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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Bedeutung beimessen soll.«
    »Nichts ist ohne Bedeutung.«
    Ich warte, bis das Klacken ihrer Schuhe verklingt, nehme den Beutel, ziehe die Kordel auf und leere den Inhalt auf dem Schreibtisch aus. Ich erwarte keine weltbewegenden Enthüllungen, hoffe aber, dass die CD uns weiterhilft.
    Ein Spiegel, eine Tube Lipgloss, zwei zerknitterte Dollarscheine, eine getrocknete Blume, eine 25-Cent-Münze und eine CD purzeln heraus. Alles gewöhnliche Dinge, die junge Frauen heutzutage mit sich herumtragen. Außer der CD , bei der meine Antennen sofort auf Empfang schalten.
    »Die CD könnte interessant sein«, bemerkt Tomasetti überflüssigerweise.
    »Was zum Teufel macht ein amisches Mädchen mit einer CD ?«, frage ich mich laut. »Die Planks hatten nicht einmal Elektrizität, geschweige denn einen Computer.«
    »Und warum hat sie sie im Laden deponiert?«
    »Gute Frage.«
    »Lass sie uns kurz anschauen, dann schick ich alles per Kurier ins Labor«, sagt er. »Ich rufe vorher an und stelle sicher, dass wir Priorität eingeräumt kriegen.«
    Wieder denke ich daran, dass er inoffiziell agiert, sage aber nichts. Das hier hat jetzt Vorrang.
    Ich streife schnell ein paar Latexhandschuhe über, öffne die Schutzhülle und schiebe sie in den PC . Nachdem mein Virenprogramm sichergestellt hat, dass sie nicht infiziert ist, klicke ich mich zu dem Laufwerk für andere Datenträger durch und öffne die erste Datei.
    »Könnten Fotos sein«, sagt Tomasetti.
    »Ein Gesicht wäre wirklich gut.«
    »Das würde die Sache wohl ein bisschen zu einfach machen. Und wäre nicht zwangsläufig Beweismaterial.«
    »Es sei denn, sie sind verfänglich. Selbst wenn wir ihn nicht wegen der Morde drankriegen, dann vielleicht wegen Unzucht mit einer Minderjährigen oder wegen Kinderpornographie.« Auf meinem Bildschirm öffnet sich der Windows Media Player. Tomasetti lässt mich nicht aus den Augen. Ich klicke mit der Maus auf die Play-Taste. Das Video fängt an zu laufen. Musik ertönt. Beim Anblick von Mary Planks Gesicht bleibt mir fast das Herz stehen. »Das ist sie.«
    Nur entfernt nehme ich wahr, wie Tomasetti um den Schreibtisch herumkommt und sich neben mich stellt. Wie gebannt starre ich auf den Film, sehe ein billiges Motelzimmer mit schlechten Bildern an der Wand, zweierlei Nachttischlampen, integriertem Nachttisch. Mary Plank in traditioneller Amisch-Kleidung auf einem Bett mit rosa Decke. Dazu ohrenbetäubende Rock-Musik.
    Ein Mann betritt das Zimmer, ist aber nur von hinten zu sehen. Helle Haut, helle Haare, Ende zwanzig, schlank. Er trägt Jeans und ein blaues Hemd, das aus der Hose hängt. Auf dem Bett hebt Mary den Kopf und sieht ihn an. Ihr Blick irrt ziellos umher.
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, denke ich. Doch der Ekel steht ihr ins Gesicht geschrieben, und voller Entsetzen wird mir klar, dass das, was gleich stattfindet, nicht mit ihrem Einverständnis geschieht.
    Der Mann beugt sich zu ihr hinab und drückt seinen Mund fest auf ihren. Sie will das Gesicht abwenden, doch er drückt ihren Kopf zurück und zerrt an ihrem Kleid. Das Geräusch von zerreißendem Stoff wird von lauten Gitarren- und Trommelklängen übertönt. Der Anblick ihres bleichen Fleisches erzeugt bei mir Übelkeit. Ich will nicht mit ansehen, was gleich passiert. Doch wegsehen kann ich auch nicht.
    Sie trägt einfache Unterwäsche und hat noch immer den mageren Körper eines Mädchens in der Pubertät – schlaksige Arme, dünne Beine, kleine Brüste. Ihren schwachen Versuch, sich zu bedecken, vereitelt der Mann, indem er sie an den Haaren packt, aufs Bett drückt und sich zwischen ihre Beine drängt. Er schiebt seine Hose runter bis auf die Knie und dringt brutal in sie ein. Ihre Beine zucken bei jedem Stoß, ihre kindlichen Hände klammern sich am Bettbezug fest, Tränen strömen aus ihren Augen mit den schweren Lidern. Ich bin kurz davor, mich zu übergeben.
    »Zeig uns dein Gesicht, du feiges Schwein«, knurrt Tomasetti.
    Doch den Gefallen tut er uns nicht. Alles, was wir sehen, ist sein Profil.
    »Erkennst du ihn?«, fragt Tomasetti.
    Diese naheliegende Frage hätte ich mir schon längst selbst stellen müssen, aber ich bin zu geschockt von dem, was er ihr antut. Einem fünfzehnjährigen unschuldigen Mädchen. Einem Amisch-Mädchen. »Nein.«
    »Wir müssen den Kerl identifizieren. Was ist mit deinen Mitarbeitern?« Tomasetti geht zur Tür. »Das hier ist eine Kleinstadt. Vielleicht kennt ihn jemand.«
    Keiner von den Kollegen darf sie so sehen, denke ich nur und weiß, dass das

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