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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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legt die Hand auf den Knauf, wendet den Kopf und sieht mich an. »Ich möchte gern das Tagebuch haben, wenn die Polizei es nicht mehr braucht.«
    Ich schaffe nur ein Nicken.
    Er öffnet die Tür und geht.
    Ich starre hinter ihm her, will den wachsenden Schmerz in meiner Brust nicht wahrhaben. Und wünschte, ich hätte ihm für sein Kommen gedankt, ihn wissen lassen, wie gut ich ihn verstehen kann. Das Telefon klingelt, und im Display steht die Nummer vom BCI . Augenblicklich schalte ich im Kopf um, schlage die innere Tür zu den alten Gefühlen zu und greife zum Hörer. »Habt ihr was gefunden?«
    »Der Techniker hat den Ausschnitt vergrößert«, erwidert Tomasetti mit angespannter Stimme. »Er hat den Verlust durch die Auflösung so gut es geht ausgeglichen. Das Ergebnis habe ich dir gerade per E-Mail geschickt.«
    Ohne den Hörer wegzulegen, öffne ich mein Mail-Programm und klicke auf Senden/Empfangen. Seine Mail plus Anhang ist angekommen. Mit einem Klick öffne ich den Anhang.
    Der Techniker hat gute Arbeit geleistet, ohne das Foto übermäßig zu manipulieren. Vor Gericht würde es wohl nicht zugelassen, doch es reicht, dass ich das Gesicht im Fenster erkenne.
    »O mein Gott«, höre ich mich sagen.
    Entsetzt springe ich vom Stuhl hoch, lege auf, ohne mich zu bedanken, und stürme zur Tür.

23 . KAPITEL
    Auf dem Weg nach draußen schnappe ich mir Glock. »Wir haben vielleicht einen Zeugen«, sage ich und schiebe mich hinter das Steuer des Explorers.
    »Sie machen Witze!« Ungläubigkeit in der Stimme, setzt er sich auf den Beifahrersitz. »Und warum hat er sich nicht gemeldet?«
    »Weil es ein Kind ist.«
    »Ein Kind? Verdammt. Wer denn?«
    »Billy Zook.«
    Ich merke, wie er den Namen einzuordnen versucht. »Der amische Junge von der Schweinefarm?«
    »Der geistig zurückgebliebene amische Junge mit der Sprachbehinderung.«
    Das muss Glock erst einmal verdauen. »Was hat er denn um diese Uhrzeit auf der Farm der Planks zu suchen?«
    »Keine Ahnung, aber das werden wir herausfinden.«
    Kurz darauf biege ich in den Schotterweg zur Zook-Farm. Eine weiße Staubwolke folgt mir bis zum Haus. Ich parke neben dem Buggy und steige aus. Hinter mir murmelt Glock etwas über den Schweinegestank, doch ich bin so erpicht darauf, mit Billy zu reden, dass ich den Geruch kaum wahrnehme.
    Ich klopfe heftig an die Haustür und warte. Die Tür geht auf, und Alma erscheint. Sie trägt ein blaues Kleid und eine vollgekleckerte schwarze Schürze. Auf ihrer Stirn und Oberlippe stehen Schweißperlen. Sie kocht Tomaten ein, was ich am Geruch erkenne.
    Weil ich ihre Mithilfe brauche, begrüße ich sie auf Pennsylvaniadeutsch. Sie sieht von mir zu Glock und wieder zu mir. Da sie spürt, dass ich nicht zum Plaudern gekommen bin, bittet sie uns nicht herein. Vorsicht steht in ihren Augen, und ich frage mich, ob sie den Grund für mein Kommen schon kennt.
    »Ich muss mit dir über deinen Sohn reden«, sage ich.
    William Zook erscheint neben seiner Frau, in schmutzigen Stiefeln, die Spuren auf dem Boden hinterlassen. Er ist offensichtlich durch die Hintertür ins Haus geeilt, als er uns hat kommen sehen.
Sie wissen, warum wir hier sind
, denke ich sofort.
    »Wir haben Ihnen schon alles gesagt«, antwortet William.
    »Aber nicht, dass Billy in der Mordnacht auf der Plank-Farm war.«
    Alma schnappt nach Luft, presst die Hand auf die Brust.
    William macht den Mund auf und wieder zu, ohne etwas zu sagen. Schließlich spricht er mit zitternden Lippen. »Warum sagen Sie so etwas über Billy?«
    Die Amischen sind normalerweise ausgesprochen ehrlich. Doch wie alle Menschen verschließen sie manchmal die Augen vor der Wahrheit. Besonders dann, wenn sie jemanden beschützen wollen, den sie lieben, und erst recht, wenn es sich dabei um ein Kind handelt.
    Ich erzähle ihnen von dem Video. »Es ist Billy. Er war dort. Ich muss mit ihm sprechen, und zwar jetzt.«
    William starrt mich an, störrisch und ängstlich, die Wangenmuskeln angespannt. »Er hat den Verstand eines Kindes.«
    »Er hat vielleicht den Mörder gesehen«, erwidere ich. »Er kann ihn vielleicht identifizieren.«
    Keiner von beiden stellt meine Behauptung in Abrede, doch sie bitten uns nicht herein.
    »Der Übeltäter ist tot«, sagt William. »Ich kann nicht verstehen, wozu es noch gut sein soll, mit Billy zu sprechen.«
    »Wir glauben, dass der Mörder einen Komplizen hatte.« Ich sehe an ihm vorbei zu Alma, die neben ihm steht und die Hände ringt. »Bitte, ich muss mit Billy

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