Blutige Seilfahrt im Warndt
ist.«
Frau Bendrup zog die Luft scharf ein. Es dauerte einen kurzen Moment, bis sie sie wieder ausstieß. Dann keifte sie: »Wollen Sie mir unterstellen, schuld am Tod dieser Männer zu sein?«
»Ich versuche nur, die losen Fäden zu einem Ganzen zu bringen. Und wie es aussieht, hängen die Einbrüche mit den Todesfällen zusammen.«
»Heißt das, dass bei den anderen ebenfalls eingebrochen worden ist?«
»Genau das!«
»Darüber hat nie jemand mit mir gesprochen«, versicherte Frau Bendrup.
Damit war Frau Bendrup entlassen. Erst als sie das Büro verlassen und den Fahrstuhl betreten hatte, meinte Erik: »Ich vermute, dass Georg Remmark auch den anderen Angehörigen Geld angeboten hat, damit sie über die Ereignisse schweigen.«
»Das klingt so, als wäre Remmark der Drahtzieher für den Drogenhandel«, erkannte Andrea. »Aber ist er auch der gesuchte Mörder?«
Schnur schaute die beiden an und wartete ab, welche Theorie sie dazu hatten. Als keine weiteren Kommentare mehr fielen, sagte er: »Um alle diese Männer zu töten, muss er ein Motiv haben. Und wie es sich nach Frau Bendrups Aussage darstellt, hat ihm Uwe Bendrup keins geliefert.«
»Wie meinst du das?«
»Es klingt doch so, als habe sich Uwe Bendrup an dem florierenden Drogengeschäft beteiligt und keinerlei Anstalten gemacht,es zu unterbinden.«
»Unterbinden?«
»Bei der Polizei anzeigen, meine ich damit.«
»Stimmt! Also bringen uns diese neuen Erkenntnisse auch nicht weiter.« Andrea stöhnte.
Schnur stimmte ein, was Erik dazu veranlasste, sich ebenfalls durch ein Brummen missmutig zu zeigen.
Anke stand am anderen Ende des Flurs und lachte, als sie die klagenden Töne hörte. »Man könnte meinen, ihr wollt aufgeben«, rief sie.
»Man könnte meinen, dass du etwas hast, was uns weiterbringt«, entgegnete Schnur.
»Allerdings!«
Damit hatte sie die Kollegen am Haken. Neugierig folgten sie ihr ins Büro und an ihren Schreibtisch, hinter dem sich Anke niederließ.
»Wie eine Sirene hast du uns angelockt«, meinte Schnur grinsend. »Nun lass erklingen, was du herausgefunden hast.«
»Die Witwen waren sehr gesprächig, was wahrscheinlich durch die beiden neuen Todesfälle ausgelöst wurde«, begann Anke. »Sie halten nicht mehr hinter dem Berg.«
»Gut für uns«, kommentierte Schnur.
»Horst Stänger wurde 2002 getötet. Bei ihm wurde eingebrochen und Geld gestohlen, von dem die Frau nichts gewusst hat. Erst am nächsten Tag, als ihr Mann den Einbruch bemerkte, war er mit der Sprache herausgerückt, dass er dort Geld gehortet hatte. Die Ehefrau hatte kein gutes Gefühl dabei. Sie ahnte, dass das Geld nicht rechtens war. Deshalb haben sie über den Einbruch geschwiegen.«
»Soweit waren wir auch schon.«
»Mit dem kleinen Unterschied«, sprach Anke weiter, »dass die Ehefrau ihren Mann dazu überreden konnte, mit diesen Geschäften aufzuhören. Drei Tage später endete er zerkleinert im Kohlebrecher.«
Nun horchten alle neugierig auf.
»Das heißt also, dass auch Horst Stänger aus dem Geschäft aussteigen wollte?«
Anke nickte.
»Gibt es Parallelen?«
»Allerdings! Alois Witzke im Jahr 2004. Bei ihm wurde eingebrochen, wenige Tage später wollte er aus dem Geschäft aussteigen. Doch dann verschwand er für immer im Alten Mann .«
»Das ist ja wirklich eine heiße Spur«, erkannte Erik. »Wir hätten Frau Bendrup darauf ansprechen müssen.«
»Das holen wir einfach nach«, beschloss Andrea.
»Ich bin ja noch nicht fertig«, meldete sich Anke zu Wort. »Harald Stark starb 2008. Bei ihm wurde eingebrochen, wie bei den anderen auch. Seine Witwe hat mir ebenfalls bestätigt, dass ihr Mann aus dem unehrlichen Geschäft aussteigen wollte.«
»Wussten die Frauen, womit sich ihre Männer das Geld verdient haben?«, fragte Schnur.
»Sie konnten es sich denken.«
»Warum haben die Frauen nie untereinander darüber gesprochen?«
»Die Bergmannsloyalität bezieht sich – wie der Begriff schon sagt – nur auf die Männer«, gab Anke schief grinsend zurück. »Bei den Frauen liegen die Dinge eindeutig anders. Keine hat je mit einer anderen darüber gesprochen.«
»Wie sieht es bei den neuen Todesfällen aus, bei Peter Dempler und bei Arthur Hollinger?«
»Von Andrea wissen wir, dass Peter Dempler nach einem Streit mit seiner Frau das ganze Geld zurückgeben wollte. Also passt er genau ins Bild.«
Schnur saß nachdenklich vor Ankes Schreibtisch, rieb sich über sein Kinn und meinte: »Jetzt ist es wichtig für uns herauszufinden,
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