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Blutige Spuren

Blutige Spuren

Titel: Blutige Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Liemann
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ziehen? Hatte man ähnliche Gelegenheiten in einem Verwaltungsjob, selbst an einer koordinierenden Stelle?
    » Also « , führte sie weiter aus, » ich habe das Für und Wider lange abgewogen. Es kann keine wirklich befriedigende Lösung sein, einen erfahrenen, erfolgreichen Polizisten aus seinem Tätigkeitsfeld zu nehmen, nur um ihm einen anderen verantwortungsvollen Posten zu geben. Allerdings sehe ich keine Alternative, jedenfalls keine überzeugende. «
    Er nickte, blind.
    » Ich bin überzeugt, dass als Büroleiter am ehesten Wolfgang Lichtenberg in Frage kommt « , verkündete sie nun.
    Er nickte, automatisch.
    Du bist ein Idiot, dachte er. Die älteste Gedankenfalle – Selbstsucht. Den Kopf vernebelt von Sekt und Sex und sonst was.
    » Wolfgang? « , fragte er, und er schüttelte den Kopf, stand auf. » Sie wollen Wolfgang Lichtenberg zum Büroleiter machen? Wie soll er denn dann … Da kann er doch nicht nebenbei weiterhin für mich arbeiten! «
    » Da haben Sie recht. Büroleitung ist ein Fulltimejob. «
    » Aber er, er … Er ist ein Vollblutpolizist. Ich glaube nicht, dass er glücklich wäre, vollends zum Bürohengst zu werden. «
    » Sind Sie da ganz sicher, Herr Sternenberg? «
    Er merkte, dass er sich auf dünnem Eis bewegte. » Ich kann ihn nicht entbehren. Er ist mein erfahrenster und wichtigster Mitarbeiter. Er hat die ganze Zeit für mich gearbeitet. Wir sind ein eingespieltes Team. «
    » Glauben Sie, er wäre als Büroleiter im Polizeipräsidium ungeeignet? «
    » Frau Rixdorf, Wolfgang hat eine Menge Talente. Er hat mir immer den Rücken frei gehalten mit all dem Papierkram. Sie werden von mir kein schlechtes Wort über ihn hören. Ganz im Gegenteil. Aber er ist eben in erster Linie ein hervorragender Rechercheur. Wenn er Büroleiter wird, ist dieses ganze Talent, die ganze Erfahrung verschenkt. «
    » Das sehe ich nicht so. Ich will einen Praktiker auf dem Posten. Ich will, dass dort jemand sitzt, der von den Fällen her denkt, von der eigentlichen Arbeit seiner Kollegen. Es gibt schon zu viele Technokraten, Minipolitiker und Juristen, die unsere Arbeit koordinieren wollen, ich will endlich einen Polizisten als Koordinator, der, wie Sie sagen, die Erfahrung hat und weiß, worauf es ankommt. Das müsste Ihnen entgegenkommen, Herr Sternenberg. «
    » Ich kann mir nicht vorstellen, dass Wolfgang mir vorschreibt, wie ich meine Fälle zu bearbeiten habe, während mir selbst keine Mitarbeiter mehr zur Verfügung stehen. «
    » Sie haben ein Problem damit, dass Sie eine Weisung von einem ehemaligen Mitarbeiter bekommen? «
    » Das meine ich nicht. «
    » Wolfgang Lichtenberg als Ihr Vorgesetzter – ist das Ihre Sorge? «
    Ja, dachte er.
    » Nein « , sagte er.
    » Die Sorge wäre unberechtigt, Herr Kollege. Der Büroleiter steht ja außerhalb der Hierarchie. Wie gesagt, er wird koordinieren, und das wird natürlich auch Ihren Bereich betreffen. «
    » Meine Sorge ist, dass ich keine Mitarbeiter mehr habe « , erklärte Sternenberg. Er setzte sich und begann mit den Fingern eine Aufzählung. » Petra ist im Erziehungsurlaub. Alleinerziehende Witwe, das kann dauern. Wolfgang soll in den Stab abwandern. Rebecca und Walter sind ohnehin weg … «
    » Seit mehr als einem Jahr « , wiegelte sie ab.
    » Doch damit ist das Team mehr als halbiert. Mir bleiben nur Tarek und Isabel. «
    » … die von Ihnen fortwährend über den grünen Klee gelobt werden … «
    » Ja, sie sind ein Glücksgriff. Aber haben Sie sich mal deren Überstundenkonten angesehen? Urlaub haben beide in diesem Jahr noch nicht gehabt. «
    » Vielleicht sollten Sie Herrn Dodorovic etwas mehr einbinden? «
    » Dodo? Entschuldigung – wollen Sie mir ernsthaft eine Halbtagskraft aus dem Personalüberhang als Kommissaranwärter anbieten? Einen in Jugoslawien nicht fertig ausgebildeten Kraftfahrzeugmechaniker, der Angst vor Autos hat? Und keinen Führerschein?! Er macht bei mir schon alles, was er kann, denke ich. Das könnte eventuell ein wenig mehr sein, aber er hat seine Grenzen. Na ja … unter Umständen wäre Wolfgang ein ausgezeichneter Büroleiter. Immerhin ist er ordentlich, sauber, fleißig und ehrlich. «
    Sie lächelte. » Nun gut, mein Vorschlag war nicht fundiert. Ihrer ist es auch nicht. Sie kennen die Personalsituation in Berlin. Wir müssen mit den Ressourcen umgehen, die wir haben. «
    » Immerhin kürzen Sie meine Mitarbeiter von sechs auf zwei, während sich die Fallzahlen verdoppeln. Wir haben den ganzen Bereich

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