Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Küsse und schwarze Rosen

Blutige Küsse und schwarze Rosen

Titel: Blutige Küsse und schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Meerling
Vom Netzwerk:
Wie gerne würde er jetzt wieder bei ihm sein, mit ihm reden und lachen … Ungezwungen und ohne das beschämende Wissen, dass Nico über seine intimsten Gefühle Bescheid wusste, sie ganz genau spüren konnte. Gefühle, die sein bester Freund nicht erwiderte. Deswegen war es Elias unmöglich, Nico gegenüberzutreten.
    Unschlüssig darüber, ob er hätte anklopfen sollen, begab sich Elias in die Kirche. Ihre Bewohner mussten ihn aber längst gehört haben. Doch selbst als er im Mittelgang zwischen den Bankreihen stand, kam ihm niemand entgegen.
    „Hallo?“
    Er lauschte, hörte aber nur das sachte Heulen des Windes, der sich seinen Weg durch undichte Stellen in den Fensterrahmen bahnte. Wieder breitete sich eine unangenehme Gänsehaut über Elias’ Körper aus.
    Seine Schritte hallten an den Wänden wider, als er auf den Altar zuging. Hätte Nico nicht erwähnt, wo sich die Stelle ungefähr befand, wäre Elias die lose Steinplatte im Boden niemals aufgefallen. Sie hob sich lediglich durch eine etwas breitere Fuge von den restlichen Platten ab. Auch hätte er nie nach dieser Stelle gesucht, wäre da nicht der unerträgliche Durst gewesen, der ihn zu dieser ungeplanten Tat trieb.
    Elias kniete nieder und zwängte seine Fingerspitzen in den schmalen Spalt, bekam kaum mehr als die Fingernägel hinein. Dann – mit einer Kraft, an die er sich noch immer nicht gewöhnt hatte – hob er das dicke Gestein aus der Vertiefung und schob es beiseite. Vor ihm lag der enge Eingang in den Raum unterhalb der Kirche. Der Eingang zur Krypta.
    Feuchte, abgestandene Luft schlug Elias entgegen, als er ins Dunkel herabspähte. Es gab keinen Abstieg in Form einer Treppe oder Leiter. Wahrscheinlich wollten Elisabeth und Melchior damit verhindern, dass Menschen sich nach unten verirrten. Elias hingegen konnten die knapp drei Meter, die in die Tiefe gingen, nicht aufhalten. Dennoch zögerte er einige Atemzüge lang. Sollte er wirklich einfach so nach unten gehen, obwohl die Bewohner der Kirche nicht da waren? Vielleicht konnte er ja auf ihre Rückkehr warten und seinen Hunger noch für einige weitere Minuten ertragen? Doch bei dem bloßen Gedanken daran, auch nur ein paar Sekunden zu warten, drehte sich Elias der Magen um und eine grässliche Übelkeit trieb ihm kalten Schweiß auf die Stirn. Er konnte nicht länger warten und so schwang Elias seine Beine durch die Öffnung, und stieß sich ab.
    Es verging kein Wimpernschlag, bis er auf seinen Füßen landete. Das erste, das ihm auffiel, waren die aus Stein gehauenen Wände. Sie waren rau und stellenweise feucht – daher der modrige Geruch. Der Schlafplatz im hinteren Ende der überschaubaren einräumigen Krypta bestand aus zwei aneinander geschobenen Matratzen, die ein improvisiertes Doppelbett bildeten. Und auch sonst waren hier nicht viele Möbel zu sehen. Zwei ungepolsterte Stühle waren an einen kleinen Tisch geschoben, der an einer Wand platziert war. Ansonsten gab es nur noch ein spärliches offenes Regal, dessen Böden bis oben hin mit Kleidern, Kerzen und weiteren Dingen vollgestopft waren, die Elias auf den ersten Blick nicht identifizieren konnte. Denn seine Aufmerksamkeit galt sofort den wenigen mit Blut gefüllten Flaschen, die in einer Ecke nahe dem Bettersatz standen. Um sie herum lagen Bücher auf dem gesamten Boden verteilt.
    Elias schluckte schwer. Nicht nur, dass dieser Ort schon wenig einladend aussah: Er wirkte nicht einmal sauber. Bei seiner nächsten Mahlzeit würde er nicht daran denken dürfen. Essen jedoch musste er. Und solange kein Lieferservice der Welt Blut auf der Speisekarte führte, war die Auswahl an Optionen bescheiden: Entweder würde Elias das von Elisabeth und Melchior bereitgestellte Blut trinken oder aber verhungern müssen. Wobei letzteres nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Elias’ Magen knurrte immer wütender und ein Schwächegefühl drohte ihn zu übermannen.
    Vom Hunger getrieben, nahm er sich eine der abgefüllten Flaschen und wollte gerade den Verschluss aufmachen, als sein Blick auf eines der Bücher fiel.
    Es war ein Name, der Elias’ Interesse weckte. Der Name seines besten Freundes – niedergeschrieben auf der Doppelseite des aufgeschlagenen Buches. Und was dort stand, jagte Elias eiskalte Panik bis in die Tiefen seines Rückenmarks.

Kapitel 10
    F ANTASIEN
     
    Die Flasche glitt ihm aus den Fingern, schlug auf dem Boden auf und rollte davon. Elias beachtete sie gar nicht.
    Seine Beine schienen tonnenschwer, wie mit Beton

Weitere Kostenlose Bücher