Blutige Verfuehrung 3
aufgefasst."
Ich musste lachen, das war wirklich eine gute Idee. Ich wäre nicht darauf gekommen, dass die vielen Menschen eine hervorragende Tarnung waren. Außerdem stand ja in jedem Reiseführer, dass Dracula nie hier gewesen ist und es sich um eine schöne Legende handelt. Nur der Fürst Vlad hatte hier sein Unwesen getrieben und die gepfählten Menschen im Burghof zur Schau gestellt. Das hatte uns zumindest die Reiseführerin so beschrieben.
Lucrezia erklärte mir weiter:
"Die Vampire können ohne große Tarnung sich unter die Reisenden mischen und sich ein geeignetes Opfer aussuchen. Ihre weiße Haut und die glühenden Augen, verbergen sie hinter Sonnenbrillen, ihre schwarzen Umhänge, Kapuzen und Stiefel, die sie als Verkleidung benutzen, stammen aus unserem Kostümfundus. Das finden die Touristen interessant und halten es für einen Gag!"
"Ja, ich sehe ein, dass das Sinn macht.", antwortete ich zögernd.
"Du darfst mir schon glauben, dass es besonders für dich gefährlich ist, dich bei Dunkelheit unter die Menge zu mischen. Die Einzelgänger würden dich sofort riechen, denn unser Blut ist für Vampire leicht unter den Menschen herauszufinden. Und wenn er dich erst erkannt hat, jagt er dich. Dann ist es bereits zu spät, außer du bist in Begleitung einer unserer männlichen Clanmitglieder."
Lucrezia hatte ihre hellblauen Augen weit aufgerissen und mit ihren Händen vor mir gestikuliert.
Wir waren inzwischen wieder im Wald. Ich sagte zu Lucrezia:
"Können wir nicht den Eingang benutzen, der unter dem Efeu verborgen an der Nordseite liegt?" Doch Lucrezia schüttelte den Kopf.
"Lass uns lieber wieder durch das Loch kriechen, durch das wir ausgestiegen sind. Das wird kaum noch benutzt und wir können unbemerkt wieder in das Refektorium gelangen."
"Ich bin wahnsinnig durstig", sagte ich und Lucrezia nickte:
"Ich brauche auch dringend Blut", antwortete sie, sonst muss ich mich doch noch an einen Touristen ranmachen und es ist noch nicht einmal richtig dunkel!" Wir lachten beide, denn die Männer, die wir uns im Burghof angeschaut hatten, wären wirklich eine fette Beute gewesen. Aber wir konnten ja auf Konserven zurückgreifen.
7. Eine Jungfrau für den Clan
Wir hatten die Gruft mit den Sarkophagen kaum durchquert, als hinter uns ein schabendes Geräusch entstand, das sich anhörte, wie wenn ein Sargdeckel zur Seite geschoben würde. Lucrezia nahm mich an der Hand und wir rannten so schnell es ging ins Refektorium, dort ließen wir uns auf ein Sofa fallen.
"Verdammt, sie sind schon wach!" sagte sie und machte ein ängstliches Gesicht. Im nächsten Moment stand schon mein Vater in der Türe, gefolgt von Orlando.
"Hallo Lucia, kannst du mit mir kommen?", fragte der Fürst und wies in Richtung der Türe. Ich stand auf und folgte ihm. Wir gingen in das obere Stockwerk, um zur Tür eines Salons zu kommen, den ich vorher noch nicht gesehen hatte. Mein Vater ließ mich eintreten. Der Raum war dunkel, nur ein Leuchter mit drei Kerzen beleuchtete ein riesiges Himmelbett, das auch mit Tüchern abgehängt war. Es roch nach Lavendel und Thymian. Mein Vater ging zum Himmelbett und zog einen der Vorhänge beiseite, so dass ich einen Blick auf meine Mutter bekam. Ich erschrak.
Sie lag auf ihrem Kissen mit einem starren Gesichtsausdruck. Die Augen halb geöffnet und aus einem Mundwinkel rann Speichel, der auf ihrem Kissen einen dunklen Fleck hinterließ. Mein Vater drehte sich zu mir um und sagte:
"Sie kann nicht mehr aufstehen, denn das was ihr fehlt, können wir ihr nicht mehr geben. Leider kommst auch du als Spenderin nicht in Frage. Sie kann uns nicht hören, denn sie ist schon so schwach, dass ihr Körper ein paar Funktionen eingestellt hat. Wir müssen unbedingt eine Jungfrau finden, die ihr Blut geben kann, damit sie wieder zu Kräften kommt." Ich muss ihn ziemlich ratlos angesehen haben, denn ich begriff nicht, was das mit mir zu tun hatte.
Mein Vater nahm mich am Arm und zog mich vom Bett weg:
"Ich habe dir das nur gezeigt, damit du verstehst, wie dringend die Angelegenheit ist. Ich bin nämlich zu einer Entscheidung gelangt." Dann fuhr er fort:
"Bis wir hier in Bran eine Jungfrau finden, kann viel Zeit vergehen, denn man sieht es ihnen ja nicht unbedingt an und zu jung darf sie auch nicht sein. Deshalb schlage ich dir vor, dass du zusammen mit Orlando nach München fährst und ihm dort ein junges Mädchen aus deinem Bekanntenkreis zuführst. Sie muss natürlich noch Jungfrau sein, aber du
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