Blutige Verfuehrung 1
meine Adern und seine wilden Bewegungen bringen mich an den Rand des Wahnsinns. Der Donner grollt immer lauter. Plötzlich hören wir einen gewaltigen Schlag. Es klingt danach, als ob ein Blitz einen Baum gefällt hätte. Nicholas befreit sich aus meiner Umarmung, er sagt:
"Sorry, das ist jetzt ungünstig, aber ich muss mal kurz nachsehen, ob auf dem Grundstück etwas passiert ist."
Er verlässt das Bett und zieht die Vorhänge zur Seite, dann verschwindet er auf dem Balkon. Ich habe Zeit, wieder etwas Luft zu holen und mich zu beruhigen. Für diese Unterbrechung bin ich dankbar, denn meine Selbstkontrolle war kurz davor zu versagen. Ich stehe ebenfalls auf und zünde die Kerze wieder an, die der Wind ausgeblasen hat. Dann gehe ich auch zur Balkontüre, um hinauszusehen. Nicholas steht wie angewurzelt in der rechten Ecke des Balkons und blickt gebannt nach unten. Dann dreht er sich langsam zu mir um. Sein Gesichtsausdruck wirkt verkrampft, er fasst sich an die Kehle und sagt mit belegter Stimme:
"Fred…er, er…liegt da unten!" Ich gehe, nackt wie ich noch immer bin auch zur Balustrade des Balkons. Fred liegt unter einem umgestürzten Baum. Der dicke Stamm geht über seinen gesamten Ober- und Unterkörper, dass nur noch der Kopf auf der einen und die Füße auf der anderen Seite zu sehen sind. Sein Kopf ist merkwürdig verdreht. Ich renne zurück in das Zimmer und wickle ein Handtuch um mich, dann laufen wir hinunter zum Ausgang der Terrassentür, die weit offensteht. Der Baumstumpf ragt einige Metern zersplittert in die Höhe und ist schwarz versengt. Es riecht nach Schwefel. Durch die Äste klettern wir zu Fred. Er röchelt irgendwie und Blut läuft aus seinem Mund. Nicholas redet auf ihn ein und sagt:
"Fred wir holen Hilfe, der Baum muss weg, dann kannst Du wieder aufstehen." Ich sehe ihn entgeistert an. Natürlich ist das nicht sein Ernst, denn Fred ist nicht mehr zu helfen. Sein gesamter Brustkorb ist eingedrückt und als ich mein Ohr an seinen Mund halte um zu hören, ob er etwas sagen will, kann ich keinen Atem mehr feststellen. Nicholas steht auf und wendet sich ab, er muss sich übergeben. Dann sagt er:
"Ich rufe den Notarzt und den Rettungsdienst an." Mit diesen Worten geht er zurück ins Haus. Ich setze mich neben Fred auf den Boden. Es riecht nach Erde, verbranntem Holz, frischem Moos und Blut. Der Blutgeruch überdeckt für mich alles. Ich beuge mich wieder über Fred. Ich schließe seine Augen. Er lebt nicht mehr, aber er ist noch warm. Für einen kurzen Moment halte ich mich zurück, doch dann kann ich der Versuchung nicht länger widerstehen. Ich blicke noch einmal zurück zum Haus, doch Nicholas ist nicht zu sehen.
Aus dem Loch, das der Baum in Freds Brustkorb geschlagen hat, sickert Blut, ich knie mich über ihn und beginne zu trinken. Es ist warm und köstlich. Ich sauge und trinke in großen Schlucken und fühle, wie mein Inneres zu beben beginnt. So ist es immer: zuerst muss mein Magen das Blut aufnehmen und dann geht es schnell in meine Arterien und verteilt sich bis in die letzte Faser meines Körpers. Dieses warme unbeschreiblich gute Gefühl erfüllt mich dann von Kopf bis Fuß und lässt alles um mich herum vergessen. Plötzlich höre ich, wie Nicholas zu mir sagt:
"Was tust Du denn?" Er war hinter meinem Rücken wieder aus dem Haus gekommen. Ich habe ihn nicht gehört. Ich lege meinen Kopf wieder auf Freds Brustkorb, oder auf das, was davon unter dem Baum hervorragt. Meinen Mund wische ich mit seinem Schlafanzug ab. Dann erhebe ich mich langsam und drehe mich zu Nicholas um. Er erschrickt und taumelt einen Schritt zurück.
"Du bist voller Blut.", sagt er und blickt mich voller Entsetzen an.
"Ich weiß", antworte ich,
"aber ich habe versucht ihn wiederzubeleben. Doch es ist zu spät." Dann stehe ich auf und wische mich mit dem Handtuch ab. Nicholas legt seinen Arm um mich. Inzwischen regnet es wie aus Eimern. Um Fred ist alles rot, kleine Rinnsale laufen an seinem Körper hinunter. Wir stehen vor Fred und werden topfnass.
"Lass uns hineingehen, die Polizei und der Rettungsdienst werden bald kommen!"
"Wir sollten uns anziehen, bis die Polizei kommt", sage ich und suche meine Kleidung zusammen, die noch im Wellnessbereich herumliegt.
"Doch vorher muss ich noch duschen!" Nicholas nickt nur, der Tod von Fred ist für ihn eine schlimme Sache. Er wirkt wie unter Schock. Fred war sein bester Freund.
Ich bin froh, dass ich unter der Dusche allein bin, denn es geht mir im Moment so
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