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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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keinen Mietvertrag abschließen.«
    Anke schaute in den Unterlagen nach, bis sie den Namen fand, und las ihn vor: »Hildegard Fechter, geb. Mertens … Tims leibliche Mutter.«
    »Und wo ist diese Wohnung?«, fragte Erik weiter.
    »In Großrosseln.«
    »Und was macht Tim Fechter? Wovon lebt er?«
    »Er ist an der Uni in Saarbrücken immatrikuliert und belegt die Fächer Mathematik und Informatik.«
    Erik pfiff durch die Zähne und meinte: »Dann muss er aber ein helles Köpfchen sein.«
    »In seiner Wohnung habe ich ihn nicht erreicht«, fuhr Anke fort.
    »Vielleicht macht er gerade Mittagspause«, spekulierte Erik mit einem Grinsen. »Genau das, was ich jetzt gern mit dir machen möchte.«
    »Zuerst gebe ich Jürgen noch das Ergebnis meiner Ermittlung«, sagte Anke und wollte gerade das Zimmer verlassen, als Erik sie aufhielt und meinte: »In seinem Büro wirst du unseren Chef nicht antreffen.«
    »Und wo treffe ich ihn an?«
    »Ich glaube, zurzeit sitzt er bei Andrea.« Erik schmunzelte.
    »Was ist los?«, fragte Anke verdutzt. »Du klingst so komisch.«
    »Es ist genau das passiert, was du prophezeit hast. Jürgen hat jetzt Ärger mit seiner Frau.«
    »Und dann geht er zu Andrea?« Anke staunte. Wieder spürte sie das Gefühl, um ihren Platz in dieser Abteilung fürchten zu müssen. Andrea war gerade mal ein paar Monate hier und schon herrschte zwischen ihr und Schnur diese Vertrautheit.
    »Sie kennen sich schon lange«, antwortete Erik schnell. »Andrea war schon vor uns allen hier in der Abteilung. Sie kannte Jürgen schon, da war er noch Student und nicht verheiratet. Deshalb vertraut er ihr mehr als uns.«
    Anke schaute Erik prüfend an und überlegte, ob er inzwischen gelernt hatte, Gedanken zu lesen. Aber das war nicht der Fall, wie sein nächster Satz bestätigte: »Deshalb erfahre ich auch alles nur aus zweiter Hand. Aber Andrea mag mich. Sie verheimlicht mir nichts.«
    »Das tut mir leid für unseren Chef. Immer war er der Vorbild-Ehemann, hat für seine Frau und seine Kinder seine eigene Karriere zurückgestellt. Und dann kommt eine hübsche Staatsanwältin und bringt den sonst so kühlen Kopf durcheinander.«
    »Tja. Er steht wohl auf Rothaarige«, meinte Erik mit einem Augenzwinkern.
    »Dann fällt sein roter Bart nicht so auf«, fügte Anke an und trat auf den Flur.
    »Wohin willst du jetzt mit all deinen neuen Erkenntnissen gehen?«
    »Wie sagt der Saarländer so schön: ›Erst mol gudd gess‹!«, feixte Anke. »Oder hast du deine Einladung zum Mittagessen schon vergessen.«
    »Zuerst einmal heißt es bei euch Saarländern ›Hauptsach gudd gess‹«, korrigierte Erik. »Und an eine Einladung kann ich mich wirklich nicht erinnern.«
    »Dann habt ihr Kölner ein schlechteres Gedächtnis als wir Saarländer.«
    »Oder ihr Saarländer seid einfach nur geschickter darin, euch Einladungen zum Essen zu besorgen.«
    Sie gingen durch den langen Flur zum Fahrstuhl. In die Stille hinein meinte Anke: »Mir ist aufgefallen, dass wir hier an einem Fall arbeiten, der in jeder Hinsicht ungewöhnlich ist.«
    »Wie meinst du das?«
    »Zuerst einmal dürfen wir nicht offiziell ermitteln. Also schwindeln wir den Leuten ständig etwas vor, um an unsere Informationen heranzukommen. Und zweitens kenne ich den Tatort noch gar nicht. Sowas gehört doch normalerweise dazu. Oder etwa nicht?«
    Erik drückte auf den Fahrstuhlknopf, grübelte eine Weile und meinte dann: »In einem Punkt kann ich dir helfen. Wir fahren nach der Mittagspause zur Grube Velsen.«

    Anton Grewe blickte sich erschrocken um. Doch als er Micheal Bonhoff sah, atmete er erleichtert aus und fragte: »Warum hältst du mich fest?«
    »Ich gehe mit dir, wenn du den Jungs folgen willst«, stellte Bonhoff klar.
    »Das ist mein Job. Du würdest dich großer Gefahr aussetzen.«
    »So rücksichtsvoll?«, kam es hämisch von Bonhoff zurück. »So warst du damals aber nicht.«
    Grewe schluckte. Doch er fasste sich schnell und erwiderte: »Damals ging es auch nicht um Leben und Tod.«
    »Was die Jungs auf der fünften Sohle machen, hat auch nichts mit Leben und Tod zu tun.«
    »Und was machen sie dort?«
    Bonhoff zögerte eine Weile, bis er endlich herausrückte: »Ich bin ihnen schon oft gefolgt. Dabei habe ich beobachtet, wie kleine Päckchen ihre Besitzer gewechselt haben. Für mich sah es aus, als würden sie hier unten mit verbotenen Sachen handeln. Drogen vielleicht.«
    Grewe staunte nicht schlecht.
    »Remmark ist derjenige, der die Verhandlungen übernimmt.

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