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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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kommentierte Kullmann.
    »Das soll es nach außen ja auch. Aber überleg doch mal: Welcher Bergmann geht freiwillig in den Alten Mann ?«
    Kullmann erinnerte sich noch gut an diesen Begriff aus der Bergmannssprache, weil er ihm damals – vor elf Jahren – bitter aufgestoßen war. Alter Mann ! Zuerst hatte er gedacht, die Rede sei von ihm gewesen, weil er der Älteste dort unten gewesen war. Doch dann hatte man ihn eines Besseren belehrt. Der Belustigung der Bergmänner über Kullmanns Reaktion hatte er es zu verdanken, dass er genau wusste, wovon Schnur sprach. Und er musste ihm recht geben. Kein Bergmann ging freiwillig in diesen Hohlraum, der nach dem Kohleabbau zurückblieb.
    »Und nun glaubst du, dass wir hier keinen Mörder unter Tage suchen, sondern einen Serienmörder?«, fragte Kullmann, nachdem er diese neuen Informationen aufgenommen hatte.
    »Ich weiß es nicht«, gab Schnur zu. »Ich habe Andrea und Erik beauftragt, sich die Unfallakten der alten Fälle geben zu lassen und mit den Angehörigen zu sprechen. Ich will jedes Detail aus ihrem Leben wissen, bevor sie zu Tode kamen. Vielleicht spricht jetzt jemand etwas freimütiger als damals, weil viel Zeit vergangen ist.«
    »Der Gedanke an einen Serienmörder ist mir noch gar nicht gekommen«, sagte Ann-Kathrin erschrocken. »Das ist ein Grund mehr, diese Undercover-Aktion sofort abzubrechen.« An Schnur gewandt, fügte sie an: »Damit wird Grewe nicht einem gewöhnlichen Mörder ausgesetzt – obwohl das schon eine böse Untertreibung ist –, sondern gleich einem Serienmörder.«
    »Wir wissen doch nicht, womit wir es zu tun haben. Und wenn wir weiterschlafen, werden wir es nie herausbekommen …«
    Ann-Kathrin hob beide Hände und brachte Schnur zum Schweigen. »Du hast noch jeden Fall aufgeklärt. Warum also nicht auch diesen?«
    »Habe ich das nicht gerade erklärt?«, brauste Schnur auf.
    »Nicht in dem Ton, sonst werde ich die Aktion sofort abblasen«, drohte Ann-Kathrin.
    Diese Drohung ließ alle verstummen.
    Kullmann ahnte, was der wahre Grund für diese Meinungsverschiedenheit war. Die Vertraulichkeit, die er gerade zwischen Jürgen Schnur und der Staatsanwältin beobachtet hatte, verhieß nichts Gutes. Eine solche Beziehung konnte nicht gut enden, zumal Schnur verheiratet war.
    »Entschuldige«, gab Schnur kleinlaut bei. »Ich sehe wirklich keine andere Chance. Grewe kennt alle Fakten dieses Falles und war einverstanden, wieder in die Bergmannskluft zu steigen.«
    »Okay.« Ann-Kathrin nickte. »Ich will über alles bis ins Detail informiert werden. Sobald ich das Gefühl habe, dass uns die Sache entgleitet, blase ich die Aktion wieder ab.«
    Mit schnellen Schritten rauschte die rothaarige Frau aus dem Büro.

    Grewe schaute die jungen Männer einzeln an und stellte fest, dass er sich in dieser Gruppe ganz unbefangen geben konnte. Diese Lehrlinge waren zum ersten Mal unter Tage und würden nicht merken, wenn ihm ein Fehler unterlief. Erleichtert drückte er die Klinke an der alten Eisentür herunter, um sie zu öffnen. Doch die Tür gab nicht nach. Sie war verschlossen.
    »Hat einer von euch den Schlüssel dazu?«, fragte er.
    Kopfschütteln war die Antwort.
    »Sollen wir die Tür etwa mit zumauern?«
    »Keine Ahnung. Der Steiger hat von einem Querschlag gesprochen«, erinnerte der junge Mann, der sich als Kevin vorgestellt hatte. »Vielleicht ist dort der Schlüssel.«
    Grewe ging einige Meter weiter, bis er zu seiner rechten Seite auf den besagten Gang traf. Dort lagerte alles, was sie zum Mauern benötigten. Aber kein Schlüssel zur Tür.
    Kevin rüttelte an der unnachgiebigen Tür und fragte: »Was ist eigentlich dahinter, das wir einfach zumauern sollen?«
    »Laut Schorsch eine Gezähekammer«, antwortete Grewe.
    »Und warum sollen wir diese Kammer für immer verschließen?«
    Grewe zuckte mit den Schultern. Er wusste es selbst nicht.
    »Steht sie unter Wasser, weil sie so lange nicht mehr benutzt wurde?«, fragte der andere, der sich als Bruno vorgestellt hatte.
    »Das kann nicht sein«, widersprach Grewe. »Das Wasser wäre unter der Tür durchgelaufen.«
    »Also gibt es keinen Grund, diese Kammer zuzumauern.«
    »Möglicherweise doch«, meinte Grewe. »Es könnte sein, dass sie einstürzt, wenn die Stahlrundstützen dem Gebirgsdruck nachgeben.«
    »Und wenn dort noch Material gelagert wird, dass wir gebrauchen könnten?«, zweifelte Kevin weiter.
    »Das glaube ich nicht, wenn diese Kammer schon seit so langer Zeit verschlossen ist«,

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