Blutige Verfuehrung 6
Schlucken. Dann stützte er seinen Kopf in beide Hände und sah mich voller Verlangen an.
"Wie lange lebt ihr schon hier?", fragte ich, um meine Verlegenheit zu überspielen, denn Alfonsos starrer Blick machte mich nervös.
"Das müssen jetzt fast fünf Jahrhunderte sein", antwortete er,
"doch ich bin erst seit einhundertfünfzig Jahren hier in der Gegend. Meine Familie kommt eigentlich aus dem Norden Italiens und durch die Heirat meiner Mutter mit dem Fürsten der Visconti hat es auch mich hierher verschlagen. Sie wurde leider vor ein paar Jahren von den Dämonen umgebracht."
"Das tut mir leid", sagte ich,
"Waren es die Veneri?"
"Ja, dieser Clan ist jetzt zum Glück ohne Führung und wir hoffen, dass sie sich in alle Winde zerstreuen. Conte de Santiago war ein grausamer Mann, der überall Angst und Schrecken verbreitet hat, doch jetzt ist er tot. Dass ich seinen Tod hautnah miterlebt hatte, wagte ich ihm nicht zu sagen. Schließlich hatte der alte Mann versucht, mich zu vergewaltigen und beinahe wäre es ihm noch gelungen. Diese Sache würde ich für mich behalten.
Alfonso hatte sich von seinem unbequemen Stuhl wieder erhoben. Er sah sich ungeniert im Zimmer um und stand plötzlich hinter meinem Stuhl. Ich spürte, wie er vorsichtig über mein Haar strich und seine Hände an meinem Nacken entlang fuhren. Dann hob er mein Kinn an, um mir in die Augen zu sehen. Unsere Blicke verschmolzen miteinander und als er sich herabbückte, um mich zu küssen, war in mir alles zum Zerspringen gespannt und ich öffnete meinen Mund, um seine Zunge einzulassen. Sein Kuss war zart und leidenschaftlich zugleich. Er schmeckte noch immer nach Blut und seine Zunge erkundete meinen Mund mit großer Hingabe. Ich war wie gelähmt von seinen Berührungen und wagte nicht, mich zu bewegen. Dann streichelte er meine Brüste und sagte:
"Wenn ich mir jetzt etwas wünschen dürfte, dann würde ich dich bitten, dieses Kleid auszuziehen." Ich rang mit mir einen inneren Kampf. Wie gerne hätte ich seine Bitte erfüllt, denn ich spürte, wie ich feucht wurde und ich war ausgehungert nach Zärtlichkeit und Sex. Aber irgendetwas in mir behielt ausnahmsweise die Kontrolle über meine Wünsche. Deshalb stand ich auf und strich mein Kleid glatt. Ich trat einen Schritt zurück, so dass mich Alfonso nicht berühren konnte und sagte:
"Ich glaube es ist besser, wenn wir für heute deinen Besuch beenden." Alfonso sah mich lächelnd an, und antwortete:
"Verehrte Principessa, wir sind füreinander bestimmt und schon bald wird das geschehen, wovon ich im Moment nur träumen kann. Dann zog er mich noch einmal in seine Arme und küsste mich voller Erregung.
Als er gegangen war, befühlte ich meine brennenden Lippen. Ich war froh, dass ich es geschafft hatte, ihn wegzuschicken. Er würde wiederkommen, denn die Leidenschaft, die zwischen uns aufgeflammt war, würde nach Erfüllung suchen.
3. Pesaro
In der folgenden Nacht nahm ich mit Orlando Kontakt auf. Er war gerade dabei, sich in einer Münchner Diskothek nach einem geeigneten Opfer umzusehen. Seine Reaktion auf meinen Anruf war ziemlich verwirrend. Er war so überschwänglich, dass ich zunächst nicht wusste, was ich davon halten sollte. Er benahm sich so, als ob es nie eine Gefangennahme gegeben hätte. Er war wieder ganz der alte. Ich hatte Mühe, mich auf seinen Ton einzulassen, denn er war noch immer mein Gefangener und er hatte eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Bis er mir erklärte, dass er in Begleitung von Mimi unterwegs war. Mein Entsetzen war groß. Sein Kontakt zu Nicholas ging also über Mimi. Das war nicht das, was ich von ihm erwartet hatte. Trotzdem vermied ich es, ihn zurechtzuweisen. Er war weit weg und ich brauchte seine Hilfe.
Als ich aufgelegt hatte, zitterte ich am ganzen Körper. Orlando war eine Bestie und mein Vater hatte Recht gehabt, ich hätte ihm das Handwerk legen müssen. Seine Vorwürfe trafen mich im Nachhinein noch so schwer, dass ich am liebsten mit dem nächsten Flieger nach München geflogen wäre, um ihm einen Pfahl in die Brust zu treiben. Mimi hatte sich Orlando schon einmal an den Hals geworfen, aber dass er für all ihr Unglück verantwortlich war, konnte sie nicht wissen. Die Drogen, die ihr Orlando damals verabreicht hatte, waren so stark gewesen, dass Mimi bis heute nicht wusste, wie ihr geschehen war. Sie glaubte noch immer an einen Unfall, der letztlich in einer Klinik in Österreich geendet hatte. Die Entführung lag für sie im
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