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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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rief: »Tony, alter Junge! Kannst das Mausen nicht lassen, was?«
    Erschrocken schaute sich Grewe um und erblickte Paolo Tremante. Der alte Casanova sah zwar älter aber immer noch gut aus, dachte er sich. Die grauen Strähnen verliehen ihm etwas Seriöses. Mit Handschlag begrüßte er ihn. Doch Tremante schlang seine Arme um Grewe, dass ihm für einige Sekunden die Luft wegblieb. Die Kraft hätte er dem Italiener gar nicht zugetraut.
    Aber der Reviersteiger war noch nicht fertig. Brummig rief er: »Darf ich meine Rede fortsetzen?«
    »Klar doch, Schorsch!« Tremante lachte so entwaffnend, dass Remmark seinen Ärger sofort wieder vergaß. Zwei junge Männer standen hinter ihm, die er als Auszubildende Bruno und Kevin vorstellte, die an diesem Tag zum ersten Mal unter Tage arbeiten sollten.
    »Wir werden alle dazu beitragen, dass diese Jungs unseren Job anständig lernen.«
    Die Zustimmung zeigte sich durch lautes Gelächter. Erst danach ging es durch einen langen Gang, der über die Werkstraße zur Lampenstube führte. Grewe hatte ein starkes Déjà-vu-Gefühl, als er sich seine Lampe an den Gürtel band. Er nahm die rote Fahrmarke mit der Nummer 533. Rot stand für Frühschicht.
    Dann ging es durch eine Pendeltür zum Schacht. Dort wartete der Schachthauer, der die Fahrmarken einsammelte, womit sichergestellt wurde, wer an diesem Morgen unter Tage gefahren war. Anschließend betraten sie den Korb. In rasender Geschwindigkeit ging die Fahrt hinunter in die Tiefe von fast tausend Metern. Am Füllort stiegen sie aus und steuerten den Bahnhof an, wo der Zug schon auf sie wartete. Die Fahrt in Richtung Velsen begann. Nach einer halben Stunde mussten sie in die Kulibahn umsteigen, die sie bis zum Eingang der Kopfstrecke transportierte. Am Ende der Kulibahn sprangen die meisten schon kurz vorm Haltesignal ab.
    Grewe konnte erst an dieser Stelle Michael Bonhoff erkennen, der im Transportwagen vor ihm gesessen hatte. Bonhoff vermied jeden Blickkontakt mit ihm, was Grewe darauf zurückführte, dass er sich nicht verraten wollte. Nur »Mimose« wusste, in welcher Funktion Grewe wirklich hier unten war.
    »Ihr wisst, was ihr zu tun habt«, rief Remmark, doch die Männer hörten ihn nicht mehr. Jeder ging zielstrebig an seinen Platz. An Grewe und die Lehrlinge gewandt, sagte er: »Als erste Tat unter Tage mauert ihr eine Tür zu. Das ist eine Arbeit, die ihr machen könnt, ohne dass ich dabei sein muss. Tony, du kannst ihnen dabei helfen. Anschließend gehst du zu Hans, unserem Abteilungssteiger, und lässt dir zeigen, welche Aufgabe du übernehmen musst. Pitt war Schildfahrer. Und Kevin und Bruno, ihr meldet euch dann wieder bei mir.«
    Alle nickten und folgten dem Steiger. Sie gingen den Streb hinunter bis an Schild Eins, dem Beginn des Strebs.
    Remmark sprang über einen querliegenden Bund Verzugsmatten und lief so schnell, dass die anderen Mühe hatten, ihm zu folgen. Dann gelangten sie zum Bandberg I. Über das Band fuhren sie wieder hinauf auf die fünfte Sohle und blieben an einer alten, verrosteten Eisentür stehen.
    »Hier wird zugemauert. Das Material findet ihr da drüben im Querschlag.« Das war alles, was Remmark dazu sagte. Dann verschwand er.
    Zurück blieben Grewe und die beiden jungen Lehrlinge mit erstaunten Gesichtern.

    Trotz der Dunkelheit war Kullmann am frühen Morgen so wach und aufgekratzt, dass er Ankes staunende Blicke nicht wahrnahm. Er packte die Zeitung, die er gerade am Frühstückstisch las, in seine Aktentasche und machte sich startklar. Auch Martha war hellwach. Mit gut gelauntem Geplapper nahm sie Lisa in den Arm.
    »Habt ihr eine besondere Hallo-Wach-Teesorte oder warum seid ihr so munter am frühen Morgen?«, fragte Anke mürrisch.
    Kullmann lachte und meinte: »Nein. Wir sind nur fröhlich, dass das Leben wieder seinen gewohnten Gang geht.«
    »Damit meinst du, dass du als Pensionär deine ehemalige Arbeit antreten kannst«, sagte Anke und musste plötzlich selbst lachen. Dann fügte sie noch schelmisch an: »Habe ich dir eigentlich gefehlt oder meine Funktion als Kriminalbeamtin?«
    Kullmann knuffte sie zart auf die Schulter und meinte: »Rede keinen Unsinn! Du weißt, was du uns bedeutest.«
    Dann verließen sie das Haus. Verkehrslärm schlug ihnen entgegen.
    Anke erschrak und stöhnte: »Ich hatte schon vergessen, wie laut es an dieser Straße ist.«
    »Du wirst dich schnell wieder daran gewöhnen«, beteuerte Kullmann und nahm die vielen Stufen hinunter zur Garage.
    Die Fahrt begann. Der

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