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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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dumm ist. Ich muss gegen die Gefühle ankämpfen, die mich bis ins Mark treffen. »Hol Glock und T.J. her.«
    Tomasetti verschwindet im Flur, und ich bin froh, einen Moment allein zu sein. Ich klicke auf Stop, um das Video anzuhalten, und lege gerade die restlichen Sachen zurück in den Beutel, als Glock, T.J. und Tomasetti eintreten.
    Ich erzähle ihnen von der CD . »Das Video ist schwer zu ertragen, aber wir müssen versuchen, den Mann zu identifizieren.«
    »Glauben Sie, das hat was mit den Morden zu tun?«, fragt T.J. und lässt sich auf dem Besucherstuhl nieder.
    Ich nicke. »Sie ist minderjährig. Das ist Hardcore-Zeug.«
    »Klingt wie ein Motiv.« Glock bleibt stehen. »Glauben Sie, er ist von hier?«
    »Möglich.« Tomasetti kommt um den Schreibtisch herum und stellt sich wieder neben mich. »Lass es laufen.«
    Ich klicke mit der Maus auf Play.
    Alle vier starren wir auf den Bildschirm, wie verängstigte Kinder, die einen furchteinflößenden Horrorfilm ansehen. Doch je länger ich zuschaue, desto mehr verwandelt sich mein Entsetzen in Wut. Ich sehe mehr Einzelheiten als beim ersten Mal. Mary Plank ist nicht nur bekifft, sondern vollkommen zugedröhnt. Sie ist unfähig, sich zu bewegen, sich zu schützen. Ihr Blick ist völlig abwesend und nimmt die Wirklichkeit nicht wahr.
    »Warum hebt sie so etwas auf?«, frage ich mich laut.
    »Und warum deponiert sie es ausgerechnet im Laden?«, fügt T.J. hinzu. »Ein ziemlich öffentlicher Ort.«
    »Vielleicht hatte sie Angst, dass zu Hause jemand die Sachen findet«, bemerkt Tomasetti. »Da ist sie lieber das Risiko mit dem Laden eingegangen.«
    »Oder sie wollte damit zur Polizei gehen«, sagt Glock.
    Wir starren immer noch auf den Bildschirm. Der Mann erscheint. Blickwinkel und Licht sind diesmal besser. Er ist groß, dünn. Ausgeblichene Jeans, rotblondes Haar. Ich kenne ihn! Aber woher?
    »Den hab ich schon mal gesehen«, sage ich.
    Tomasetti zeigt mit dem Finger auf den Monitor. »Das ist Long!« Todd Long. Der Mann, mit dem wir erst gestern Abend gesprochen haben.
    Ich stehe auf, schnappe mir Schlüssel und Jacke. »Den bringe ich hierher«, sage ich an Glock gewandt.
    Der einverständliche Männerblick, den Glock und Tomasetti tauschen, nervt. Sie glauben, ich werde Todd lynchen, und liegen nicht mal so falsch damit. Wut brodelt in mir wie in einem Dampfkochtopf, der jeden Moment zu explodieren droht. Er soll dafür bezahlen, ein fünfzehnjähriges Mädchen mit Drogen vollgepumpt und vergewaltigt zu haben.
    »Ich komme mit«, sagt Tomasetti.
    Ich weiß, dass er mich zurückhalten wird, bin aber viel zu wütend, um ihm auch noch dankbar dafür zu sein. Die selbstzerstörerische Ader in mir will natürlich nicht, dass er mich begleitet, doch die Polizistin in mir weiß, dass jeder noch so kleine Fehler den Fall gefährden könnte.
    »Gut«, knurre ich.
    »Er ist vielleicht auf der Arbeit«, sagt Glock. »Soll ich da mal hinfahren?«
    »Nehmen Sie T.J. oder Pickles mit.« Ich blicke Tomasetti an, hoffe, dass man mir meine unglaubliche Wut nicht ansieht. »Gehen wir«, sage ich.

20 . KAPITEL
    Auf dem Weg zum Melody Trailer Park verstoße ich gegen sämtliche Tempolimits. Die Verhaftung eines gewalttätigen Verdächtigen ist immer ein Nervenkitzel, besonders, wenn man ihm bislang nichts nachweisen konnte. Das versammelte Adrenalin im Wagen ist fast greifbar. Tomasetti hält neben mir die Armlehne umklammert. Er sieht aufgeregt aus – zu aufgeregt, wenn man bedenkt, dass seine Vorgesetzten keine Ahnung von seiner Anwesenheit hier haben. Das hätten wir schon längst klären müssen, denn ich darf keinesfalls riskieren, den Fall zu vermasseln. Wenn ein Verteidiger von so etwas Wind bekommt, wird er es dazu benutzen, um seinen Mandanten freizubekommen, ob der nun schuldig ist oder nicht. Das wäre nicht das erste Mal, dass so etwas geschieht.
    Mit quietschenden Reifen biege ich in die Wohnwagensiedlung ein und halte zwei Parzellen vor Longs Stellplatz am Straßenrand. Ich aktiviere das Funkgerät. »Hier 235. Ich bin vor Ort.«
    Glocks Anwort kommt knisternd. »Ich bin an seinem Arbeitsplatz. Long ist heute nicht erschienen.«
    »Kommen Sie hierher.«
    »Okay, fünf Minuten.«
    Ich stelle das Funkgerät ab. »Verstärkung ist unterwegs.«
    »Gehen wir.« Tomasetti hat die Hand am Türgriff.
    Ich halte ihn am Arm fest. »Bist du bewaffnet?«
    Er sieht mich düster an. »Was glaubst du denn?«
    »John, du bist nur zum Observieren hier.«
    Zornig blickt er mich an.

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