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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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»Verdammt nochmal, Kate.«
    »Das ist mein Ernst«, gebe ich zurück. »Das hier muss vorschriftsmäßig durchgezogen werden.«
    »Gut.« Er schüttelt meine Hand ein wenig zu heftig ab.
    Wir steigen gleichzeitig aus. Von hier kann ich Longs Wohnmobil sehen, und auch den schwarzen Pick-up in der Einfahrt. »Sieht ganz danach aus, als ob er zu Hause ist.«
    »Ich gehe zur Rückseite«, sagt Tomasetti.
    Ich nicke. Mit der .38er in der Hand steige ich die paar Holzstufen zur Tür hoch, stelle mich etwas seitlich davon und klopfe fest an die Sturmtür. »Todd Long! Hier ist die Polizei! Machen Sie auf, wir müssen mit Ihnen reden.«
    Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Tomasetti nach hinten verschwindet. Ich hämmere mit der flachen Hand an die Tür. »Polizei! Machen Sie auf!«
    In einem solchen Fall muss man immer vorsichtig sein, wenn man sich der Wohnung eines Verdächtigen nähert. Denn entgegen der allgemeinen Annahme kann man nicht nur durch eine offene Tür erschossen werden. Je nach Schusswaffe kann eine Kugel mühelos eine Stahltür durchbohren. Diese Tür hier ist aus Holz und hat ein kleines, diamantförmiges Fenster etwas über Augenhöhe. Ich öffne die Sturmtür, trete seitlich auf die Schwelle, stelle mich auf die Zehenspitzen und sehe hinein.
    Drinnen ist es düster. Kein Licht brennt, und die Gardinen sind zugezogen. Ich kann das holzverkleidete Wohnzimmer sehen mit dem Fernseher und dem glänzenden Couchtisch, auf dem eine Flasche allerfeinster Whiskey steht. Rechts ist die Küche mit Eichenschränken. Sämtliche Ablageflächen sind mit Bierdosen, Zeitungen und der Post von mehreren Tagen zugemüllt.
    »Todd Long!«, rufe ich laut. »Machen Sie sofort die Tür auf!« Ich will schon auf Glock warten, der die Tür auftreten soll, als mir ein großer Fleck an der Wand hinter dem Sofa auffällt. Ich lege die Hände ums Gesicht, um besser sehen zu können, und drücke den Kopf an die Scheibe. Zuerst denke ich, er stammt von Essen oder einem Getränk. Doch der plötzliche Adrenalinschub sagt mir etwas anderes.
    »Scheiße.«
    »Niemand zu sehen.« Tomasetti nimmt zwei Stufen auf einmal und stellt sich neben mich.
    »Ich glaube, das da hinten an der Wand ist Blut«, sage ich.
    Er blickt durchs Fenster ins Innere. »Ich glaube, du hast recht.«
    Er ist fast dreißig Zentimeter größer als ich und kann mühelos hineinsehen.
    »Siehst du irgendwo eine Leiche?«, frage ich.
    »Von hier aus nicht.« Er dreht mir den Kopf zu. »Hast du Grund zu der Annahme, dass hier was faul ist?«
    Ich vergesse mal eben, dass er inoffiziell hier ist, und nicke. »Tu’s.«
    Er macht einen Schritt zurück und platziert einen gezielten Tritt neben das Schloss.
    Holz splittert, und die Tür fliegt auf. Noch bevor ich reagieren kann, dringt Tomasetti in Schützenhaltung ins Innere. »Polizei! Nehmen Sie die Hände hoch!«
    Die Waffe im Anschlag, folge ich ihm. Tomasetti geht nach rechts zur Küche, ich gehe nach links, wo vom Wohnzimmer aus ein Flur in die anderen Zimmer führt. Erst rieche ich das Blut, Sekunden später sehe ich Todd Long. Er sitzt auf dem Sofa, Arme und Beine von sich gestreckt, den Kopf angelehnt. Sein Gesicht ist zur Decke gerichtet, als wäre er beim Fernsehen eingeschlafen. Nur dass ihm der Hinterkopf fehlt. Seine Hand umfasst einen großen .45er Revolver.
    »O Scheiße.« Tomasettis Stimme dringt wie aus weiter Ferne zu mir durch.
    »Sieht ganz danach aus, als wären wir ein bisschen zu spät«, höre ich mich sagen.
    »Oder unser Timing ist perfekt.« Ich sehe ihn an, und er zuckt die Schultern. »So hat der Scheißkerl uns jedenfalls eine Menge Zeit und Ärger erspart.«
    Das sehe ich nicht so, denn mein Kopf ist voller Fragen, die ich ihm stellen wollte. Ganz abgesehen von dem Bedürfnis, der Familie Plank Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Doch meine Gedanken sind viel zu ungeordnet für eine passende Antwort.
    »Ich checke die restlichen Zimmer.« Tomasetti geht den schmalen Flur entlang zum Schlafzimmer.
    Ich kann den Blick nicht von dem Toten wenden. Seine blinden Augen starren zur Decke. Der offene Mund ist voller Blut, die Vorderzähne sind gebrochen, auf den Lippen sind Schmauchspuren. Hinter ihm an der dunkel verkleideten Wand kleben kleine Brocken Hirnmasse und Knochensplitter.
    Tomasetti kommt aus dem Flur. »Ist sauber.« Er blickt auf Todd, und einen Moment lang befürchte ich, er versenkt eine weitere Kugel in ihn. Stattdessen zeigt er auf die Whiskeyflasche. »Sieht aus, als hätte er sich

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