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Blutige Verfuehrung 4

Blutige Verfuehrung 4

Titel: Blutige Verfuehrung 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Cult
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sagte nichts mehr. Das war wohl eine Nacht in der alles schief gelaufen war.
    Orlando stand, genau wie ich vorher, am Straßenrand. Als Spinoza vor ihm anhielt, humpelte er zur Autotür und stieg umständlich ein. Er saß stocksteif vornüber gebeugt auf dem Sitz und hielt sich mit einer Hand die Seite. Ich hatte mich zu ihm umgedreht und er blickte langsam auf.
    "Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht", sagte er mit schleppender Stimme.
    "Du bist schwer verletzt?", fragte ich entsetzt.
    "Ich habe gutes Blut, das wird schnell wieder heilen.", antwortete er schnell.
    "Hast du ihn getötet?", fragte er dann leise.
    "Nein, ich glaube nicht.", antwortete ich ebenso leise. "Er hat noch gelebt, als ich weggegangen bin."
    Orlando schüttelte verständnislos den Kopf.
    "Das war dumm!", sagte er dann mehr zu sich als zu mir. Ich war auch nicht gerade stolz auf meine Tat. Doch anscheinend hatte er auch irgendetwas falsch gemacht, sonst würde er nicht schwer verletzt hier sitzen.
    Als wir vor dem Schlosspark anhielten, um zu dem geheimen Weg zu gehen, der in die unterirdischen Räume führte, sagte ich zu Spinoza:
    "Ich kann mich um Orlando kümmern und ihn hinaufbringen." Er nickte und stieg wieder ein. Der Aufstieg war im Dunkeln nicht so leicht zu bewältigen, als ich mir das vorgestellt hatte, denn Orlando konnte kaum einen Schritt vor den anderen setzen, ohne laut aufzustöhnen. Ich musste all meine Kraft aufwenden, ihn hinaufzuschaffen. Auf halber Höhe riefen wir deshalb per Handy um Unterstützung. Lorenzo kam uns entgegen und nahm mir meine schwere Last ab.
    Der Fürst wartete bereits auf uns im Refektorium. Er wollte von mir genau wissen, was vorgefallen war. Orlando wurde in der Zwischenzeit medizinisch von Silvio und Lorenzo versorgt.
    Obwohl ich versuchte, meine Begegnung mit dem Vampirjäger möglichst wahrheitsgetreu zu erzählen, fiel mir mein Vater immer wieder ins Wort, denn ich wollte und konnte ihm keine Details über die Dinge erzählen, die zwischen ihm und mir vorgefallen waren. Die Tatsache, dass ich das Tötungsbesteck mitgebracht hatte, regte meinen Vater schrecklich auf. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass damit ein wichtiges Beweismittel verschwunden war. Denn jetzt konnte jede Frau schuld daran sein, dass Henry so übel zugerichtet war. Es musste nicht unbedingt ein Vampir gewesen sein. Schließlich gab er mir in dieser Hinsicht Recht. Dass ich jedoch meine Schuhe dort vergessen hatte, erzählte ich meinem Vater nicht. Als ich meine Geschichte geendet hatte, fragte er mich:
    "Und warum hast du ihn nicht getötet?"
    Ich stammelte:
    "Ich weiß auch nicht, aber ich musste so schnell wie möglich verschwinden." Mein Vater war mit dieser Ausrede natürlich nicht zufrieden. Er sagte:
    "Wenn dieser Mann überlebt, dann haben wir ein riesengroßes Problem. Dann müssen wir unseren Aufenthalt hier früher als geplant abbrechen. Ich verstehe nicht, weshalb du dich ausgerechnet mit einem Vampirjäger angelegt hast. Das war wirklich völlig unnötig."
    Ich sah beschämt zu Boden. Er war schließlich der Einzige gewesen, der mir in dieser Disco gefallen hatte. Und meinen Durst nach Blut hatte er perfekt befriedigt.
    "Bevor du das nächste Mal auf die Jagd gehen wirst, müssen wir dich besser vorbereiten!", sagte er und ging auf die Türe zu:
    "Deiner Mutter geht es übrigens wieder schlechter, sie ist erneut ins Koma gefallen – und das Mädchen, diese Mimi, mussten wir auch ruhigstellen, weil sie sehr geschwächt ist."
    Ich erschrak bis in die Knochen. Mimi würde sterben, wenn ich nicht bald etwas unternahm. Der ständige Blutverlust war für ein so zartes Kind sicher auf Dauer tödlich, da halfen auch die Traubenzuckerinfusionen nichts, die man ihr verabreichte.
    In diesem Moment fasste ich den Entschluss, sie unter allen Umständen zu retten. Das war ich Nicholas schuldig. Allein der Gedanke daran, dass ich tatenlos zusah, wie man seine Schwester tötete, war mir unerträglich. Ich musste sie in Sicherheit bringen, egal, welche Konsequenzen das für mich hatte.
    Ich ging in die Krankenstation, um nach Orlando zu sehen. Man hatte ihn in ein Bett gelegt und eine Infusion angeschlossen. Um seinen Bauch war ein Verband gewickelt. Er blickte mich mit matten Augen an:
    "Wie geht es dir?", fragte ich, doch Orlando schüttelte nur unmerklich den Kopf. Seine Verletzung war wohl doch schlimmer als angenommen. Ich sagte zu ihm:
    "Du wirst sicher bald wieder in Ordnung kommen." Dann trat Mario zu mir an Orlandos

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