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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Ergebnis gekommen war wie ich.
    Ich trat einen Schritt von dem Seziertisch zurück. „Behalt ihn im Auge. Ich sehe mir die anderen Gebäude an.“
    „Viel Spaß.“ Leon zog eine Glock, die er am Hüftgurt getragen hatte. „Falls ich draußen Krawall höre, verpasse ich unserem Doc eine in die Birne.“
    „Bestimmt wird da nichts sein.“ Ich sah auf den Trader hinab. „Hab ich recht?“
    In unseren Paraderollen als guter Cop und böser Cop lieferten wir hier eine prima Nummer ab. Hätte Fax noch mehr an Farbe verlieren können, ohne durchsichtig zu werden, wäre vermutlich genau das passiert. „Nur die Testpersonen“, flüsterte er. „Sie … Sie werden mir eh nicht glauben, bevor Sie es nicht mit eigenen Augen gesehen haben.“
    Leon schnaubte. Diese Bemerkung war ungewollt komisch, und auch ich hätte beinahe gelacht. Aber ich verdrängte es. Du hast ja keine Vorstellung, was ich alles zu glauben bereit bin, Kleiner. Ich drehte mich abrupt um und lief auf das Sonnenlicht zu.
    Das Wasser auf meinen Wangen trocknete sofort, als ich vorsichtig um die Ecke bog und ins grelle Licht des Tages trat. Die frische Luft war eine Wohltat nach dem Mief aus Scurf, Höllenbrut und Lügen.

28
     
     
    Zehn Minuten später torkelte ich wieder raus ins grelle Sonnenlicht und schaffte es noch, mich an der Ecke des Gebäudes abzustützen, bevor ich anfing, zu kotzen und zu heulen. Erneut wurde mein ganzer Körper vom Scheitel bis zur Sohle durchgebeutelt. Ein letztes Mal, bevor ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Ich hörte voller Abscheu, wie ich ein leises verletztes Stöhnen ausstieß, als mein Magen sich verkrampfte.
    Konzentrier dich, verflucht! Diesmal war es nicht die Stimme von Michail, die ich in meinem Kopf hörte, sondern meine eigene – heiser, als hätte ich die Kehle voller Rauch. Du musst die Sache in den Griff bekommen, Jill. Hörst du?
    Ich schleppte mich ins Labor. Leon kapierte erst beim zweiten Anlauf. „Jill?“ Und diesmal war absolut nichts von dem übertriebenen und lang gezogenen Texasakzent zu hören.
    Mir gelang das Sprechen nicht auf Anhieb. „Bring ihn ins Auto und fahr ihn zu Galina – und da fesselt und verschnürt ihr ihn wie ein beschissenes Paket!“, stieß ich schließlich hervor. Ich wischte mir über die Wangen. „Ich bleibe hier und nehme diesen verfluchten Komplex auseinander.“
    „Wir hatten gerade ein sehr interessantes Gespräch.“ Auch Leons Augen tränten wegen des Gestanks hier drin, und er sah nicht sonderlich erfreut aus. „Es ist schlimmer, als du denkst. Ein Kerl namens Harvill …“
    Aber mein Hirn war noch immer völlig geschockt von dem, was ich im Südflügel gesehen hatte. Großer Gott, ihre Augen … die Arme, und der Gestank …
    Dann kam ich wieder zu mir. Harvill. Der Bezirksstaatsanwalt. Großer, dicker, rothaariger gutmütiger alter Herr. Hat sich letztes Jahr im Wahlkampf für die Einführung der Three-Strikes-Regelung eingesetzt, die besagt, dass nach der dritten Verurteilung jeder Täter automatisch lebenslänglich bekommt. Du hast für den Kerl gestimmt, weißt du noch? „Der Staatsanwalt ist in die Sache verwickelt?“ Das H. in der Akte. Ein hohes Tier bei der Polizei, hatte einer der Zeugen gesagt. Aber wer denkt denn gleich an die Staatsanwaltschaft? Himmel. Das ergibt Sinn. Das ergibt verflucht noch mal Sinn!
    Das ist das Problem mit Höllenbrut. Früher oder später erwischen sie immer jemanden mit viel Einfluss, den sie verführen können. Es gelingt immer.
    „Ich weiß nicht, wer er ist“, wimmerte der Trader. „Nur, dass er eine große Nummer ist, er kam zusammen mit …“
    Ich fand mich an der Seite des Tisches wieder, die Glock in der Hand und auf seine Stirn gepresst. „Halts Maul.“ Er ist verantwortlich. Ob er wollte oder nicht, er hat es getan. Er hat diese … Dinger geschaffen. Großer Gott. „Ich sollte dich auf der Stelle töten für das, was du diesen Menschen angetan hast.“
    In die trüben blauen Augen traten Tränen. Aber unter ihrem Glanz war noch immer diese Härte, die triebhafte, kalte Berechnung, um zu überleben. Schon zu oft habe ich ihn gesehen in den Augen von Tradern – diesen leichten Schimmer, der deutlich macht, dass sie alles opfern würden, um zu bekommen, was sie wollen.
    Diesen Glanz sieht man auch bei Normalos. Ich bin mit diesem gierigen Glitzern in den Augen derer aufgewachsen, die mich eigentlich hätten lieben und beschützen sollen. Damals bin ich abgehauen, um dem zu entkommen, und musste

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