Blutige Verfuehrung 4
die zunächst eingedämmt war, flackerte wieder auf und legte sich auf ihre Knochen und zersetzte sie.
Ich klappte das Buch zu. Endlich wusste ich die Wahrheit. Nicht ich, wie man es mir glauben machen wollte, sondern die Umwandlung durch die Viscontis und ihre HIV Erkrankung hatten das Schicksal meiner Mutter besiegelt. Orlando hatte mich angelogen. Oder er wusste es selbst nicht besser Ich war trotzdem sehr enttäuscht. Ich war ursprünglich also nur zur Hälfte ein Vampir gewesen und erst durch das Blut der Viscontis war ich endgültig zu dem geworden, was ich jetzt war. Eine Gänsehaut kroch mir den Rücken hinauf. Würde ich Nicholas auch zum Vampir machen müssen, um mit ihm regieren zu können? Konnte ich überhaupt Kinder bekommen? Diese Fragen waren für mich plötzlich wichtig.
Ich nahm die Chronik wieder in die Hand und suchte nach Antworten auf meine Fragen, aber ich konnte nur Namen finden, die mir nichts sagten und tausend komplizierte Regeln, die mich nicht interessierten.
Doch der Gedanke, dass man mich jetzt zur Fürstin gemacht hatte, erfüllte mich auch ein wenig mit Stolz.
7. Fürstliche Rache
Als in der darauffolgenden Nacht die Vampire wieder zur Jagd aufbrechen wollten, ging plötzlich die Türe zum Refektorium auf und Mario stand im Türrahmen. Lucrezia war aufgesprungen und ging auf ihn zu, sie sagte:
"Wo bist du nur die ganze Zeit gewesen? Wir haben schon nach dir gesucht."
Mario blickte in viele Augenpaare, die neugierig auf ihn gerichtet waren. Er zögerte noch mit seiner Antwort. Es musste ihm klar sein, dass sein Verschwinden mit dem der Jungfrau in Zusammenhang gebracht worden war. Außerdem war in den Medien inzwischen über den Unfall auf der Autobahn und über den seltsamen Fund im Kofferraum viel spekuliert worden. Nachdem es Mario offensichtlich die Sprache verschlagen hatte, trat mein Vater vor und sagte:
"Komm mit in mein Büro, wir werden unter vier Augen sprechen."
Als die beiden den Raum verlassen hatten, sagte Orlando zu den anderen:
"In seiner Haut möchte ich jetzt nicht stecken. Allein den Maserati zu Schrott zu fahren, kann ihn sein Leben kosten." Lorenzo fügte hinzu:
Mit dem Transport des Mädchens hat er viel Schlimmeres angerichtet. Wenn sie herausfinden, dass sie von Vampiren benutzt oder gebissen wurde, wird es hier in Bran bald vor Polizei nur so wimmeln. Schließlich ist der Maserati auf Spinoza zugelassen. Das werden sie schnell herausfinden.
Orlando hatte es zwar nicht direkt ausgesprochen, aber für den Biss in den Hals der kleinen Mimi war auch er verantwortlich, denn nur deshalb war ihr Blut plötzlich bei meiner Mutter auch nicht mehr wirksam gewesen. Allmählich konnte ich mir manches zusammenreimen. Der Tod meiner Mutter ging damit auf sein Konto, - doch das wusste außer mir niemand. Vielleicht hatte er die arme Mimi auch noch sexuell missbraucht. Ich traute ihm auch das zu, denn sein sexueller Hunger war noch größer als meiner, er schreckte vor nichts zurück. Aber er war mein Halbbruder, nichts von dem was ich vermutete, konnte ich beweisen. Der arme Mario würde an Orlandos Stelle bestraft werden.
Während ich noch meinen Gedanken nachhing, wurde die Türe aufgestoßen und Mario flog herein und landete auf dem Boden. Sein Kopf blutete. Mein Vater kam hinterher mit einem langen Stock in der Hand, der einen silbernen Knauf hatte. Er schrie:
"Bringt ihn ins Verließ, diesen Verräter! Kettet ihn an und lasst das Fallgitter herunter." Alle waren erschrocken zurückgewichen, doch Orlando und Silvio lösten sich aus der Gruppe und nahmen Mario in ihre Mitte. Sie schleiften ihn wortlos hinaus und die anderen sahen den Fürsten fragend an.
"Er hat alles zugegeben", sagte mein Vater. "Er hat sie geschändet und wollte ihr das menschliche Leben zurückgeben, deshalb hat er sie nach Österreich gebracht, der Tölpel. Dass er damit eine direkte Spur zu uns gelegt hat, auf diese Idee ist er nicht gekommen. Für heute ist die Jagd abgesagt!" Dann fügte er hinzu:
"Beginnt schon zu packen und sagt den Frauen, dass wir unser Quartier in 24 Stunden aufgeben. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen alle wichtigen Dinge eingepackt sein und denkt daran, das Labor wieder in eine normale Küche zu verwandeln. Spinoza wird sich um die Einlagerung unserer wichtigsten Dinge kümmern. Bringt alle Wertsachen ins Refektorium. Die Frauen sollen noch heute Nacht mit dem Verpacken anfangen, denn vorerst können wir kein großes Gepäck mit nach Gradara nehmen. Wir werden
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