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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Schnell sprach sie weiter: »Der Einbrecher hat bei den Demplers Geld gestohlen.«
    »Welche Überraschung.«
    »Viel Geld!«, präzisierte Andrea.
    »Wie viel?«
    »Die genaue Summe wusste sie nicht.«
    »Aber sie wusste schon länger von dem Geld?«
    »Ja!«
    »Wie lange schon?«
    »Nach ihren Angaben erst seit einigen Tagen, weil sie beim Saubermachen darauf gestoßen ist. Aber sie wollte das Geld niemals haben, weil sie ahnte, dass es ihnen nicht zustand. Sie wollte, dass ihr Mann das Geld wieder dorthin zurückbringt, wo er es herhat. Sie haben sich so gestritten, dass Peter Dempler einige Nächte auf dem Sofa geschlafen hat.«
    Erik sinnierte, nachdem er seine Portion Hackbraten mit Champignons und Gemüse aufgegessen hatte: »Viel Geld klingt genau nach dem, was wir schon lange vermuten: Nämlich Geld aus dem Drogenhandel.«
    »Sagt uns das denn, dass bei den anderen Einbrüchen dasselbe gestohlen wurde?« Mit dieser Frage bremste Schnur Eriks Eifer.
    »Heute Nachmittag erfahren wir hoffentlich von Frau Bentrup, was bei ihr gestohlen wurde. Sie war damals die einzige, die den Einbruch angezeigt hatte. Gestern hatte ich sie nicht angetroffen, dafür aber telefonisch zu uns bestellt«, erklärte Andrea.
    Schnur nickte. »Also warten wir erst mal ab, was bei Frau Bentrup damals gestohlen wurde. Dann können wir vielleicht ein Muster erkennen.«
    »Ist das bei zwei Fällen von fünf – oder sechs, wenn wir Arthur Hollinger dazu zählen – nicht ein bisschen wenig, um gleich ein Muster zu erkennen?«, gab Erik zu bedenken.
    »Und du bist der perfekte Viktimologe«, merkte Schnur dazu an.
    »Hallo, ihr zwei!«, rief Andrea. »Mich Xanthippe nennen, aber selbst kein bisschen besser sein.«
    Schnur rieb sich verlegen über sein Kinn und gab grinsend zu: »Ihr lernt viel zu schnell. Bald braucht ihr mich nicht mehr.«
    »Also überleg dir gut, welchen Ton du anschlägst.«
    »Ich gebe zu, ich war ein bisschen schroff. Das macht wohl die Ungewissheit«, gab Schnur nach. »Wir fischen im Trüben, während Grewe in diesem tiefen, dunklen Loch auf sich allein gestellt ist. Das zehrt an meinen Nerven.«
    »Zumindest hat Grewe einen Verbündeten«, murmelte Anke. »Dieser Michael Bonhoff wirkt auf mich sehr zuverlässig.«
    »Anke, wenn ich dich so ansehe, fällt mir eine Frage ein«, reagierte Schnur darauf.
    »Was eigentlich bei Tim Fechter herausgekommen ist«, vollendete Anke den Satz.
    »Du kannst Gedanken lesen.«
    Anke gab das Gespräch mit Karl Fechters Sohn wieder. Zum Abschluss meinte sie mit einem Blick auf Erik: »Auf uns hat er ehrlich gewirkt. Die Frage, ob sein Vater das Ganze lebend überstanden haben könnte, hat ihn total fertig gemacht. Er wirkte erschüttert, weil er sich ganz sicher ist, dass sein Vater zu ihm gekommen wäre und sich nicht irgendwo verstecken würde.«
    Schnur leerte seinen Teller und schob ihn beiseite. Eine Weile sagte niemand etwas, bis er selbst murmelte: »Es wird immer trüber.«
    »Hä?« – »Wie bitte?« – »Reden wir jetzt über das Wetter?«, fragten alle gleichzeitig.
    Schnur lächelte. »Endlich habe ich Leben in eure müden Geister gebracht. Allerdings spreche ich nicht vom Wetter, auch wenn das ebenfalls sehr trüb aussieht. Ich meinte nur, dass die Aussichten bei unseren Ermittlungen immer trüber werden.«
    »Nicht so negativ«, munterte Andrea auf. »Zuerst einmal warten wir ab, was uns die Witwe von Uwe Bendrup erzählt.«
    »Und ich befrage die anderen Witwen beziehungsweise Hinterbliebenen«, verkündete Anke. »Dann kommt Licht ins Dunkel.«
    »Okay! Dann wollen wir uns mal wieder an unsere Arbeit begeben«, beschloss Schnur.
    Sie stellten ihre Tabletts mit dem Geschirr auf die Ablage, durchquerten den Hof und betraten das Gebäude, in dem ihre Büros lagen.
    Kaum waren sie im oberen Flur angekommen, trat ihnen eine ältere Dame entgegen und stellte sich als Maria Bendrup vor. Andrea begleitete sie in ihr Büro.
    Schnur setzte seinen Weg in sein eigenes Zimmer fort und entdeckte sogleich das Schreiben, das auf seinem Schreibtisch lag. Es war der Bericht des Gerichtsmediziners über das Untersuchungsergebnis der Reste von Arthur Hollinger.
    Seufzend ließ er sich nieder und begann zu lesen.

    Grewe streckte sich auf dem schmalen Bett aus und ließ den Blick über die Decke wandern. Die Ecken waren mit Stuck aus Pappmaché verziert, eine billige Methode, die ihn schon immer abgestoßen hatte. Seine Eltern wollten nach außen die Wohlhabenden markieren, dabei

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