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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Daumen auf die Kühlraumtür. »Es riecht, als hätten Sie eine tote Kuh da drin.«
    »Das ist eigentlich keine Sache der Polizei«, bemerke ich. »Da sollten wir vielleicht besser das Gesundheitsamt einschalten.«
    »Gesundheitsamt?« Sichtlich beunruhigt, schenkt Hire uns wieder seine volle Aufmerksamkeit. »Dafür gibt es keinen Grund.«
    »Die schließen den Laden schneller, als Sie Luft holen können«, knurrt Tomasetti.
    Ich sehe Hire an. »Das wär doch wirklich schade. Wo am Wochenende doch wieder ein Rennen ist und Sie ne Menge Geld verlieren würden.«
    Hire hebt die Hände. »Also gut! Ich gucke nach, ob ich den verdammten Namen habe.«
    Leise murmelnd drückt er die Zigarette aus und gleitet vom Stuhl. Er schießt einen wütenden Blick auf mich, kommt aber hinter dem Tresen hervor und begibt sich wortlos nach hinten. Auf halbem Weg klingelt es am Drive-in-Schalter, und er dreht augenblicklich um. »Das geht vor.«
    »Ich kümmere mich drum«, sagt Tomasetti und zeigt mit dem Finger auf ihn. »Sie besorgen die Informationen, die Chief Burkholder braucht.«
    »Sie wissen doch gar nicht, wie man die Kasse bedient.«
    »Das krieg ich schon raus.«
    Hire läuft knallrot an, und auf seiner Stirn bilden sich Schweißtropfen. Er sieht mich an, als wolle er mich würgen. »So was dürfen Sie nicht machen, auch wenn Sie Polizisten sind.«
    Tomasettis Verhalten missfällt mir, zumal er nicht einmal offiziell hier ist. Aber wenn ich dadurch an den Namen komme, drücke ich ausnahmsweise einmal beide Augen zu. »Geben Sie uns einfach den Namen und wir verschwinden.« Ich sehe an ihm vorbei zu Tomasetti, der gerade eine Packung Virginia-Slim-Zigaretten durch das Fenster reicht.
    »Der versaut mir meine ganze schöne Inventarliste«, jammert Hire.
    »Ein Grund mehr, sich zu beeilen.«
    Fluchend führt er mich an einer brummenden Kühlvitrine vorbei nach hinten. Mir ist, als würde ich einen Wohnwagen durchqueren, der mit Lebensmitteln für ein ganzes Jahrzehnt vollgepackt ist. Am anderen Ende des Ladens führt eine schmale Tür in einen Raum, in dem eine junge hübsche Frau mit burgunderrotem Haar hinter einem Stahlschreibtisch sitzt. Sie trinkt ein Budweiser und raucht die gleiche Zigarettenmarke wie Hire. Das Schild auf dem Schreibtisch verrät mir, dass sie Cindy Hire heißt, doch ich kann nicht sagen, ob sie seine Frau, Tochter oder Schwester ist.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Ihr Ton macht klar, dass sie absolut keine Lust dazu hat. Diese unübertreffliche Kooperationsbereitschaft scheint in der Familie zu liegen.
    »Ich brauche den Namen des Kunden, der am 22. September hier in diesem Laden eine Flasche Chianti gekauft hat«, erkläre ich.
    »Das Speichern von Kreditkarteninformationen ist ungesetzlich«, erwidert sie.
    Ich sehe Hire an. »Denken Sie an das Rennen am Wochenende.«
    Er knurrt wie ein Mischlingshund. »Sie sind noch drin«, sagt er an die Frau gewandt, »ich hab sie schon eine Weile nicht mehr gelöscht. Sieh nach, ob du was an dem Tag findest, und gib ihr den Namen und die Adresse des Kunden.«
    Einen Moment lang scheint es, als wolle Cindy widersprechen, besinnt sich dann aber eines Besseren. »Der Computer speichert aber nur Kartennummer, Verfallsdatum und Name.«
    »Der Name reicht«, sage ich.
    Die Zigarette zwischen den Lippen, so dass sie wegen des Rauchs die Augen zukneifen muss, bearbeitet sie die Computertastatur.
    Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, gibt es ein Gesetz, nach dem Händler die Kreditkarteninformationen regelmäßig vernichten oder löschen müssen, um eventuellen Sicherheitslücken und Hackern vorzubeugen. Ich ertappe mich bei der Hoffnung, dass der Zustand von Hires Computersystem genauso desolat ist wie der ganze Laden.
    Der Bildschirm wird blau, dann erscheinen Dateneingabe-fenster. In eines tippt Cindy das Datum.
    »Ich hab was.« Sie drückt die Enter-Taste und wartet. »Sieht ganz danach aus, als hätte der Typ eine Visa-Karte benutzt. War die geklaut?«
    Tomasetti steckt den Kopf durch die Tür. »Da will jemand wissen, ob Sie Cherry-Berry-Eiscreme haben.«
    »Nein.«
    Er sieht mich an. »Ist es noch gespeichert?«, fragt er.
    Der Husten der Frau klingt verschleimt. »Also«, sagt sie. »Der Mann heißt Scott Barbereaux. Die Karte ist gültig bis Dezember nächstes Jahr.«
    ***
    Zwanzig Minuten später sitze ich hinter meinem Schreibtisch und gehe im Kopf die wachsende Liste der Verdächtigen durch, auf der nun auch Scott Barbereaux steht. Natürlich ist die

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