Blutige Nacht: Roman (German Edition)
Besser, du verschwendest Leh-roys Zeit nicht, Mann. Ich mein’s ernst.«
»Ich will Geschäfte abwickeln, aber es geht um Infos, nicht um Drogen. Ich suche ein Mädchen. Raya van Cleef.« Ich fingere das Foto heraus und zeige es ihm.
»Das glaub ich jetzt nicht, Mann!«, sagt Leroy und dreht sich zu seinem Boy um. »Glaubst du den Scheiß hier, Mann?«
»Ich weiß, dass sie dich kontaktiert hat«, fahre ich fort, gebe mir die größte Mühe, mich bezüglich der Pistole, die mich an der Schläfe kitzelt, unbeeindruckt zu zeigen. »Ich bin bereit, für jede Information zu bezahlen, die du mir geben kannst.«
»Ich weiß nicht, was du gehört hast, Mann, aber Leroy lässt keine Infos an irgendwelche Ärsche rüberwachsen. Ist das klar?«
»Ach, komm schon, irgendwas weißt du doch. Wann hast du das letzte Mal von ihr gehört?«
»Hast du’n Problem mit den Ohren, du Idiot? Ich hab gesagt keine Info. Scheiße, Mann.«
»Ach, komm. Jetzt bist du schon hier. Dann kannst du dir doch auch ein paar Mäuse verdienen.«
»Hör zu, du Wichser, wenn ich dein verdammtes Geld will, dann knall ich dich Arsch einfach ab und nehme es mir.«
»Okay, hör zu. Wir können das auf die leichte Tour machen, und du gehst mit etwas Geld von hier weg, oder aber auf die harte Tour, und dann machst du dich humpelnd vom Acker.«
Leroy und seinen Boy amüsiert das. Ich lächle gleichfalls und warte, bis ihr Lachen abklingt.
»Wow, verdammt, du weißer Arsch. Ich weiß nicht, ob du völlig verrückt oder einfach nur bescheuert bist, Mann.«
»Da kann ich nicht weiterhelfen«, sage ich. »Also, was von beidem soll es sein?«
Leroy tut, als würde er nachdenken, aber ich kann die Antwort riechen, als große Mengen wuterfüllter Testosterone und Adrenalin in seinen Blutkreislauf ausgeschüttet und durch seine Poren ausgestoßen werden.
Mit den katzenähnlichen Reflexen eines Vampirs reiße ich gleichzeitig meinen Kopf von der Waffe, greife nach oben, packe das Handgelenk des Typen, der die Waffe hält, und zwinge ihn, den Lauf auf Leroy zu richten, als dieser gerade den Mund öffnet, um ihm zu befehlen, auf mich zu schießen. Der Schütze jault auf wie ein getretener Hund. Der Schuss löst sich. Die Kugel dringt tief in Leroys Knie ein und verpasst ihm das versprochene Hinken. Vielleicht finden Sie das ja altmodisch, aber ich halte meine Versprechen einfach gern.
Der Schuss klingt in meinen Ohren nach. Die metallischen, einander ähnelnden Gerüche von Blut und Kordit erfüllen die Fahrerkabine. Im Normalfall würde der Geruch von frischem Blut als Katalysator wirken und mich in eine reißende Futterekstase treiben, doch da ich wusste, worauf ich mich eventuell einlasse, habe ich meine Vorkehrungen getroffen. Ich hatte mir einen ordentlichen Schuss gesetzt, nachdem ich das Blue Veil verlassen hatte. Das bedeutet, dass ich meine Blutgier jetzt unter Kontrolle habe.
Nur wenige Sekunden sind vergangen. Im Angriffsmodus erlebt der Vampir die Welt so, wie eine Fliege sie wahrnehmen muss – als würden sich alle anderen Kreaturen in einem amüsanten Schneckentempo durch Zeit und Raum bewegen. Leroy brüllt. Seine Hand greift in Zeitlupe an sein Knie. Die Glock schlägt dumpf auf dem Ledersitz neben mir auf. Schwungvoll ramme ich meinen linken Ellbogen in den Mund des Glatzkopfs. Er verdreht die Augen, spuckt Zähne wie Melonenkerne aus und sinkt ohnmächtig zu Boden.
Ich wende mich Leroy zu, der neben mir wimmert. Es sieht ganz so aus, als hätte ihn der Kampfgeist verlassen, doch für den Fall des Falles hebe ich die Glock auf.
»Oh, verdammt! Schau dir nur an, was du mit mir gemacht hast, Mann. Scheiße!«
»Das hast du dir selbst zuzuschreiben«, sage ich ihm. »Deine Wahl, erinnerst du dich?«
»Scheiße! Ich muss ins Krankenhaus, Mann!«
»Das hängt ganz von dir ab«, sage ich. »Je schneller du meine Fragen beantwortest, desto schneller wird sich jemand um dich kümmern können.«
»Ach, komm schon, Mann. Ich verblute doch hier noch völlig.«
»Das ist der Deal. Entweder du akzeptierst das, oder du lässt es bleiben.«
»Scheiße, Mann! Was willst du wissen?«
»Warum hört mir niemand gleich beim ersten Mal zu? Das Mädchen, Raya. Wo ist sie?«
»Keine Ahnung.«
»Wann hast du sie zuletzt gesehen?«
»Weiß nicht. Vorn paar Wochen. Ich habe mir da, wo sie gepennt hat, Meth reingezogen.«
Ich zücke mein Notizbuch. »Wie lautet die Adresse? Wo du dir den Stoff reingezogen hast.«
Er nennt mir die Adresse. Anhand der
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