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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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dass Sanderson, entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten, eine Waffe zu dem Spaziergang mitgenommen habe. Er erwähnte nicht, dass das Mordopfer in New Ulm kein Veteran gewesen war. »Ich brauche den Nachnamen dieses Ray und die der anderen Angehörigen der Gruppe.«
    Worth lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Wir Veteranen finden, solche Informationen sollten unter uns bleiben.«
    »Unter den gegebenen Umständen …«
    »Wäre ich wohl ein ziemliches Arschloch, wenn ich sie Ihnen nicht geben würde«, beendete Worth den Satz für Virgil. »Ich kenne Ray nicht näher, habe ihn aber, glaube ich, schon mal gesehen. Ich weiß auch nicht, in welcher Gruppe er ist. Doch unser ehrenamtlicher Koordinator Chuck Grogan
kann Ihnen sicher weiterhelfen. Chuck gehört Perfect Garage Doors and Fireplaces, ungefähr drei Kilometer von hier, an der Snelling.«
     
    Den Wagen stellte Virgil auf einem vermutlich ausgebrannten Anwesen gleich neben Perfect Garage Doors ab, auf dem im hinteren Teil noch Reste einer Ziegelmauer standen. Darauf hatten sich Künstler namens Owl und Rosso verewigt. Als Virgil den Laden betrat, ertönte eine Glocke, und Grogan, der gerade einen alten Plan der Twin Cities an der Wand betrachtete, wandte sich ihm zu. »Wissen Sie, was das Problem ist?«, fragte er ohne Begrüßung. »Dass die Straßen nicht immer dort sind, wo sie laut Karte sein sollten.«
    »Stimmt«, pflichtete Virgil ihm bei. Grogan war ein vierschrötiger Mann mit grauem Schnurrbart, langen, breiten Koteletten sowie einem Bierbauch über der Jeans und trug Bikerstiefel. Bestimmt spielte eine Harley in seinem Leben eine wichtige Rolle, dachte Virgil, als er ihm seinen Ausweis zeigte. »Ich suche nach einem gewissen Ray …«, sagte er.
     
    Sie unterhielten sich in Grogans Büro weiter, auf quietschenden Drehstühlen, Ersatzteile in den Ecken. Grogan konnte es nicht fassen, dass Sanderson ermordet worden war. »Heilige Scheiße. Was ist Ihrer Meinung nach passiert?«
    »Keine Ahnung. Deswegen möchte ich ja mit Ray und den anderen Männern der Gruppe reden«, antwortete Virgil. »Vielleicht wissen die mehr.«
    Grogan schüttelte den Kopf. »Ich leite diese Gruppe. Bob war, glaub ich, nur dreimal da, mit Ray. Viel hat er nicht gesagt, nur ein paar Fragen gestellt.«
    »Warum ist er dann überhaupt hingegangen?«
    Grogan ballte die Hände zu Fäusten, betrachtete sie und
drehte sie um, bevor er sagte: »Wahrscheinlich hatte er ein Problem in Vietnam. Wie das aussah, weiß ich nicht. Wir bohren bei solchen Sachen nicht nach. Wenn’s raus will, kommt’s auch raus. Sogar bei den harten Typen.«
    »Gräueltaten und so?«
    »Nein, nein. Sterbende und tote Menschen sehen, selber im Schussfeld stehen und töten, der ganze Stress. Wir hatten da mal einen von’ner Nachschubeinheit, der wurde als Ersatzmann mit dem Laster zu einem Stützpunkt an der Front gebracht, blieb die nächsten dreizehn Monate dort und kam praktisch nicht raus. Aber eines Tages feuerte der Vietcong eine einzige Mörsersalve auf das Lager ab. Der Mann fing am Morgen mit dem Beten an, dass er nicht getroffen wird, und hörte bis zum Abend nicht auf, und am nächsten Tag wieder, bis sein Mund ganz trocken war. Ging ein Jahr lang so … Das macht einen verrückt.«
    »Sanderson war in der Army, aber nicht in Vietnam, sondern in Korea, bei einer Raketeneinheit.«
    Grogan runzelte die Stirn. »Sind Sie sicher? Das hier ist eine Vietnamveteranengruppe.«
    »Sagt seine Freundin. Und der andere Typ aus New Ulm war überhaupt nicht beim Militär.«
    »Haben Sie das überprüft?«
    »Nicht gründlich, nicht über militärische Unterlagen …«
    »Möglicherweise gab’s geheime Operationen.«
    Virgil schüttelte den Kopf. »Ich war selber bei der Militärpolizei und hab da so ziemlich alles kennengelernt, was bei der Army rumläuft. Die Mordopfer waren definitiv nicht der richtige Typ für solche Aktionen.«
    »Hm. Tja, dann sollten Sie mal mit Ray reden. Aber wissen Sie was? Ich glaub, Sanderson war in Vietnam. Der schien sich auszukennen …«

    Rays Familienname sei Bunton, sagte Grogan. »In seinen Adern fließt Chippewa-Blut, und er hat überall im Reservat Verwandte. Ihm gehört ein Häuschen in Red Lake.«
    »Er war in Vietnam?«, erkundigte sich Virgil.
    »Ja, bei einer ganz harten Infanterieeinheit.«
    »Und er hat Sanderson in die Gruppe gebracht?«
    »Ja. Warum, begreife ich allerdings nicht, wenn er gar nicht im Land war. Das ist nämlich die Voraussetzung für die

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