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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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gewesen wären.«
    Er schließt kurz die Augen, und da weiß ich, dass er sich schwere Vorwürfe macht, am Tod seiner Schwester zumindest mitschuldig zu sein. Vielleicht am Tod der ganzen Familie.
    »Nichts wird sie zurückbringen«, sagt er.
    »Stimmt. Aber die Wahrheit hilft manchmal, dass man nachts besser schlafen kann.«
    ***
    Es ist schon lange her, dass ich am Millers Pond war, und wie jedes Mal habe ich vergessen, wie schön es hier ist. Im Osten zieht sich unterhalb des Damms ein mit Bäumen gesäumter Grünstreifen den Painters Creek entlang, im Westen grenzt er an ein Maisfeld und im Norden an hüfthohes Alfalfa. Im Süden erstreckt sich der gelbgrüne Teppich eines Sojabohnenfeldes, so weit das Auge reicht.
    Der See selbst ist knapp einen Hektar groß. Im Sommer kann man hier schwimmen, im Winter Schlittschuh laufen. Nachts tummeln sich hier Liebespaare, Teenager trinken Alkohol und rauchen Marihuana. Es ist ein abgeschiedener Ort ohne offizielle Parkplätze. Der einzige Grund, warum es hier nicht ständig vor Menschen wimmelt, ist, dass man den See erst nach ungefähr achthundert Metern Fußweg erreicht.
    Da Ed Beacheys Haus auf dem Weg dorthin liegt, sind wir bei ihm vorbeigefahren. Auf meine Frage, ob Mary Plank je seine Hilfe gesucht habe, behauptete der Amisch-Mann, sie hätte nie Kontakt mit ihm aufgenommen, was ich ihm glaube. Ich hätte ihm gern versichert, dass sein Geheimnis gut bei mir aufgehoben ist, doch ich will nichts mehr versprechen, was ich vielleicht nicht halten kann.
    Wieder eine Sackgasse.
    Auf der Fahrt zum See habe ich Tomasetti eine Zusammenfassung des Gesprächs mit Aaron in der Küche gegeben. Wir sind beide nicht sehr optimistisch, den Baum mit den Initialen zu finden. Aber da die Fortschritte in diesem Fall äußerst zäh sind, hatte er nichts dagegen, dorthin zu fahren und auf gut Glück zu suchen.
    »Ziemlich viele Bäume hier.« Er parkt vor der Leitplanke, die als Absperrung dient.
    »Ich dachte, wir nehmen den Fußweg und sehen, was uns so ins Auge fällt.« Ich steige aus dem SUV . Es ist so still hier, ich kann die Bienen hören, die im Straßengraben um den Löwenzahn und die Goldruten schwirren.
    Tomasetti schließt den Wagen ab und setzt die Sonnenbrille auf. »Falls du damit auch Schuh- oder Reifenabdrücke meinst, dafür sind wir einen Monat zu spät.«
    Unsere Blicke treffen sich über die Motorhaube hinweg. »Mir ist klar, dass wir eine Nadel im Heuhaufen suchen, aber die Initialen könnten uns wirklich helfen.«
    Er nickt, doch ich merke, dass er von der Idee nicht viel hält. »Und wenn wir sie nicht finden, gibt es wenigstens genug Bäume, um uns den Kopf anzustoßen.« »Du gehst vor.«
    Da der asphaltierte Weg vor ungefähr vierhundert Metern aufgehört hat, steht Tomasettis Wagen auf Schottersteinen. Es gibt hier kaum Parkmöglichkeiten, doch angesichts des herumliegenden Mülls ist klar, dass viele Menschen herkommen. Dort, wo Unkraut und Schotter aufeinandertreffen, schimmern Glasscherben wie Diamanten in der Sonne. In der Umgebung sehe ich Dutzende Reifenprofile, unzählige Papiere von Süßigkeiten und ein gebrauchtes Kondom. Die meisten Leute räumen ihren Müll weg, aber die Ferkel sterben wahrscheinlich nie aus. »Okay. Es sind höchstens ein paar tausend Bäume, die wir checken müssen.« Tomasetti macht die Autotür wieder auf, sucht einen Moment im Innenraum herum und kommt mit zwei Einkaufstüten von Wal-Mart zum Vorschein. »Hier ist deine Beweismitteltüte«, sagt er und gibt mir eine.
    »Du bist ein echt findiger Mann, Tomasetti.« Ich nehme die Tüte. »Warst bestimmt bei den Pfadfindern, oder?«
    »Bis sie mich mit neun beim Rauchen erwischt und rausgeschmissen haben.«
    »War mir irgendwie klar.« Aber ich lächele. »Handschuhe hast du nicht zufällig dabei?«
    Er sieht im Wagen nach und hält schließlich eine Handvoll Papiertücher hoch. »Das muss reichen.«
    »Ihr vom BCI seid bis ins Kleinste mit Hightech ausgestattet.« Ich nehme ein paar Tücher und stecke sie ein.
    Er streift die Anzugjacke ab und wirft sie auf den Vordersitz. Darunter trägt er ein hellblaues Hemd, das unter den Achseln und im Rücken schweißnass ist. Er lockert die Krawatte, wobei am Hals Brusthaare zum Vorschein kommen und ich mich erinnere, dass er genau das richtige Quantum davon besitzt.
    »Gibt es sonst noch etwas, wonach wir Ausschau halten sollten, wo wir schon mal hier sind?«, fragt er.
    Ich schüttele den Kopf. »Sie waren mehrere Male hier, haben Wein

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