Blutige Seilfahrt im Warndt
machen. Daran konnte ihn niemand hindern. Frau und Kind hatte er nicht zu versorgen. Was stand ihm also noch im Weg?
Er grinste, als er den Kontaktschalter oberhalb der Schachttür unterbrach.
Nur noch diese Hürde hinter sich bringen, dann würde er sich auf eine lange Reise machen. Wie lange sehnte er sich schon danach!
Er öffnete die Tür und wollte vorsichtig auf die Schachtleiter klettern, als ihn ein Geräusch ablenkte.
Es klang verdammt nah! Erschrocken drehte er sich um.
Schnur saß in seinem Büro hinter dem Schreibtisch und war so blass im Gesicht, wie Andrea und Anke ihn noch nicht gesehen hatten. Vor ihm auf dem Tisch lag ein Bericht, den er las, während Erik auf einem Besucherstuhl saß und sich über seine Augen rieb.
Robert Ollig stand in seiner Cowboy-Kluft in der Ecke und grüßte die beiden mit einem lässigen: »Hi Ladies!«
Dann war alles still.
»Was ist los?«, fragte Anke im Flüsterton, während sie sich neben Erik niederließ. Sie wagte kaum zu sprechen, so gedrückt wirkte die Stimmung in dem Raum.
Da räusperte sich Schnur. Alle schauten ihn erschrocken an.
»Ich habe hier den Bericht der Spurensicherung, der mir nicht gefällt«, sagte er.
»Aus Bonhoffs Wohnung?«, fragte Erik.
Schnur nickte.
»In der Wohnung wurden keine fremden Fingerabdrücke gefunden, was uns verrät, dass Bonhoff dort allein lebt«, begann Schnur. »Nur auf den Geldscheinen gab es welche.«
»Die nicht von Bonhoff stammen?«
»Genau!«
»Wissen wir, von wem sie stammen?«
»Ja!«
»Dann sag es uns endlich«, drängte nun Andrea.
»Sie stammen von Georg Remmark.«
»Der Steiger?«, fragte Andrea fassungslos.
Schnur nickte.
»Und sonst waren nirgends die Abdrücke von Remmark in der Wohnung zu finden?«, hakte Erik nach.
»Richtig!«
»Nur auf dem Geld?«
»Wieder richtig!«
»Vielleicht stammt das Geld aus Remmarks Besitz«, versuchte Erik zu erklären
»Du meinst, dass Bonhoff das Geld vorher schon von Remmark gestohlen hatte«, vergewisserte sich Schnur. »Und Remmark holt es sich wieder zurück.«
Erik nickte.
»Oder Remmark ist der Einbrecher. Er hat das Geld entdeckt, konnte es nicht lassen und fasste es mit bloßen Händen an«, spekulierte Andrea.
»Warum sollte er so unvorsichtig werden?«
»Er dachte, er nimmt es ja sowieso mit.«
»Den Gedanken hatte ich auch schon«, gab Schnur zu verstehen.
Der Teamchef der Spurensicherung fragte: »Warum bin ich hier?«
»Ich habe eine Genehmigung für eine Hausdurchsuchung von Remmarks Wohnung beantragt. Sobald die bei mir eintrifft, will ich, dass Sie nach übereinstimmenden Spuren in den beiden Wohnungen suchen«, antwortete Schnur. »Ich will klare Beweise, dass Remmark der Mann ist, den wir suchen. Es könnte auch sein, dass Remmark Bonhoff eine Falle stellen will.«
»Okay! I’m waiting …«
»… Deutsch bitte!«
»Ich warte.« Er zog sich in seine Ecke zurück und schwieg weiter.
»Du glaubst, dass Remmark das Phantom ist?«, wagte Erik nachzufragen.
»Wer sollte es denn sonst sein?«, fragte Schnur zurück. »Keiner kennt sich so gut aus wie er. Alle haben das Phantom gesehen, nur er nicht. Er scheint der Anführer in der Drogensache zu sein. Also profitiert er am Ende sogar, wenn er allein übrig bleibt. Alle Todesfälle wurden von ihm als Unfälle heruntergespielt – und das mit einer Überzeugung, dass sogar das Bergamt diese Aussage nicht mehr angezweifelt hat.«
»Okay. Es spricht einiges dafür. Aber wer war der Mann, den Grewe zusammen mit Arthur Hollinger im Erlebnisbergwerk gesehen hat? Der war schlank, das ist Remmark nicht.«
»Keiner von uns weiß, ob dieser Mann auch der angebliche Sponsor war. Es könnte genauso gut sein, dass Arthur einem Kumpel das EBV gezeigt hat und Remmark stieß dazu.«
»Stimmt! Remmark hat für diese Zeit kein Alibi«, meldete sich Andrea zu Wort. »Ich habe nämlich versucht, herauszufinden, wo er zu dieser Zeit war, bekam aber nur bestätigt, wo er während der Störungspause war.«
»Remmark als Phantom ist wirklich glaubhaft«, gestand Erik nach dieser Argumentation ein. »Zumindest glaubhafter als Karl Fechter.«
»Übrigens! Die Gerüchteküche um das Phantom hat inzwischen eine größere Reichweite«, meinte Andrea.
»Was willst du damit sagen?«, hakte Schnur verblüfft nach.
»Karl Fechters Sohn hat hier angerufen«, antwortete Andrea. »Er will heute noch hierher kommen und mit mir sprechen. Er will wissen, was dran ist. Ob wirklich sein Vater dahinterstecken
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