Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
einmal voreilige Schlüsse gezogen! Verfluchte Scheiße. Also war Irene tatsächlich erleichtert gewesen, als ich darauf bestanden hatte, dass der Blondschopf eine Höllenbrut gewesen war – das Wort Trader hatte ich nie in den Mund genommen.
    Besagter Trader erstarrte jetzt. Seine Augen, die unter dem dumpfen Glanz blau schimmerten, waren halb offen. „Keiner … da“, keuchte er und atmete gierig die Luft ein. „Nur die … die Testpersonen. Und ich.“
    „Jill?“ Leon wurde allmählich nervös.
    Damit waren wir schon zu zweit.
    „Testpersonen?“ Lautstark entsicherte ich die Pistole, die auf den Trader gerichtet war. „Und woher zum Teufel kennst du Irene?“
    „Die Testpersonen!“ Es klang wie ein geflüsterter Schrei.
    Ihm ging die Luft aus. „Und Irene ist meine Frau, verflucht noch mal!“
    Eine der Kanonen steckte ich weg, dann packte ich ihn am Kragen, hob ihn aus dem Dreck und zerrte ihn auf die kaputte Tür zu. Ich hielt seinen Körper vor meinen eigenen wie einen Schutzschild.
    „Beweg dich!“ Ich pikte ihn mit der Pistole in den Rücken. „Rein da mit dir! Wenn da drin doch noch jemand ist, dann stirbst du als Erstes.“
    „Es heißt, Sie helfen …“ Er stolperte. Durch das Loch in seiner Seite verlor er eine Menge Lebenssaft. Wenn Rosita ein Machtwort spricht, dann wackeln die Wände „ … helfen den Leuten.“
    Offensichtlich wird das behauptet, ja. Was sich anscheinend nicht rumspricht, ist, dass ich ein echtes Luder bin. „Manchmal.“ Ich trat vor die offene Tür und gab ihm einen weiteren Stoß. Er strauchelte, torkelte zwei Schritte nach innen und brach zusammen. Dann verdrehte er die Augen.
    Ein widerwärtiger Geruch schlug mir mit voller Wucht entgegen: der süßlich faule Gestank der Verwesung. Mir wurde schlecht, und Adrenalin schoss mir ins Blut wie giftige Abwässer in einen Fluss.
    „Jill?“ Leon wurde immer unruhiger.
    Ich überprüfte das Innere des Gebäudes. „Gott im Himmel“, flüsterte ich. „Bei allen Heiligen!“ Dann brüllte ich über die Schulter: „Leon, komm schnell!“
    Abermals tauchte ich ein in den Gestank und stieg über den bewusstlosen Trader hinweg. Ich machte mir nicht mal die Mühe, ihm Handschellen anzulegen. So schnell, wie er an Blut verlor, war das nicht nötig.

27
     
     
    In riesigen, zylinderförmigen Glasröhren blubberte grünliche Flüssigkeit. Und in jedem dieser Tanks schwamm ein Scurf, in unterschiedlichem Reifestatus. Selbst bei offener Tür, durch die die Sonne aufs gelbe Linoleum fiel, war der Gestank schlimm genug, um mir das Wasser in die Augen zu treiben.
    Es gab zwei Reihen der grünen Tanks, jeder wurde von geisterhaftem Licht beleuchtet, das keinen UV-Anteil hatte. Einige Seziertische standen herum, und an der Wand war ein langes Bücherregal, vollgestopft mit Nachschlagewerken und Ordnern.
    Leon half mir, den Trader auf einen der Tische zu heben und ihn zu verbinden. Um auf Nummer sicher zu gehen, verpasste Leon ihm außerdem doch noch die Silberhandschellen. In der Zwischenzeit starrte ich in den Tank, der mir am nächsten war und in dem ein Scurf mit geschlossenen Augen in giftgrüner Flüssigkeit trieb.
    „Sie sind entstellt.“ Wieder wurde mir schlecht, und ich schmeckte Galle. „Großer Gott.“
    Leon schenkte ihnen kaum Aufmerksamkeit, nahm aber trotzdem eine interessante Blässe an. Seine Amulette klimperten. „Was zur Hölle geht hier vor?“
    „Sieh dir die Bücher an.“ Ich deutete mit dem Kopf in Richtung des Regals und steckte meine Pistole ein, um den Trader zu wecken. Es stellte sich als nicht ganz einfach heraus – er hatte viel Blut verloren, aber er war immerhin widerstandsfähiger als ein normaler Mensch. Andererseits schien er für seine Seele keinen besonders guten Tausch gemacht zu haben, jedenfalls besaß er weder Superkräfte noch war er unverwundbar.
    Aber er hatte diese Zähne. Und auch seine Hände sahen komisch aus, sie waren schlabbrig, als fehlten die Knochen, und zu feingliedrig. Die Hände eines Würgers.
    „Virologie. Die Chemische Zusammenstellung von Antidepressiva. Und hier steht sogar das Anarchist Cookbook.“ Das riss Leon sofort an sich und ließ es in seiner Manteltasche verschwinden. „Scheint sogar eine Erstausgabe zu sein!“
    „Du Kleptomane.“
    Eine der Wände der Hangarbaracke wurde komplett von der Einrichtung eines Chemielabors eingenommen. Sie brauten sich hier draußen in der Wüste irgendwas zusammen. Nach und nach kam der Trader wieder zu sich, während

Weitere Kostenlose Bücher