Blutige Verfuehrung 4
eine Nachricht erhalten – mehr verlangte ich im Augenblick nicht vom Leben. Deshalb sagte ich zu Orlando:
"Ich als Krankenschwester, das kann nicht gut gehen. Ich bin dafür völlig ungeeignet."
"Geeignet oder nicht – du musst diesen Dienst nur für ein paar Tage übernehmen, dann wird sich eine andere Lösung finden. Das hängt auch von dem Mädchen ab, wie sie sich anstellt."
"Was tue ich, wenn sie die ganze Zeit nach ihrer Mami ruft?", fragte ich genervt.
"Wir werden sie schon entsprechend sedieren, damit das nicht passiert."
"Dafür habe ich dann aber auch ein paar Wünsche frei!", sagte ich und blieb für einen Moment stehen. Wir waren fast vor dem Eingang angekommen.
Das Mädchen auf Orlandos Schulter zeigte kein Lebenszeichen. Ich fragte deshalb:
"Lebt sie überhaupt noch, oder hast du sie umgebracht?" Orlandos zorniger Blick traf mich wie ein Blitzschlag.
"Geh mir aus dem Weg", sagte er,
"damit ich die Türe aufschließen kann." Er stapfte die letzte Steigung hinauf und verschwand mit seiner Bürde unter dem herabhängenden Efeu. Ich folgte ihm in die Höhle und weiter ins Innere der Burg.
Es waren nur wenige der Vampire anwesend, als wir im Refektorium eintraten. Lucrezia saß auf einem Schaukelstuhl und las eine Zeitschrift. Sie sprang auf, als wir die Türe öffneten.
"Oh, da kommt endlich meine Ablösung!", rief sie und blickte das Mädchen interessiert an. Orlando hatte sie vorsichtig auf einem Sofa abgelegt. Sie hatte die Augen geschlossen und ein leichtes Lächeln lag um ihren vollen Mund.
Lucrezias Mutter, Ramona stand schwerfällig von ihrem Lehnstuhl auf und kam, um sich das Mädchen anzuschauen. Sie wiegte ihren Kopf bedenklich hin und her und sagte dann:
"Sieht ja ganz nett aus, die Kleine, aber sehr zart." Und zu Orlando gerichtet:
"Glaubst du wirklich, dass sie genug Blut haben wird, um die Fürstin zu retten?"
Orlando sah Ramona ziemlich ärgerlich an und antwortete:
"Ihr Blut ist so hervorragend, dass schon wenige Tropfen genügen, um eine alte Frau zu versorgen." Dann hielt er sich erschrocken den Mund zu. Das Wort 'alt' war ihm wohl versehentlich über die Lippen gekommen. Denn meine Mutter war nicht wirklich alt, sie wirkte durch ihre Krankheit nur so. Sie war ein Wrack und dadurch hässlich und angeblich war meine Geburt daran schuld.
Orlando sagte zu mir:
"Gehe mit Lucrezia das Zimmer für das Mädchen herrichten. Sie wird bald wieder zu sich kommen und dann sollte sie sich in einem Krankenzimmer befinden. Und ich werde Mario bescheid geben, er als ehemaliger Sanitäter kann die Vene anzapfen und die Geräte anschließen." Damit wandte er sich von uns ab und ging aus dem Refektorium.
Lucrezia begleitete mich in das Krankenzimmer, das ihr sehr gut bekannt war, denn dort hatte auch sie ihr Blut gespendet. Doch das war für sie jetzt vorbei. Sie war sehr gut gelaunt als sie zu mir sagte:
"Dieser Raum wird für das Mädchen jetzt für einige Zeit ihre Heimat sein. Ich bin schon gespannt, wann sie begreift, dass man sie als Blutkonserve benutzt." Dabei lachte sie lautlos in sich hinein.
Mario kam zusammen mit Orlando, der das Mädchen trug und in dem Bett ablegte. Sie machten sich an dem Überwachungsgerät zu schaffen und Mario legte eine Kanüle in die Vene des Mädchens.
Zufrieden erklärte er:
"Das wäre erledigt. Wir können gleich Blut abnehmen, denn der Fürstin geht es sehr schlecht." Doch Orlando schüttelte energisch den Kopf.
"Wir müssen ihr noch etwas Zeit geben, denn sie ist stark geschwächt." Dabei sah er mich verschwörerisch an. Natürlich, - wir hatten bereits ihr Blut getrunken. Für ein Kind in diesem Alter war das wahrscheinlich schon zu viel gewesen und sie musste erst wieder zu Kräften kommen. Und zu mir und Lucrezia sagte er:
"Besorgt schon mal eine kräftige Mahlzeit, damit sie etwas zu sich nehmen kann, wenn sie wieder bei Bewusstsein ist."
Mario sagte:
"Ich werde sie überwachen, bis sie aufwacht, dann kann ich gleich ihre Temperatur messen und ihr eine Traubenzuckerlösung geben."
Bis auf Mario verließen wir das Krankenzimmer. Ich schaute wieder einmal auf mein Handy, da ich noch immer auf eine Nachricht von Nicholas wartete. Endlich fand ich eine SMS von ihm:
'Entschuldige – es ist spät. Wir suchen Mimi, sie ist beim Konzert verschwunden. Musste zur Polizei. Haben noch keine Spur. Melde mich. Dein Nicholas'.
Ich fühlte, wie meine Beine unter mir nachgaben. Ich setzte mich auf den nächsten Stuhl im Refektorium. Lucrezia sah
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