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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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ganzes Leben lang. Ich habe ihm erlaubt, mich zu fotografieren, was viele Amische nicht tun würden. Ich habe eingewilligt, dass er mich interviewt, und ein paar Tage später … haben wir eine Beziehung angefangen.«
    »Wie lange war er in Lancaster County?«
    »Drei Wochen.« Er seufzt. »Das waren die besten drei Wochen meines Lebens. Wir waren diskret, aber meine Eltern hielten es nicht aus, uns zusammen zu sehen. Sie nannten es Teufelei.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Sie haben mit dem Bischof geredet und mich dann gezwungen, ebenfalls mit ihm zu sprechen.« Er grinst. »Ich habe mich geweigert zu beichten und muss wohl nicht noch betonen, dass das Ganze ein ziemlicher Reinfall war.«
    »Ich habe mit einem Bischof in Lancaster County telefoniert und ihn nach Verwandten gefragt, aber Ihr Name ist nicht gefallen.«
    »Na ja, es gibt mehrere Kirchengemeinden und mehr als einen Bischof im County. Und nicht zu vergessen die Kommunikationsprobleme zwischen Englischen und Amischen.«
    »Wer war Ihr Bischof?«
    »Edward Fisher.«
    Ich schreibe den Namen auf. »Was ist passiert?«
    »Ich wurde unter
Bann
gestellt.«
    »War das schlimm für Sie?«
    »Natürlich. Ich war siebzehn Jahre alt und noch nicht getauft. Trotzdem wurde ich von meiner Familie und der restlichen Gemeinde ausgegrenzt. Ab da wollte niemand mehr mit mir zusammen essen.« Er zuckt die Schultern. »Ich war traurig, weil mir klar war, dass ich niemals zurückkonnte, auch wenn meine Eltern und der Bischof sich noch so sehr bemühten.«
    »Die Übergangszeit muss schwer gewesen sein.«
    »Meine Eltern und die amische Gemeinde gaben mir das Gefühl … schmutzig zu sein. Ich hatte eine Menge Schuldgefühle.«
    »Waren Sie wütend?«
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Aber so bin ich nicht.«
    »Sie wurden wegen tätlicher Bedrohung verurteilt.«
    Er läuft rot an. »Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht.«
    »Ich weiß auch von Ihrer Jugendstrafe.«
    »Also wirklich, ich war noch ein Kind, verwirrt und wütend.«
    »Manchmal wird aus einem verwirrten, wütenden Kind ein verwirrter, wütender Erwachsener.«
    »Nicht in meinem Fall.«
    »Hören Sie, Aaron, ich beschuldige Sie nicht, ich brauche nur ein paar Antworten. Es würde uns beiden viel Zeit sparen, wenn Sie mir einfach alles erzählen.«
    Einen Moment lang herrscht Schweigen, dann sage ich: »Also, was haben Sie als Jugendlicher angestellt?«
    Kopfschüttelnd drückt er sich die Finger an die Stirn. »Ich habe eine Scheune angezündet.«
    »Warum?«
    Er spannt die Wangenmuskeln an. »Weil meine Eltern mir verboten hatten, Rob zu sehen.«
    Ich nicke. »Wurde jemand verletzt?«
    »Nein.«
    »Wie alt waren Sie?«
    »Siebzehn.«
    »Wieso wurde die englische Polizei gerufen?« Wenn so etwas passiert, regeln das normalerweise die Amischen untereinander.
    »Der Deputy des Sheriffs hat den Rauch gesehen und die Feuerwehr alarmiert.« Er stößt einen tiefen Seufzer aus. »Wir hatten gerade versucht, das Feuer selbst zu löschen, als die Löschwagen dann eintrafen. Aber die Scheune war nicht mehr zu retten. Der Sheriff ist gekommen, und am Ende hat mein Vater ihm erzählt, dass ich es war.«
    »Das muss Sie sehr wütend gemacht haben.«
    »Richtig.«
    »Wurden Sie verhaftet?«
    Er nickt. »Und angeklagt. Wegen Brandstiftung.«
    »Kam es zu einer Gerichtsverhandlung?«
    »Ich habe mich schuldig bekannt. Der Richter verdonnerte mich zu zweihundert Stunden gemeinnütziger Arbeit, und einen Monat später musste ich noch beim Wiederaufbau der Scheune helfen. Glauben Sie mir, ich habe für meine Tat bezahlt.«
    »Und die tätliche Bedrohung?«
    Wieder errötet er. »Hören Sie, Sie liegen falsch, ich bin kein gewalttätiger Mensch.«
    »Sie haben eine Scheune angezündet, Sie haben jemanden verprügelt. Was soll ich denn denken?«
    Er nimmt sich zusammen. »Ich habe die Beherrschung verloren. Und ehrlich gesagt, er hatte es verdient.«
    »Wer ist ›er‹?«
    »Ein Typ in der Bar. Ein beschissener … Schwulenhasser. Er hat ’n Haufen unpassende Bemerkungen gemacht.«
    »Sind Sie empfindlich in Bezug auf Ihre Sexualität?«
    »Nein, ich hatte nur … ich hatte zu viel getrunken.«
    Ich nicke, bin aber noch nicht fertig mit ihm.
    »Kann ich jetzt gehen?« Er steht abrupt auf, sieht von mir zu Glock und wieder zu mir. »Wissen Sie, ich habe gerade meine Familie begraben. Und Sie besitzen die Unverfrorenheit, mich gleich nach dem Begräbnis hierherzubeordern und wie einen Verbrecher zu behandeln.«
    »Ich

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