Blutige Verfuehrung 1
gehen, um mir den schwarzen Mercedes zu kaufen. Dann kann ich mich auf den Weg machen, sobald die anderen ihr Semester abgeschlossen haben.
Dann fahre ich mit dem Zug zurück nach München. Es dauert eineinhalb Stunden, weil ich einen Bummelzug nehmen muss. Erst als ich im Zugabteil sitze, fühle ich, wie niedergeschlagen ich bin. Ich muss auch immer noch an Achim denken, der wahrscheinlich tot in seinem Hotelzimmer liegt. Mir gegenüber sitzt eine junge Frau, die in der Süddeutschen Zeitung blättert. Als sie damit fertig ist, bietet sie mir die Zeitung an. Ich bedanke mich und sehe mir das Titelblatt an. Mir wird abwechselnd heiß und kalt. Das ist Achim, in der Blutlache auf seinem Bett. Es ist ein scheußliches Foto und mir verschwimmen die Buchstaben vor den Augen. Ich kann den Artikel nicht lesen. Ich falte die Zeitung wieder zusammen, weil mein Zug gerade im Hauptbahnhof einfährt. Ich klemme sie unter den Arm, um sie später zu lesen. Dann gehe ich noch in einen kleinen Supermarkt, um mir ein paar Lebensmittel zu kaufen. Für Mareike nehme ich eine Flasche Rotwein mit.
Dann fahre ich mit der U-Bahn zum Autohändler. Er ist überrascht, dass ich doch noch komme und erklärt mir, dass er noch andere Interessenten für den Mercedes hat. Das Auto ist schon ziemlich alt, aber sehr gepflegt. Der Händler versichert mir, dass es die meiste Zeit in der Garage gestanden hat. Nachdem ich die erste war, die ihn deshalb angerufen hat, ist er bereit, ihn mir für 5000 Euro zu überlassen. Ich versuche erst gar nicht, ihn herunterzuhandeln. Es ist mir egal, wenn ich für diese alte Kiste vielleicht etwas zu viel bezahle. Es passt zu mir. Wir vereinbaren, dass er das Auto zulässt und ich es in zwei Tagen abholen kann. Dann mache ich mich auf den Heimweg. Die Zeitung trage ich noch immer unter dem Arm. Ich muss den Artikel so schnell wie möglich lesen.
Als ich in der WG ankomme, steht Mareike in der Küche und brutzelt etwas in der Pfanne. Ich bin schrecklich hungrig und stelle die Flasche Rotwein auf den Tisch. Es riecht wirklich köstlich und Mareike sagt:
"Möchtest Du auch etwas abhaben, dann schäle schon mal die Kartoffeln!" Ich habe noch nie in meinem Leben gekochte Kartoffeln geschält und verbrenne mir gehörig die Finger. Mareike lacht, als ich meine Fingerkuppen blase und sagt:
"Jetzt nimm einfach eine Gabel, dann geht es besser!" Sie hat wie immer Recht, doch es dauert trotzdem lange, bis ich die letzten kleinen Schalenreste abgeschält habe. Das Goulasch, das Mareike gekocht hat, schmeckt hervorragend und ich lobe sie. Dann kommt die übliche Frage von Mareike:
"Na, wie war Deine Nacht? Es fällt mir schwer, Ihr zu erzählen, was ich erlebt habe und ich entscheide mich dafür, nur von Nicholas zu berichten. Sie macht große Augen, als ich ihr sage, dass ich die Nacht in einem Haus in Bad Tölz verbracht habe.
"Das ist ja eine richtige Bonzengegend", sagt sie, als ich ihr erkläre, wo das Haus liegt. Dann fällt mir ein, dass die Sache mit Fred ja schon in der Zeitung steht. Es ist leider zu spät, ich bin eine schlechte Lügnerin. Deshalb füge ich meinem Bericht noch an, dass Nicholas Freund bei einem Unwetter ums Leben gekommen ist. Mareike begreift erst gar nicht, dass ich unmittelbar dabei war, doch dann sagt sie:
"Du kannst da hoffentlich nichts dafür!" Ich schaue sie entrüstet an und antworte:
"Natürlich nicht, oder glaubst du ich habe den Blitz einschlagen lassen?" Mareike füllt sich einen zweiten Teller mit Goulasch und Nudeln und trinkt in großen Zügen vom Rotwein. Sie will natürlich noch weitere Einzelheiten über meine neue Errungenschaft wissen und ich erzähle ihr ausführlich, wie Nicholas aussieht. Plötzlich sagt sie:
"Kann es sein, dass du dich in ihn verliebt hast?" Ich muss erst nachdenken, dann antworte ich:
"Er ist mir jedenfalls nicht egal und ich habe seine Handynummer. Er sieht nicht nur super aus, er ist auch unheimlich nett und Geld scheint er auch zu haben."
"Du hast immer Glück mit diesen Typen", sagt sie und schiebt sich eine weitere Gabel mit Nudeln in den Mund.
"Wenn Du nie weg gehst, kannst du auch niemanden kennenlernen", sage ich und gieße mir noch ein Glas Wein ein. Es ist schön, hier in der Küche zu sitzen und sich daheim zu fühlen. Dann geht die Türe auf und Ikarus kommt mit mehreren Einkaufstüten beladen herein. Er stellt sie auf der Anrichte ab und kommt zu uns. Jeder bekommt ein Links- und rechts Küsschen, bevor er sich auf die Bank fallen
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