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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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lebte dieser Mann in der Grube, nur um seine Rache üben zu können. Er war der gesuchte Mörder, für den jetzt der Zeitpunkt gekommen war, zum finalen Schlag auszuholen. Es war Karl Fechter. Er war sich sicher.
    Grewe bekam Gänsehaut.

    »Jetzt kommen Sie erst auf die Idee, sich um diesen Einbruch zu kümmern?«, fragte Uwe Bendrups Witwe in einer Tonlage, dass Erik in Andreas Büro stürmte und fragte: »Kannst du Hilfe brauchen?«
    »Sieht so aus«, gestand Andrea, deren Gesicht hochrot geworden war. »Die Dame ist erregt, weil wir uns jetzt erst um den Einbruch kümmern.«
    Frau Bendrup atmete tief durch, wobei ihr Mantel über ihrer Brust bedrohlich spannte. Dann meinte sie: »Mein Mann und ich hatten die Schweinerei damals angezeigt. Das war einige Tage vor Uwes Tod. Aber es hat sich keiner von Ihnen darum gekümmert.«
    »Und warum haben Sie sich nicht mal erkundigt?«, fragte Andrea höflich.
    »Weil ich andere Sorgen hatte«, schrie die Frau schon wieder.
    Erik trat auf sie zu und ermahnte sie, leiser zu reden. Doch damit erreichte er etwas anderes. Die Frau schaute den großen, blonden Mann an und begann herzzerreißend zu weinen.
    Erik verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben die Witwe. Er beschloss, Andrea mit dieser Frau nicht allein zu lassen.
    Es dauerte eine Weile, bis sich Frau Bendrup beruhigt hatte. Dann meinte sie unter Schluchzern: »Sie erinnern mich an meinen Mann!« Dabei schaute sie Erik an. »Er war auch so groß und so stark. Und dann plötzlich hieß es, er sei verunglückt. Zwischen das Gebirge und die Schilde sei er geraten. Stellen Sie sich das mal vor! Wie soll ein erfahrener Bergmann dort oben aus Versehen zu Tode gequetscht werden?«
    Diese Frage war berechtigt. Die beiden Beamten schauten sich ratlos an.
    Doch die Besucherin bemerkte das nicht. Sie redete einfach weiter: »Ich hatte es immer gewusst. Das Geld bringt Unglück. Als Uwe sagte, dass er es auf keinen Fall auf die Bank bringen wollte, war mir klar, dass dieses Geld nicht ehrlich verdient war.«
    »Welches Geld?«, fragte Andrea.
    »Das Geld, das bei dem Einbruch gestohlen wurde.«
    »Wie viel war es?«
    »Sehr viel! Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Scheine gesehen. Aber gezählt habe ich es nicht, weil ich ahnte, dass uns dieses Geld Unglück bringen wird.«
    »Wie meinen Sie das?«, hakte Erik nach.
    »Nach dem, was passiert ist, fragen Sie noch?« Wieder glucksten Schluchzer aus der Kehle der Witwe. »Das ist doch ganz einfach: An einem Sonntagabend wurde bei uns eingebrochen und das ganze Geld war weg. Nur das Geld. Alle anderen Wertsachen lagen noch herum. Und vier Tage später stirbt mein Mann, weil ihn ein Schild zerquetscht. Da muss ich nicht zwei und zwei zusammenzählen.«
    »Der Tod Ihres Mannes wurde offiziell als Unfall erklärt«, stellte Erik klar. »Warum haben Sie das hingenommen, wenn Sie nicht an einen Unfall glaubten?«
    Nun wurde es ganz still in dem Büro.
    Erst jetzt bemerkten sie, dass die Tür zum Flur noch offen stand. An den Rahmen gelehnt, stand Schnur und belauschte die Befragung. Er gab ihnen zu verstehen, nicht auf ihn aufmerksam zu machen. Also schauten Andrea und Erik wieder auf Frau Bendrup und warteten auf eine Antwort.
    »Schorsch kam bei mir vorbei«, sagte sie leise.
    »Mit Schorsch meinen Sie Georg Remmark?«, hakte Erik nach.
    Die Frau nickte. »Er bat mich, nicht zur Polizei zu gehen. Ich sollte an Uwes Kameraden denken. Wenn die Bergpolizei plötzlich auftauchen und Ungereimtheiten feststellen würde, bestünde die Gefahr, dass die Grube vorzeitig geschlossen würde. Und das hätte Uwe bestimmt nicht gewollt.«
    »Was hat er Ihnen dafür gegeben, dass Sie den Mund halten?«
    »Geld! Was sonst? Die Männer hatten zusammengelegt.«
    »Wer hatte zusammengelegt?«
    »Alle!«
    »Können Sie uns die Namen sagen?«
    »Schorsch, Harry, Pitt, Addi, Hansi und Amore«, zählte die Witwe auf.
    »Und welche Ungereimtheiten hätte die Polizei dort unten aufdecken können?«
    »Das müssen Sie wohl selbst herausfinden«, gab die Witwe schnippisch zurück.
    »Wir sind ja dabei«, meinte Erik mit einem entwaffnenden Lächeln, das den neu entflammten Zorn aus dem Gesicht der Frau wieder vertrieb. »Diese Ungereimtheiten sind wohl die Ursache für die vielen Todesfälle unter Tage«, erklärte er.
    Die Witwe schaute Erik nur verständnislos an.
    »Damit meine ich, dass nicht nur Ihr Mann wegen unehrlich verdienten Geldes gestorben

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