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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Flasche für sich gesehen noch lange kein belastender Beweis. Sie belegt lediglich, dass er in dem Zeitraum, in dem Mary Plank ihren mysteriösen Liebhaber dort getroffen hat, am Miller’s Pond war. Das ist zwar alles etwas vage, doch zusammen mit dem Tagebuch und der Verbindung zu dem Laden, in dem Mary gearbeitet hat, ist es zumindest eine Spur, der nachzugehen nicht schadet. Denn oft genug gibt es für solche Übereinstimmungen einen guten Grund.
    Aber warum sollte ein Mann wie Barbereaux alles riskieren, um mit einem fünfzehn Jahre alten amischen Mädchen zusammen zu sein? Er sieht gut aus und hat einen festen Job, ist also ein Mann, der sich die Frauen aussuchen kann. Warum sollte er sich dann für Mary Plank interessieren?
    Was mich zur Frage des Motivs bringt. Falls Barbereaux eine gesetzeswidrige Beziehung zu einer Minderjährigen hatte, hätte er einiges zu verlieren, wenn das an die Öffentlichkeit käme. Besonders wenn sie schwanger und auf pornographischen Fotos zu sehen war. Wenn sie es ihren Eltern erzählt und diese gedroht hatten, zur Polizei zu gehen, käme er ins Gefängnis. Aber reicht das als Motiv, eine ganze Familie auszulöschen? Und warum wurden dann beide Mädchen gefoltert?
    Außerdem hat Barbereaux ein Alibi, das sollte ich nicht vergessen. Aber Lover schützen bekannterweise ihre Liebsten. Ich beschließe, als Nächstes seine Freundin Glenda Patterson aufzusuchen und später seine finanzielle Situation zu überprüfen. Aus der Art und Weise, wie Menschen mit Geld umgehen, kann man eine Menge lernen.
    Doch ich werde das Gefühl nicht los, etwas Wichtiges zu übersehen. Es ist da, schwirrt irgendwo in meinem Unterbewusstsein umher. Doch im Moment ist mein Hirn wie in Nebel gehüllt, ich bin viel zu müde und abgelenkt. Der Fall hat so viel mit mir selbst zu tun, mit meiner eigenen Vergangenheit. Etliche von Mary Planks Entscheidungen spiegeln meine eigenen wider, was meiner Objektivität schadet.
    »Was übersehe ich?«, frage ich laut.
    Dies ist nicht der erste Fall, der mich über Gebühr mitnimmt. Aus der Erfahrung mit den »Schlächter-Morden« weiß ich, dass es in so einem Moment am besten ist, zurück zu den Anfängen zu gehen und mir die Beweise noch einmal aus einem anderen Blickwinkel anzusehen. Um meine Objektivität zurückzugewinnen. Also nehme ich einen neuen Notizblock aus der Schublade und liste alles auf, was mir in den Sinn kommt:
    DNA  – Sperma in Mary Planks Körper. Wo ist der Fötus? DNA von James Payne besorgen. Mit Glenda Patterson reden. Hat Scott Barbereaux tatsächlich ein Alibi für den 22. September? Seine Finanzen überprüfen.
    T.J. – IP -Adressen. In der Mordnacht wurde dunkler Pick-up nahe der Plank-Farm gesehen. Namen der Wagenbesitzer noch mal durchgehen. Evelyn Steinkruger – Mary ist in ein Auto gestiegen. Ein schönes Auto. Neu. Blau oder Schwarz. Barbereaux fährt einen schwarzen Pontiac Grand Am. Bewohner im Umkreis des Ladens befragen. Den Fahrer identifizieren. Hat die Bank in der Straße eine Überwachungskamera am Geldautomaten? Mary war mit ihrem Liebhaber oft mittags im Park. Hat jemand sie dort gesehen? Leute im Park befragen. Ihr Liebhaber hat gern fotografiert. Wichtig?
    Glock – Fotografen und Fotostudios in der Gegend checken.
    Skid – James Payne im Auge behalten. Wie verbringt er seine Freizeit?
    Als ich die Notizen anstarre, bewegt sich etwas in meinem Hirn, ein Gedanke, der aber noch keine rechte Form angenommen hat. Ich nehme die Fotos vom Tatort in die Hand, sehe mir eins nach dem anderen an: die blutigen Abdrücke einer Hand am Türpfosten, im Wohnzimmer; die Instrumente in der Scheune. Schließlich komme ich zu dem Foto mit den drei Abdrücken auf dem Boden. Ich blicke auf meine Notizen, und da fällt mir ein Satz ins Auge:
Ihr Liebhaber hat gern fotografiert
. Ich sehe auf das Foto und denke: Stativ.
    »Was ist los?«
    Ich blicke auf. Tomasetti steht in der Tür. »Möglicherweise hat der Mörder die Taten fotografiert oder gefilmt.«
    »Wie bitte?« Er tritt zum Schreibtisch. »Wie kommst du darauf?«
    Ich zeige ihm das Foto mit den Abdrücken. »Bis jetzt hatte noch keiner von uns eine Idee, was das sein könnte. Mary hat in ihrem Tagebuch geschrieben, dass ihr Liebhaber Fotos macht. Ich glaube, die hier stammen von einem Stativ.«
    Beim Blick auf das Foto spannt sich sein Gesicht an. »Vielleicht hat er die Mädchen deshalb gefoltert.«
    »O Gott. Ein Snuff-Film.« Die Worte kommen wie ranziges Fett aus meinem

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