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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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unwohl fühlen, glaube ich dir nicht. Du schnüffelst hier herum.«
    Mit diesen Worten ließ der massige Mann Grewe allein in der Dunkelheit zurück.

    Schnur und Kullmann steuerten das Fördermaschinenhaus an, in dem Siegfried Hemmerling als Maschinist arbeitete. Wie Schnur von Grewe erfahren hatte, war der Mann an dieser Position immer am besten darüber informiert, wer wann mit dem Förderkorb fuhr.
    In der großen Halle fiel den beiden Beamten zuerst die Dampffördermaschine von Dingler ins Auge. Sie nahm fast den gesamten Raum ein. Das Alter dieser Maschine war ihr nicht anzusehen. Sie stammte aus dem Jahr 1916 und war immer noch voll leistungsfähig. Direkt neben dem Eingang befand sich eine Kabine aus Holz mit großer Glasscheibe, hinter der sie den Maschinisten sehen konnten. Sie klopften an und betraten die enge Kammer. Erst jetzt konnten sie sehen, mit welchen technischen Raffinessen dieser unscheinbare Raum ausgestattet war. In jeder Ecke hing ein Bildschirm, auf dem Siegfried Hemmerling die Bewegungen an einigen Stellen unter Tage beobachteten konnte. Ebenso war der Schacht Gustav II deutlich zu sehen, dessen Körbe um diese Zeit stillstanden.
    »Was wird das hier?«, fragte der Maschinist nicht gerade freundlich.
    »Wir haben einige Fragen«, erklärte Schnur.
    »Ihr Kollege wurde grausam getötet«, fügte Kullmann an. »Sie wollen doch bestimmt, dass wir Arthur Hollingers Mörder finden.«
    Siegfried Hemmerling schwieg.
    »Benahm sich Arthur Hollinger am Morgen, bevor er starb, ungewöhnlich?«, begann Schnur mit seinen Fragen.
    »Nein.«
    »Vielleicht nervös, ängstlich, überreizt, oder schlecht gelaunt?«
    »Nein.«
    »Hat Arthur Hollinger mit Ihnen darüber gesprochen, dass er einen Termin mit einem potenziellen Sponsor an diesem Morgen hatte?«
    »Ja!«
    »Und weiter«, drängte Schnur.
    »Nichts weiter.«
    »Sie wollen sich jedes Wort aus der Nase ziehen lassen?«
    Hemmerling grinste unverschämt.
    »Okay! Dann wird es etwas länger dauern«, mischte sich Kullmann ein, zog sich einen Schemel heran und setzte sich darauf. Dann fragte er: »Was hat Hollinger Ihnen über den Mann gesagt, mit dem er sich treffen wollte?«
    »Nichts!«
    »Aber erwähnt hat er ihn?«
    »Ja.«
    »Dann geben Sie mir doch bitte den genauen Wortlaut wieder, mit dem Hollinger Ihnen von seinem Termin berichtet hat.«
    Nun geriet Hemmerling ins Staunen. Er riss die Augen weit auf und meinte: »So genau kann ich mich doch nicht mehr erinnern.«
    »Oh, Sie können sogar ganze Sätze sprechen«, spottete Kullmann. »Aber trotzdem sind Sie meiner Bitte nicht gefolgt.«
    »Ich kann Ihnen den Wortlaut nicht wiedergeben, weil ich ihn nicht mehr weiß.«
    »Aber etwas wissen Sie doch noch.«
    Hemmerling nickte.
    »Und was?«
    »Er sagte, dieser Sponsor wäre vielversprechend. Er hätte bereits am Telefon von großen Geldsummen gesprochen«, antwortete Hemmerling mürrisch. »Angeblich sei dieser Mann der Geschäftsführer der Autoreifenfirma Karkasse und Kautschuk aus Saarbrücken. Deshalb war Addi euphorisch. Er hatte tatsächlich geglaubt, damit das EBW retten zu können. Von schlechter Laune habe ich nichts bemerkt.«
    »Haben Sie gesehen, wie dieser angebliche Geschäftsführer dieser Firma hier angekommen ist?«
    »Ja!«
    Kullmann wich zurück, als hätte der Mann etwas Unanständiges gesagt. Auch Schnur war blass vor Erstaunen.
    »Warum sagen Sie uns das erst jetzt?«
    »Weil ich nicht auf die Idee gekommen bin, dass dieser Sponsor mit dem Mord an Addi zu tun haben könnte.«
    Kullmann schüttelte verständnislos den Kopf. Schnur rieb sich über sein Kinn, auf dem sich mal wieder die ersten Stoppeln bildeten.
    »Wie sah der Mann aus?«, fragte Kullmann nach einer Weile weiter.
    »Groß und schlank. Den Rest kann ich nicht beurteilen, weil ich ihn erst gesehen habe, als er einen Helm trug.«
    So viel hatten sie bereits von Grewe erfahren. Also half ihnen diese Beschreibung nicht weiter.
    »Haben Sie gesehen, mit welchem Auto er gekommen ist?«
    »Nein. Die meisten parken vor der Kaffeeküche. Dort kann ich nicht hinsehen.«
    »Hat Hollinger irgendwann mal einen Namen genannt?«
    »Nein.«
    »Hat Hollinger erwähnt, dass bei ihm eingebrochen worden ist?«
    Hemmerling schaute überrascht auf Kullmann, überlegte eine Weile, bis er verneinte.
    »Sie wissen etwas darüber«, erkannte Kullmann sofort. »Warum verschweigen Sie uns das?«
    »Ich weiß nichts, verdammt noch mal. Dauert das noch lange?«
    »So lange, bis wir fertig

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