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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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bemerkt. „Keine Fenster“, antwortete ich. „Und sie ist von außen verschlossen.“ Genau wie an dem Tatort, an dem man Winchell ermordet hatte. Eine Gänsehaut kroch mir über den Körper, und ich bemühte mich nach Kräften, die Nerven zu behalten. Immerhin zählte Leon auf mich. Genau wie die Werwesen und meine Stadt, verdammt.
    Aber was verbirgt sich hinter dieser Tür, Jill, hm? Du bist doch angeblich so klug, also, was mag dort wohl sein?
    „Genau“, keuchte er. „Du gehst vor.“
    „Sicher, dass du das hier nicht übernehmen willst?“ Galgenhumor der feinsten Sorte. Ich schenkte ihm und Rosita einen Blick. In seine Augen war das Funkeln zurückgekehrt, ebenso wie die Farbe in seine Wangen. Ansonsten war er kreidebleich. Seine Stirn war schweißüberströmt, und das lag nicht an der Hitze, denn als Jäger lernt man, seine Körpertemperatur ziemlich gut zu beherrschen.
    „Ach, zum Teufel, Kleines – Ladies first.“ Dabei ließ er das Türschloss keine Sekunde aus den Augen.
    Ich grinste – ein exzentrisches Zähneblecken, das Saul sofort als meine „Bereitschaftsmiene“ erkannt hätte. „Alter vor Schönheit.“
    „Das wären doch Perlen vor die Sau …“
    Aber ich hatte mich schon auf den Weg gemacht und die Deckung verlassen. Die Sonne stach unerbittlich vom Himmel und hüllte alles wie in ein heißes, steriles Tuch, das sich über eine Leiche legte. Ich versetzte der Tür einen Tritt, als hätte sie mich persönlich beleidigt. Sie gab nach. Sie war so gebaut, dass sie mehr als nur gewöhnlichem Druck standgehalten hätte, aber gegen die Kraft, die ich aus der Narbe bezog, hatte sie keine Chance. Wie Papier knüllte ich sie zusammen. Mit Schwung kam ich im Raum dahinter auf und sah mich um, beide Pistolen schussbereit.
    Der Trader traf mich mit beinahe ebenso viel Kraft und schleuderte mich volle Pulle die drei Holzstufen wieder hinunter, die ich gerade hochgekommen war. Noch während ich auf dem Rücken landete, hatte ich bereits das Feuer eröffnet und hörte außerdem Rositas Dröhnen.
    Mitten im Sprung wurde der dunkelblonde Trader, der einen schaurig glänzenden langen weißen Mantel trug, von einem silbernen Kugelhagel herumgerissen, der ihn in der Seite traf. Er krümmte sich zusammen wie eine Spinne, die man in eine Kerzenflamme geworfen hatte. Sein schrilles Kreischen zerriss die wabernde Luft, und ich war umgehend wieder auf den Beinen – Knie einziehen, zutreten, den Schwung nutzen, um sich wie ein Klappmesser auszufahren, und dann auf den Füßen landen. Und jetzt einen Sprung zur Seite, du kriegst ihn, Jill! Mach ihn fertig! Sind da noch mehr? Leon, gib mir gefälligst Deckung, verflucht …
    „Erbarmen!“, schrie der Trader, als ich landete und eine Pistole auf ihn richtete, während die andere auf die Tür der Baracke deutete. „Haben Sie Erbarmen! Bringen Sie mich nicht um, Kismet, bitte!“
    Was zum Teufel?! Ich ließ die Worte in meinem Kopf noch einmal Revue passieren und stellte fest, dass ich mich tatsächlich nicht verhört hatte. „Wie viele sind noch hier?“, schrie ich. „Wer ist sonst noch da drin?“ Ich fühlte mich irgendwie nackt, furchtbar bloßgestellt, ungeschützt. Wenn sie mich jetzt wie bei Galina unter Beschuss nehmen wollten, würde ihnen nichts in die Quere kommen.
    Kein Herzschlag. Hier ist niemand außer diesem Trader. Aber ihn hast, du schließlich auch nicht gehört, also ist dir vielleicht sonst noch jemand entgangen. Lieber Gott …
    Der Trader wimmerte. Helles Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor, die er sich an die Seite presste. Seine weiße Kluft war ein Laborkittel, der nun voller Schmutz und Blut war. Viel Blut, das nur wenig von schwarzer Verdorbenheit verfärbt war.
    „Erbarmen …“ Er stieß das Wort mit einem leichten Zischen zwischen dreieckigen Zähnen hervor, die so spitz wie die eines Hais waren. „Irene … Irene …“
    Was zur Hölle …?! Ich musterte ihn misstrauisch. Einen zähen, langen Moment passierte gar nichts. Erst treffen sich Höllenbrütler in meinem Haus zu einem Stelldichein, und jetzt dieser Trader hier, der den Namen einer Traderbedienung stammelt!
    Einen Augenblick. Jetzt mal ganz langsam, okay?
    „Fairfax?“, wollte ich wissen, ohne die Pistolen zu senken. Mir stand jedes einzelne Haar zu Berge. Zitternd tastete ich die Luftströmungen nach dem nächsten merkwürdigen Zufall ab. Aber, Moment mal. Ich dachte, ich hätte dich getötet. – Nein, ich sagte nur ein Blonder, und Irene …
    Wieder

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