Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
Vom Netzwerk:
versucht, es zum Läuten zu animieren. Bis es endlich losschrillte. Sein Herz war ihm vor Aufregung fast aus der Brust gesprungen. Doch zu seiner großen Enttäuschung war es sein Vorgesetzter, um ihm den neusten Ermittlungsstand durchzugeben. Danach hatte nur noch Stille geherrscht. Bonhoff hatte sich nicht gemeldet.
    Nun standen sie in unmittelbarer Nähe nebeneinander und sprachen kein Wort miteinander.
    Grewe spürte, wie seine alten Wunden wieder aufrissen. Damals war es dasselbe Gefühl gewesen, das ihn täglich auf der Arbeit gequält hatte. Damals hatte er noch nicht einmal gewusst, wie Bonhoff zu Männern stand. Trotzdem hatte er alle seine Gefühle in diesen Mann investiert. Damals war seine Schwärmerei nicht gut ausgegangen – kein Happy End.
    Wie würde es heute sein?
    Er trat auf ihn zu, tippte ihn an die Schulter und fragte: »Was ist los?«
    Sein Herz schlug ihm dabei bis zum Hals.
    »Was los ist?«, kam es unwirsch zurück. »Willst du, dass wir auffallen? Ich benehme mich ganz normal wie immer.«
    Grewe schluckte. Damit hatte er nicht gerechnet. War das eine Ausrede oder die Wahrheit?
    »Ich muss Material holen«, wich er schnell aus.
    Er ging, ohne eine weitere Reaktion von Bonhoff zu bekommen. Innerlich brodelte es in ihm. Mit dieser Aktion hatte er nichts erreicht, was ihn noch mehr ärgerte.
    Er schaute sich um und stellte fest, dass Remmark ihn schon wieder beobachtete. Da stimmte doch etwas nicht. Warum ließ ihn der Steiger nicht aus den Augen? Verhielt sich Bonhoff deshalb so übervorsichtig?
    Sein Weg führte durch die Fußstrecke, von der er direkt in den Hauptquerschlag gelangte. Dort legte er einen Weg zurück, der ihn in immer größere Einsamkeit führte. Er schaute sich um und stellte fest, dass keine Bergmänner mehr zu sehen waren. Je mehr er sich entfernte, umso leiser und dunkler wurde es. Bei dem Gedanken, dass sich hier ein Phantom herumtrieb, wurde ihm flau im Magen. Er schüttelte den Kopf. Seit wann glaubte er an solchen Quatsch. Hier war ein Mensch am Werk und kein Phantom.
    Die Stille machte ihn nervös.
    Plötzlich hörte er ein scharrendes Geräusch, als schleifte jemand seinen Fuß über den Boden. Erschrocken schaute er sich um. Ein Bergmann stand in einiger Entfernung von ihm, starrte ihn an und verschwand dann ohne ein Zeichen oder einen Gruß in einem Seitenstollen.
    Grewe erinnerte sich nicht mehr, wie Karl Fechter ausgesehen hatte. Außerdem war dieser Mann zu weit weg gewesen, um ihn erkennen zu können. Trotzdem hatte er das ungute Gefühl, hier in der Einsamkeit in der Klemme zu stecken.
    Nervös fragte er sich, wo er war. Er wollte so schnell wie möglich diese verdammten Bohrkronen abholen und zu seiner Partie zurückzukehren.
    Da klopfte ihm jemand auf die Schulter.
    Mit einem Aufschrei drehte er sich um und schaute direkt in das hämisch grinsende Gesicht seines Steigers.
    »Was ist los, Tony? Bist du auch einem Geist begegnet, was?«, spuckte er aus.
    »Nein!«, wich Grewe der Frage aus. Er ahnte, dass er diesem Mann lieber nicht verraten sollte, was er gerade gesehen hatte. Einer plötzlichen Eingebung folgend meinte er: »Ich fühle mich nicht wohl. Wer ist denn der Nothelfer hier bei uns?«
    »Willst mich wohl verarschen?«, lautete die Antwort.
    Verdutzt schaute Grewe drein und überlegte, was an dieser Frage falsch war. Es fiel ihm nichts ein. Als er kein weiteres Wort mehr sagte, beruhigte sich Remmark wieder und brummte: »Hansi macht den Nothelfer.«
    »Hansi?«, staunte Grewe. »Damals, als ich hier angefangen habe, aber noch nicht. Oder?«
    »Nein! Damals war Fechter dafür zuständig.« Remmark wollte sich gerade umdrehen und weggehen, als er es sich anders überlegte. Mit einem Schritt stand er wieder vor Grewe und fragte: »Wer bist du wirklich? Warum bist du wieder hier?«
    »Aber, das habe ich dir doch gesagt!« Grewe gab sich Mühe, seine Stimme fest und sicher klingen zu lassen.
    »Deine vielen Fragen und deine Psychonummern gefallen mir nicht.«
    »Psychonummern?«
    »Wie du die Jungs zum Reden bringst, wenn sie anfangen herumzuspinnen«, antwortete Remmark. »Damit hilfst du hier keinem. Im Gegenteil! Mit der dummen Behauptung, Fechter würde hier herumgeistern, verbreitet sich nur Panik unter den Männern. Das können wir nicht gebrauchen.«
    »Ich habe doch nur …«
    »Ich weiß, was du getan hast. Und ich werde noch herausfinden, warum du wirklich hier unten bist.«
    Grewes Knie wurden weich.
    »Und deine Masche, du würdest dich

Weitere Kostenlose Bücher