Blutige Verfuehrung 4
Bett. Er raunte mir ins Ohr:
"Kannst du mit mir kommen?" Er war die ganze Zeit nicht aus Mimis Krankenzimmer gekommen, denn er war für sie verantwortlich. Ich wunderte mich, dass er jetzt bei Orlando war. Dann ging ich mit ihm. Er führte mich zu Mimi, die leblos auf einer Pritsche lag. An ihren beiden Armen waren Sonden angeschlossen und ihre Augen waren eingefallen und geschlossen. Sie sah aus, als ob sie bereits selbst ein Vampir wäre. Mario sah mein Entsetzen und er nahm mich bei der Hand und sagte leise:
"Sie wird nicht mehr lange leben, denn jetzt soll ich auch für Orlando Blut von ihr abnehmen." Ich schlug die Hand vor den Mund, um nicht laut zu protestieren.
"Das darf nicht passieren", sagte ich. "Nimm das Blut von mir!" Mario sah mich verständnislos an. Dann sagte er:
"Das wird Orlando nicht helfen!"
"Doch", antwortete ich, "denn er hat schon von mir getrunken und ich weiß, dass es für ihn perfekt war."
"Dann müssen wir aber sofort handeln, bevor die anderen einen Verdacht schöpfen", sagte Mario und ging an einen Schrank mit vielen Schubladen. Er kramte darin und brachte dann eine Spritze, einen Schlauch und eine Flasche. Er sagte:
"Setze dich da hin, damit ich dir Blut abnehmen kann."
Ich gehorchte ihm und hielt ihm meinen linken Arm hin. Mario zögerte keinen Augenblick und schob eine dicke Nadel in meine Vene. Es tat höllisch weh, doch ich versuchte, ihm nichts merken zu lassen. Mein Blut lief dick und träge in die Flasche. Sie füllte sich nur langsam und Mario klemmte den Schlauch immer wieder ab, um mich zu schonen doch ich sagte:
"Sieh zu, dass du damit fertig wirst bevor Lucrezia oder jemand anderes auftaucht."
"Kannst du Auto fahren?", fragte ich Mario. Er sah mich überrascht an und antwortete:
"Natürlich, ich habe meinen Führerschein im Zweiten Weltkrieg gemacht, als ich mich freiwillig zum Militär gemeldet habe." Ach ja, ich hatte es ja mit alten Leuten zu tun, das vergaß ich immer wieder.
"Willst du mir helfen, Mimi zu retten?", fragte ich ihn vorsichtig, da ich wusste, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
"Was meinst du mit 'retten'?", fragte er und sah mich erwartungsvoll an.
"Ich habe einen Plan.", sagte ich verschwörerisch, "aber du musst mir versprechen, dass das unter uns bleibt." Dann erzählte ich Mario, wer Mimi war und warum ich daran interessiert war, sie wieder lebend nach München zu bringen. Er hörte mir mit offenem Munde zu. Als ich fertig war, sagte er:
"Das ist ja eine unglaubliche Geschichte, und du bist sicher, dass das die Schwester deines Freundes ist?"
"Ja, leider.", gab ich ihm zur Antwort. "Nicholas ruft mich immer wieder an, weil sie ganz verzweifelt Mimi suchen, die bei dem Konzert verschwunden ist. Die Polizei hat zwar eine Spur nach Österreich verfolgt, aber die ist wahrscheinlich im Sand verlaufen. Ich glaube nicht, dass sie jemals auf uns kommen würden."
Mario nickte verständnisvoll. Dann sagte er:
"Jetzt verstehe ich erst, warum dein Vater verhindert hat, dass wir die Nachrichten im Fernsehen verfolgen. Er weiß offensichtlich Bescheid."
"Wir müssen schnell handeln, wenn wir sie lebend zurückbringen wollen." Ich hatte das Gefühl, dass Mario meine Sorgen verstand und mir helfen würde. Er nahm die Flasche mit meinem Blut und sagte:
"Ich werde jetzt Orlando eine Infusion legen, doch er darf nicht erfahren, dass das kein Jungfrauenblut ist!". Jetzt waren wir ein Team. Ich hatte eindlich einen Verbündeten. Was dann weiter mit meiner Mutter geschehen würde, wusste ich nicht. Das Blut von Mimi hatte ihr offensichtlich nicht geholfen. Warum sollte man dann Mimi weiter quälen, wenn es sowieso vergeblich war. Meine Mutter tat mir zwar leid, aber wegen einer sterbenden Vampirfrau ein so junges Leben zu zerstören war einfach nicht in Ordnung. Man musste Mimi retten, egal wie. Ich fühlte mich im Recht.
Anscheinend waren meine menschlichen Gefühle noch nicht ganz verblasst, denn Mitleid mit Menschen war im Vampirclan verpönt. Das hatte ich inzwischen begriffen. Warum Mario mir half, wusste ich nicht genau. Wahrscheinlich hatte er sich auch in Mimi verliebt und brachte es nicht übers Herz, sie sterben zu sehen.
Ich ging zurück in meinen Salon, denn ich war müde von der anstrengenden Nacht und ich wollte ungestört über meinen Plan nachdenken, wie wir Mimi zurückbringen konnten, ohne selbst dabei erwischt zu werden. Draußen war es helllichter Tag, doch mich übermannte der Schlaf. Mein Tag- Nachtrhythmus hatte sich
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