Blutige Küsse und schwarze Rosen
Bucheintrag berichten würde, sobald er Gelegenheit dazu bekäme. Und sie würden das Ritual durchziehen wollen, ehe dies geschah: ehe Nico ihnen sein Vertrauen entziehen und möglicherweise noch mehr erfahren könnte.
In Elias’ Kopf überschlugen sich die Überlegungen. Er musste dafür sorgen, dass er den beiden begegnete, bevor sein Freund es tat. Angeblich wussten Elisabeth und Melchior nicht, wo er wohnte, also dürfte Nico hier vorerst in Sicherheit sein. Elias glaubte nämlich kaum, dass die zwei Vampire die gesamte Stadt auseinandernehmen würden, um ihn zu finden. Andernfalls müssten sie sich wohl einen neuen Unterschlupf und neue Blutdealer suchen. Jeder Tag, an dem Nico aus der Angelegenheit herausgehalten werden konnte, bedeutete für ihn somit einen Tag Sicherheit. Elias musste sich etwas einfallen lassen, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Irgendetwas. Ganz gleich, was dies für ihn selbst bedeutete.
„Hier, bitte.“
Elias erschrak. Tief in Gedanken versunken, hatte er Nicos Rückkehr nicht bemerkt. Der nahm nun neben ihm Platz und reichte ihm eine große Tasse mit erwärmtem Blut.
„Danke.“
Gierig nahm Elias einen großen Schluck. Sofort spürte er seine Reißzähne wachsen und Energie durch seinen Körper strömen. Eine Art Kraftwelle flutete ihn. Sie belebte seine schwachen Glieder, weckte seinen Geist, kitzelte jeden Nerv.
Als die Tasse in wenigen Zügen geleert war und nur ihre Wände noch mit dem nährenden roten Elixier benetzt waren, stellte Elias sie auf dem Fußboden ab, und konzentrierte sich auf das Einziehen seiner Eckzähne. Inzwischen hatte er gelernt, sie nach dem Essen unter Kontrolle zu bringen – hatte genug unerwünschte Tagträume und abendliche Mahlzeiten zum Üben gehabt. Mahlzeiten, während derer seine Gedanken immer wieder abgeschweift waren. Zu jener Nacht, als er Nicos Blut hatte schmecken dürfen … Obwohl es Ewigkeiten her schien, hatte Elias die Bilder noch ganz deutlich im Gedächtnis. Er fühlte noch Nicos Nähe, die einzigartige Intimität, die sie in dieser Nacht verbunden hatte … Nicos starken, warmen Körper hinter sich … den Duft seiner Haut …
Ein Räuspern ließ ihn zurück in die Realität schnellen. Und in dieser saß Nico neben ihm und war imstande, die Gefühle zu empfinden, die Elias so leichtsinnig zugelassen hatte. Schockiert versuchte er, seine Gedanken unter Kontrolle zu bringen und das Bild vor seinem geistigen Auge zu verbannen. Doch es gehorchte ihm nicht, zeigte ihn und Nico auf dem Friedhof … zwischen den Gräbern … küssend … einander berührend …
„Je krampfhafter man versucht, nicht an etwas zu denken, umso intensiver tut man es letzten Endes.“ Nico sprach ruhig, fast unbeteiligt, als versuche er damit, Elias nicht zu verschrecken. Er aber hatte sich bereits erhoben, ging mit schnellen Schritten auf die Wohnzimmertür zu, als Nico ihn dort abfing und am Arm zurückhielt.
„Elias, warte. Das ist lächerlich, wenn du deswegen abhaust. Ich habe kein Problem damit, dass du …“
„Ich schon!“, entgegnete Elias schroff und musste feststellen, dass seine Stimme ungewollt schrill klang. „Ich habe mir nie ausgesucht, etwas für dich zu empfinden! Und dass du jetzt sogar noch fühlen kannst, was in mir vorgeht, ertrage ich nicht!“ Elias wusste, dass es keinerlei Grund dafür gab, Nico derart anzufahren, aber seine Nerven waren kurz vor dem Zerreißen. Diese absurde Situation überforderte ihn und es gab nichts, das er daran ändern konnte.
„Nico, du glaubst gar nicht, wie sehr ich versucht habe, es zu ändern.“ Wie oft hatte Elias sich eingeredet, er empfände nur Freundschaft für Nico. Jedes Mal, wenn er ihn ansah, hoffte er, seine unwillkommenen Gefühle hätten nachgelassen. Doch das Gegenteil war von Mal zu Mal passiert. Er schätzte und liebte seinen Kumpel immer mehr. Nico bedeutete ihm alles. „So etwas kann man nun mal nicht einfach abstellen.“
„Kann man nicht, nein …“, wisperte Nico und trat dichter heran, musterte ihn, und Elias erkannte, dass sein Kumpel erstmalig gezielt versuchte, in sein Inneres zu schauen.
„Lass das“, bat er flehentlich, spürte, wie sein Gesicht errötete und drehte es weg. Was allein schon Nicos Nähe in ihm anrichtete, war mehr, als der auch nur ahnen sollte.
„Komm, sieh mich bitte an.“ Nico wandte Elias’ Gesicht zu sich zurück, zwang ihn, ihm in die Augen zu blicken. „Schließlich fühlt es sich schön an, oder?“ Er legte seine Hand
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