Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
die Ellbogen und Hacken verhedderten sich in irgendeinem Vorhangstoff.
»Ach, da bist du«, sagte die Silhouette. Sie warf einen Kanister in Lennons Richtung.
Das Blechding schlug scheppernd auf dem Boden auf, und ein Schwall beißender Flüssigkeit ergoss sich über seine Waden. Ohnesich noch um den Lärm zu scheren, den er machte, kroch Lennon weiter zurück, bis seine Schultern sich an die kalte Backsteinwand drückten. Er hockte sich hin und zog seine Glock.
Die Silhouette verschmolz mit der Dunkelheit. »Ich werde dich verbrennen, Jack. Ich schaue dir ein Weilchen beim Tanzen zu. Wenn du Glück hast, erlöse ich dich dann von deinem Elend, bevor es zu schlimm wird.«
Lennon zielte auf die Stimme und versuchte in dem hallenden Kellergewölbe ihre genaue Position zu bestimmen.
Da, ein Funke in der Dunkelheit, für einen winzigen Moment erleuchtete er das Gesicht des Killers. Lennon legte den Finger auf den Abzug. Wieder ein Funke, aber diesmal ging das Streichholz an. Es warf seinen gelblichen Schein gerade so weit, dass der Killer die Pistole sehen konnte, die auf seine Stirn gerichtet war.
Lennons Glock krachte im selben Moment, als der Killer sich wegduckte. Der ohrenbetäubende Knall erfüllte noch die letzte Ecke des Kellers. Mit den Augen verfolgte Lennon, wo das Streichholz hingefallen war. Die Flamme zuckte, doch dann erfasste sie die Dämpfe aus dem Kanister. Lennon warf sich zu Boden, eine Hitzewelle fegte über ihn hinweg. Der Killer schrie auf.
94
»Wir sollten Sie hier rausbringen«, sagte O’Driscoll.
Fegan beobachtete O’Kane, der nervös auf den Lippen kaute und offenbar im Geiste alle Möglichkeiten durchging. Sein Gesicht zuckte, die Augen schossen unruhig im Raum umher. In Fegans Ohr pochte es heiß, etwas Warmes lief ihm über den Hals und die Schulter. Über seine Wange zog sich eine scharfkantige, schmerzhafte Linie. Im Mundwinkel schmeckte er Blut.
»Vielleicht sollten wir Sie in Ihr Zimmer bringen«, fuhr O’Driscoll fort. »Sozusagen aus der Gefahrenzone. Nur so lange, bis Ihr Mann alles im Griff hat.«
O’Kane funkelte ihn an. »Rede nicht mit mir wie mit einem Kind, zum Teufel. Das hier ist alles, was ich will. Das Einzige, was ich will. Wehe, du verdrückst dich hier und lässt mich im Stich. Hau bloß nicht ab wie die ganzen anderen Scheißkerle.«
O’Driscoll trat einen Schritt von Fegan weg, hielt aber weiter dessen Arm umklammert. »Meine Güte, hier könnte alles Mögliche passieren. Sie bezahlen mich schließlich dafür, dass ich auf Sie aufpasse, und genau das tue ich. Jetzt kommen Sie, wir müssen Sie hier rausschaffen und in Ihr …«
»Ihr Schlappschwänze seid doch alle gleich«, schnauzte Bull ihn wütend an. »Diese Mistkerle im Norden haben mich hängenlassen. Alle anderen haben sich verzogen. Willst du mir jetzt etwa dasselbe antun?«
O’Driscoll hielt Fegans Ärmel fest und machte einen weiteren Schritt auf O’Kane zu. »Aber nein, Bull. Ich wollte doch nur dafür sorgen, dass Sie in Sicherheit sind, mehr nicht. Ich haue nicht ab.«
Fegans Instinkte erfassten die ganze Situation. Sie registrierten die Festigkeit von O’Driscolls Griff an seinem Arm, die Entfernung zwischen den Männern, ihren Winkel zueinander, ihren Schwerpunkt. Er selbst nahm diese Berechnungen nur als Reflexe wahr, wie Blitzeinschläge in seinem Gehirn, bevor er in Aktion trat. Aber er trat nicht in Aktion. Er unterdrückte den Impuls, denn ein noch verlässlicherer Instinkt sagte ihm, dass es noch nicht an der Zeit war loszuschlagen.
O’Kane zeigte mit seinem wulstigen Zeigefinger auf Fegan. »Ich gehe nirgendwo hin, bevor dieser Scheißkerl nicht tot ist.«
»Soll ich ihn erledigen?«, fragte O’Driscoll.
»Nein.« O’Kane schüttelte den Kopf und starrte Fegan feindselig an. »Bringt ihn zu mir.«
»Dafür ist jetzt keine Zeit«, wandte O’Driscoll ein. »Wir müssen …«
O’Kanes Kopf wurde rot. »Ich sagte, bringt ihn her.«
Die Männer stießen Fegan nach vorne. Er wehrte sich nicht.
»Auf die Knie«, befahl O’Kane.
O’Driscoll legte Fegan eine Hand auf die Schulter und drückte ihn nach unten. Als Fegan nicht mitspielte, trat er ihm in die Kniekehlen. Fegan ging hart zu Boden, seine Kniescheibe krachte auf das Parkett. Als das zweite Knie folgte, raschelte die Plastikfolie.
O’Kane beugte sich in seinem Rollstuhl vor. »Damals in der Scheune in Middletown hättest du mich töten können. Du hattest mich vor deinen Füßen liegen. Ich war so hilflos wie
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