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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Gesicht, dann schüttelt er den Kopf. »Weiß ich nicht. Hab nicht geguckt.«
    Das Befragen von Kindern ist nicht gerade meine Spezialität, und schon gar nicht von jemandem wie Billy. Doch er ist mein einziger Zeuge. Wenn ich den Fall lösen will, brauche ich die Informationen, die in seinem Kopf eingeschlossen sind. In Gedanken habe ich schon beschlossen, Tomasetti anzurufen. Er soll jemanden schicken, um ein Phantombild anzufertigen.
    Ich wage mich an die etwas härteren Sachen heran. »Erzählst du mir, was du in der Nacht gesehen hast?«
    Jetzt sieht Billy zum ersten Mal verängstigt aus. Er schüttelt den Kopf von einer Seite zur anderen, wie ein Hund, der sich nach einem Sprung ins Wasser das Fell ausschüttelt.
    »Hast du Mary gesehen?«, frage ich.
    »Nein.«
    »Wen hast du gesehen?«
    »Die
Englischen

    »Was haben sie getan?«
    Die Brauen des Jungen kräuseln sich, er presst die Lippen zusammen und sieht aus wie ein Kind, dem etwas nicht schmeckt. »Schlimme Sachen.«
    »Was für Sachen, Billy?«
    »Sie haben Marys
Mamm
zum Weinen gebracht.«
    Ich kämpfe gegen meine Ungeduld. »Wie haben sie Marys
Mamm
zum Weinen gebracht? Was haben sie gemacht?«
    »Der Erdbeermann hat Mr Plank eingeschläfert.«
    »Eingeschläfert?«
    »Wie
Tatt
die Schweine einschläfert für Wurst.«
    Ich sehe William an. Ich weiß, bis auf die Milchkühe schlachten die Amischen ihr Vieh selbst.
    William Zook presst die Fingerspitzen auf die Nasenwurzel und seufzt.
    »Was machen Sie mit den Schweinen, Mr Zook?«, fragt Glock.
    Zook sieht ihn verstört an. »Ich erschieße sie, bevor ich sie schlachte. Das ist weniger grausam.«
    Ich wende mich wieder Billy zu. »Was hast du gemacht, nachdem sie Mr Plank eingeschläfert haben?«
    »Das hat mir nicht gefallen«, sagt der Junge. »Da bin ich heimgelaufen.«
    In dem Moment fällt mir die Nacht ein, als ich jemandem ins Maisfeld hinterhergejagt bin. »Bist du in der nächsten Nacht zurückgekommen, um nach Mary zu sehen?«
    Der Junge blickt auf den Boden, nickt heftig. »Sie war nicht da.«
    »Und wen hast du gesehen?«
    Er malt mit der Schuhspitze einen Kreis auf den Boden. »Sie sind bestimmt böse.«
    »Nein, das verspreche ich dir.«
    »Ich hab Sie gesehen.«
    ***
    »Das arme Kind hat alles mit angesehen.« Glock und ich sind auf dem Weg zurück zum Revier.
    »Er war es, dem ich in der Nacht ins Maisfeld gefolgt bin.« Ich seufze. »Zumindest wissen wir jetzt, dass sie zu zweit waren.«
    »Der Junge muss Todesängste ausgestanden haben«, sagt er.
    »Mir ist erst dann wohler, wenn der zweite Mörder nicht mehr frei rumläuft.«
    »Wir kriegen ihn, Chief.«
    Ich wünschte, ich hätte den gleichen Optimismus. »Der Erdbeermann ist ganz klar Todd Long.«
    »Von dem Zweiten wissen wir nur, dass er braune Haare hat, was nicht viel ist.«
    Ich hatte gehofft, den Komplizen eindeutig identifizieren zu können, und kann meine Enttäuschung nicht verbergen. Als ich auf meinem Parkplatz am Polizeirevier stehe, schlage ich mit den Händen aufs Lenkrad. »Verdammt.«
    »Was sollen wir jetzt machen?«
    »Jemanden um einen Gefallen bitten.«
    ***
    Tomasetti ist auch nicht gerade optimistisch. »Hat der Junge Long erkannt?«
    »Ja.«
    »Und du willst ein Phantombild machen lassen, weil du hoffst, dass er uns vom zweiten Mann eine brauchbare Beschreibung geben kann?«
    »Wir haben nur ihn. Ich finde, es ist die Mühe wert.« Ich sitze an meinem Schreibtisch, blicke aus dem Fenster und kämpfe gegen meine Mutlosigkeit. »Kennst du jemanden, den du schicken kannst? Der gut mit Kindern umgehen kann oder Erfahrung mit geistig Behinderten hat?«
    »Willst du die gute Nachricht oder die schlechte?«
    »Die schlechte kannst du für dich behalten.«
    »Geht leider nicht.« Er seufzt. »Meine Bosse haben Wind davon bekommen, dass ich bei deinem Fall mitmische.«
    »Na klasse. Gerade wenn man glaubt, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann.« Jetzt bin ich dran mit Seufzen. »Tut mir leid. Ich hätte dich nicht um Hilfe bitten sollen.«
    »Ich hab’s angeboten.«
    »Der Deputy Superintendent macht sich vor Angst fast in die Hose. Hat mich für morgen früh in sein Büro beordert.«
    »Klingt nicht gut. Machst du dir Sorgen?«
    »Warum sollte ich.«
    »Tomasetti …«
    »Sieh mal, Kate, ich sag’s nicht gern, aber wenn ich hier weiter mitarbeite, könnte das deinen Fall vermasseln.«
    Ich denke kurz darüber nach. »Dann nehme ich den Dienstweg.«
    »Das dauert zu lang. Ich höre mich mal um, ein oder

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