Blutige Verfuehrung 6
Überlebenden!", sagte ich, denn die Angreifer waren so zahlreich gewesen, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass viele von uns entkommen waren. Mein Vater schüttelte den Kopf:
"Ich habe gesehen, wie Silvio mit den Frauen die Treppe hinunter gerannt ist. Er wird sie schon in Sicherheit gebracht haben."
Ich hoffte, dass mein Vater Recht hatte. Dann sagte ich:
"Der Prinz hat den Angriff nicht überlebt, glaube ich." Mein Vater sagte leise:
"Ich glaube, dass wir ihm dieses Massaker verdanken, denn er hat seit langem eine Fehde mit den Maltesta und sie haben einfach die Chance genutzt, uns gleich mit zu erledigen. Wir haben einen schrecklichen Fehler gemacht und uns in Sicherheit gewähnt. Daran bin allein ich schuld."
"Wie sind sie nur in die Burg gelangt, es gab doch Wachen?", fragte ich.
Mein Vater antwortete:
"Es muss ein abgekartetes Spiel gewesen sein, denn in die Burg kommt niemand hinein. Wahrscheinlich gab es einen Verräter." Mir fiel sofort Alfonso ein, der das Fest kurz vorher verlassen hatte. Er war der jüngere Bruder des Prinzen. Er hätte wahrscheinlich den größten Nutzen, wenn Carlo starb. Ich versuchte, den Gedanken gleich wieder zu verscheuchen, denn er war mir ja sehr sympathisch gewesen. Zu meinem Vater sagte ich stattdessen:
"Wann können wir denn wieder hinaufgehen und nach den anderen sehen?"
"Sie werden nach uns suchen.", sagte mein Vater,
"vor allem du kannst erst wieder hinauf, wenn sicher ist, dass alle Maltesta verschwunden sind."
2. Eine kleine Romanze
Nach vielen Stunden in dem Verlies wurde ich ungeduldig. Ich sagte deshalb zu meinem Vater:
"Ich sehe jetzt nach, denn wir können nicht ewig hier bleiben und uns verstecken." Mein Vater gab nur ein heißeres Stöhnen von sich. Seine Verletzungen waren schlimmer, als er zunächst zugegeben hatte. Vielleicht gab es doch einen Arzt, der ihm helfen würde.
Als ich die Falltüre öffnete, blendete mich das helle Tageslicht. Es herrschte absolute Ruhe in den Räumen des Fürsten. Ich schlich auf Zehenspitzen zur Eingangstür der Gemächer und schaute vorsichtig hinaus. Die Balustrade war leer. Nur Kleidungsstücke lagen herum. Ich wagte mich heraus und ging zur Türe des Ballsaals, die angelehnt war. Als ich sie aufschob, bot sich mir ein Bild der Verwüstung. Ich blieb wie angewurzelt stehen, denn der Anblick war so entsetzlich, dass mein Magen sofort revoltierte und ich die Türe wieder schloss. Das war ein Blick in die Hölle, denn der Anblick der toten Vampire, die in ihrem Blut lagen oder zu Gerippen zerfallen waren, wirkte wie aus einem Horrorfilm, dass ich vor Schreck wie gelähmt war. Mein einziger Gedanke war, diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Doch ich war hier zuhause und konnte nicht einfach davonlaufen. Schwer atmend lehnte ich mich an das Geländer, um in den Hof hinunterzuschauen. Dort lag noch immer der zerschmetterte Körper des Vampirs, der versucht hatte, mich zu beißen.
Ich rannte zurück zu meinem Vater und half ihm, unser Versteck zu verlassen. Nur mit Mühe schaffte er es, die Treppen zu bewältigen. Er legte sich auf sein Bett und sagte:
"Wenn nicht ein Wunder geschieht, werde ich sterben." Doch ich konnte nicht bei ihm bleiben, ich musste nachsehen, wo die Mitglieder unseres Clans waren. Noch einmal in den Ballsaal zu gehen, wagte ich jedoch nicht, denn diesen grässlichen Anblick hätte ich kein zweites Mal ertragen.
Ich ging vorsichtig die Treppe hinunter in den Hof. Vorsichtshalber hatte ich die Pistole meines Vaters bei mir. Dann öffnete ich die Türe, die auf die Ziehbrücke hinausging. Dort war es gleißend hell. Ich konnte das Schloss nicht verlassen, nicht bei diesem starken Sonnenschein. Als ich wieder den Hof überquerte, hörte ich leise Stimmen. Ich fand eine Türe, die zum seitlichen Rundgang auf die Zinnen führte. Ich drehte den Schlüssel um und öffnete sie vorsichtig mit vorgehaltener Pistole. Lucrezia, Ramona und Fiorina waren dahinter versteckt. Sie waren blutverschmiert, aber nicht verletzt. Lucrezia fiel mir um den Hals und sagte:
"Gott sei Dank wir haben alle überlebt."
"Ja, was für ein Glück", stammelte ich.
"Wo sind denn unsere anderen Clanmitglieder?", fragte ich mutlos. Doch die Frauen schüttelten nur den Kopf.
"Wir sind zusammen mit Silvio in den unteren Torturm entkommen und haben uns dann hier her gerettet. Aber er ist wieder weggegangen."
Plötzlich hörten wir, wie an das äußere Tor geklopft wurde.
"Wir sollten nachsehen, wer das
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