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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Ich habe beobachtet, dass es immer dieselben Männer sind, die ihm etwas abkaufen.«
    »Kennst du ihre Namen?«
    »Einige! Aber nicht alle«, gab Bonhoff zu.
    »Okay. Das will ich mir anschauen.«
    »Aber nur mit mir zusammen«, beharrte Bonhoff.
    Sie steuerten den Bandberg an, auf dessen linker Seite das Band lief. Dort sprangen sie mit einem Hechtsprung hinauf, löschten ihre Kopflampen und sausten in hoher Geschwindigkeit nach oben zur fünften Sohle. Hundert Meter vor ihrem Ziel sprangen sie wieder herunter und legten die letzte Strecke zu Fuß zurück.
    Doch kaum gelangten sie auf die Sohle, sahen sie die Kameraden gefährlich nah an ihrem Schlupfwinkel stehen und hektisch gestikulieren. Hastig zogen sie sich zurück. Sie konnten deutlich erkennen, wie der Steiger Remmark den Italiener anschrie, wobei Tremante immer verzweifelter wirkte.
    »So habe ich die Jungs noch nie gesehen«, gab Bonhoff zu.
    »Wenn hier wirklich ein Drogendeal läuft«, meinte Grewe, »dann ist das eine logische Konsequenz daraus. Ich würde sagen, sie streiten um ihren Anteil.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.« Bonhoff schüttelte den Kopf. »Schon seit Jahren geht das so. Nie hat es auch nur die geringste Missstimmung unter ihnen gegeben.«
    »Und warum bist du nicht mit im Boot?«
    »Ich bin nie gefragt worden«, gab Bonhoff zu. »Aber ich weiß auch nicht, ob ich so etwas machen wollte.«
    »Also kannst du nicht mit Sicherheit sagen, was die da drüben verkaufen?«
    »Nein. Aber nach antiken Möbeln sieht es nicht aus«, gab Bonhoff schroff zurück.
    Sie harrten noch eine Weile aus. Dann sahen sie, wie Tremante sich von der Gruppe löste und allein den Rückweg zum Streb antrat. Die anderen Männer wirkten immer noch erregt. Aber seit Tremantes Weggang sah es nicht mehr wie ein Streit aus.
    »Irgendetwas ist heute aus dem Ruder gelaufen«, sinnierte Bonhoff. »Nur wird uns niemand sagen, was.«
    »Da wär ich mir nicht so sicher«, widersprach Grewe. Auf Bonhoffs erstaunten Blick hin ergänzte er: » Amore wirkte ziemlich aufgebracht und alleingelassen. Wenn wir ihm mehr Verständnis entgegenbringen als Remmark, spricht er vielleicht mit uns.«
    Die Stimmen wurden leiser.
    Neugierig schauten sie in die Richtung der Männer, die sich mit schnellen Schritten immer weiter von ihnen entfernten.

    Der Weg zur Grube Velsen führte an Gersweiler und Klarenthal vorbei, eine Gegend, die durch den Bergbau, Kohlekraftwerke und Industriebauten grau und trostlos aussah. Doch kaum hatten sie die Häuser von Klarenthal hinter sich gelassen, durchfuhren sie ein großes Waldgebiet. Anke saß auf dem Beifahrersitz und genoss die Veränderung. Erik summte das Lied mit, das gerade im Autoradio lief. Damit sorgte er für heitere Stimmung und ließ sie das trübe und kalte Wetter vergessen. Eriks falsches Mitsingen brachte Anke zum Lachen. Doch sie wollte es ihm nicht zeigen. Seine Laune war gut und so gefiel er ihr. Munter wippte sie im Takt und ließ die inzwischen bunt gefärbten Laubbäume am Straßenrand in schnellem Tempo an sich vorbeirauschen.
    Doch leider war dieser schöne Moment viel zu schnell vorbei, schon kam ein Förderturm in Sicht. Anke ahnte, dass sie an ihrem Ziel angekommen waren. Natürlich war dies eine Dienstfahrt, was sie nicht vergessen durfte. Und doch hätte sie jetzt stundenlang so weiterfahren können.
    Sie fuhren auf einen Schotterparkplatz vor einer Gaststätte.
    »Das ist die Kaffeeküche«, erklärte Erik. »Eigentlich hätten wir dort auch etwas essen können. Aber da hatte ich eben nicht mehr dran gedacht.«
    »Macht nix. Dann trinken wir dort nach getaner Arbeit einen Kaffee«, schlug Anke vor. »Ich lade dich ein.«
    »Das ist ein Wort!«
    Sie stiegen aus.
    Erik zeigte seiner Kollegin den Förderturm, der zurzeit stillstand. Er wies auf die Seilscheibe in zweiundvierzig Metern Höhe und sagte: »Dort oben war er eingeklemmt.«
    Anke bekam fast eine Genickstarre, so hoch kam ihr das vor. Also schaute sie wieder auf den Boden und meinte: »Sieht wirklich spektakulär aus.«
    »Und das wollen die Bergleute uns als Unfall verkaufen.«
    Anke schlenderte weiter über den Platz und schaute sich um. Erik konnte ihr die ehemaligen Funktionen der großen Hallen erklären. Anke meinte: »Das ist eine völlig andere Welt. Kein Wunder, dass es so schwer für uns ist, dort etwas auszurichten.«
    »Man müsste uns nur lassen. Aber die Bergleute schotten sich ab.«
    »Das ist wirklich seltsam. Es sollte doch in ihrem Sinne sein,

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