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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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unterschiedlich alten Wellblechen zusammengezimmert. Als sie eintraten, erwarteten sie nur noch vereinzelte Polizeibeamte in Uniform und ein Bergmann.
    Der Korb stand auf der Hängebank.
    Der erste Eindruck verriet nicht, was sie erwartete. Also näherten sie sich und warteten ab, bis einer der Polizeibeamten der Außenstelle Gersweiler-Klarenthal zu sprechen begann: »Der Tote – oder was davon übrig ist – liegt immer noch dort oben. Und auf die Frage, ob wir ihn bewegt haben, wird Ihnen der Anblick genug dazu sagen.«
    Der Fahrsteiger trat hervor. Er war ein großer, schlanker Mann in den Dreißigern. Sein Gesicht war hager, seine Augen hellwach. Mit einem »Glückauf« begrüßte er den Kriminalhauptkommissar und meinte: »Wir haben eine Aufsteighilfe an der Seite des Korbs angebracht. Folgen Sie mir, damit Sie sich den Toten ansehen können.«
    Als Schnur die notdürftig angebrachten Stufen an der Seite des Korbs hochkletterte, war er sich nicht so sicher, ob er wirklich sehen wollte, was ihn dort erwartete. Doch es blieb ihm nichts anderes übrig. Seine Unsportlichkeit lenkte ihn von dem bevorstehenden Ereignis ab, denn er hatte Mühe, diese weit auseinanderstehenden Tritte auch zu erreichen.
    Oben angekommen sah er als erstes, dass das Dach des Korbes von allen Seiten mit halbhohen Stahlblechen umgeben war. Erstaunt registrierte er, dass ihnen der Tote vollständig erhalten blieb, denn was vor ihm lag, sah aus, als sei dieser Mensch explodiert. Rote Gewebefetzen durchsetzt mit weißen Knochensplittern verteilten sich auf dem Boden, klebten an den Seitenblechen und an dem Stahlstift in der Mitte.
    Plötzlich entstand ein Tumult vor der Schachthalle.
    Ein guter Grund für Schnur, seinen Blick von diesem schaurigen Anblick abzuwenden und wieder auf den sicheren Boden hinabzuklettern. Er sah einen Mann mit Cowboy-Hut und paillettenbesetzten Westernstiefeln durch die Menge auf den Korb zugehen. Der Teamchef der Spurensicherung
    Unfreundlich rief Schnur ihm entgegen: »Hatte ich Ihnen nicht gesagt, was Sie tun sollen?«
    Doch Buffalo Bill lachte nur, zog sich seinen Schutzanzug über und kletterte so geschickt auf das Dach des Korbs, als würde er täglich solche Klimmzüge üben. Oben angekommen folgte ein Redeschwall, den niemand verstehen konnte.
    Schnur schaute dem Mann verblüfft zu. Diese Kaltschnäuzigkeit brachte ihn aus dem Konzept. Empfand dieser Mann gar nichts bei dem Anblick?
    »Wie sieht der Tote aus?«, fragte Anke.
    »Schlimm!«
    »Schlimmer als Arthur Hollinger?«
    Schnur nickte und meinte: »Kannst es dir ja mal ansehen.«
    »So wie du aussiehst, würde ich sagen, dass ich darauf lieber verzichte.«
    »Manometer! Bin ich zu spät?«, rief jemand plötzlich ganz außer Atem.
    Schnur drehte sich um und schaute dem Gerichtsmediziner direkt ins Gesicht, der mit einem Bedauern anfügte: »Tut mir leid. Aber aus der Richtung Homburg nach Saarbrücken war ein Stau auf der Autobahn.«
    »Macht nichts«, meinte Schnur. »Wir sind auch gerade erst angekommen. Jetzt hast du nur das leidliche Vergnügen, dich mit Buffalo Bill herumzuschlagen.«
    »Darin sehe ich kein Problem«, meinte Dr. Wolbert zu Schnurs Überraschung. »Das ist ein fähiger Mann. Ich arbeite gern mit ihm zusammen.«
    Damit hatte Schnur nun wirklich nicht gerechnet. Er sagte nichts dazu und ließ den Mediziner seine Arbeit machen. Währenddessen drehte er sich um und wollte seinen Begleitern die Anweisung geben, sich unter den Bergleuten umzuhören, ob und wann jemand Grewe zuletzt gesehen hatte. Immer noch trieb ihn die Hoffnung, dass diese Überreste nichts mit seinem Mitarbeiter zu tun hatten.
    Aber es war niemand mehr da. Suchend ließ er seinen Blick durch das Eingangstor der Halle auf den Vorplatz wandern. Da entdeckte er Erik. Es sah so aus, als seien sie schon von selbst auf diese Idee gekommen. Zufrieden wandte er sich wieder den Tatortermittlern zu.
    Die Blitze erhellten die Halle immer wieder und wieder. Es dauerte lange, bis Dr. Wolbert an der Korbwand herunterkletterte und meinte: »Sieht aus, als wäre er aus großer Höhe aufgeschlagen.«
    »Wie hoch?«, fragte Schnur.
    »Das muss ich in meinem Institut errechnen.«
    »Das ist möglich?«
    »Auf jeden Fall. Daraus könnt ihr entnehmen, von welcher Sohle er in den Schacht gestürzt ist.«
    »Könnte es Grewe sein?«, fragte Schnur zögernd.
    Dr. Wolbert schüttelte den Kopf. »Zum Glück sind beide Schuhsohlen noch komplett erhalten geblieben. Und die zeigen Größe 45 an.

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