gedanken«, sagte er. »Kümmer dich nur um Fegan. Wahrscheinlich ist er auf der Suche nach der Frau und dem Kind. Geh zu denen, dann kommt er schon zu dir.«
    Der Nomade zog seine Glock und ließ Bull im Aufenthaltsraum zurück. Er machte sich auf den Weg in den ehemaligen Dienstbotentrakt auf der anderen Seite des Gebäudes. Mit den Zähnen zog er das Klebeband ab, mit dem die elastische Binde an seinem Handgelenk befestigt war. Er wickelte den Verband ab und knetete seine Hand, was sofort einen Krampf auslöste. Aber wenn es zum Kampf kam, war der Schmerz immer noch besser als diese Behinderung.
    Mit der Glock im Anschlag marschierte er den Flur entlang. Schwarze Rußpartikel schwebten in der verqualmten Luft. Dann verschwanden sie plötzlich für eine oder zwei Sekunden, lange genug, dass der Nomade ein Ziehen in den Lungen spüren konnte. Im nächsten Moment erzitterte der Boden unter seinen Füßen, und er fühlte die Explosion irgendwo unter sich, noch bevor er sie hörte. Die Tür, die er erst vor wenigen Minuten geschlossen hatte, wurde quer durch die ganze Eingangshalle geschleudert. Der Nomade ließ sich auf die Knie fallen und rollte sich von der Hitzewelle weg, die von unten emporschoss und über ihn hinwegfegte.
    An den Wänden flackerte ein orangeroter Schein, zwischenden Geländersprossen wirbelten Rauchschwaden auf ihn zu. Die Hitze brannte in seiner Kehle und in den Augen.
    »Heilige Scheiße«, flüsterte der Nomade, rappelte sich hoch und kämpfte sich weiter auf die Tür am Ende des Flures vor. Dahinter befand sich eine schmale Treppe, über die man zu mehreren kleinen Gängen und Kammern kam, die vermutlich einst die Hausmädchen und Diener bewohnt hatten. Vorsichtig näherte er sich und achtete auf jeden Schatten. Er blieb kurz stehen. Im Geiste vergegenwärtigte er sich die Lage der einzelnen Räume hinter der Tür, so wie er sie gesehen hatte, als er die Frau in Orlas Zimmer hochgetragen hatte. Das Mädchen war ihnen an der Hand seiner Mutter gefolgt.

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