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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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feststellen, dass die Gier draußen auf den Straßen nur noch schlimmer ist. Ich hasse diesen verschlagenen, gierigen Glanz in den Augen der Menschen.
    Und manchmal frage ich mich, ob er auch in meinen eigenen Pupillen zu sehen ist. Wenn ich überlege, ob ich jemanden töten soll, einen Trader oder einen Verbrecher oder eine Höllenbrut. Wenn ich am Rande des Abgrunds stehe und in die gähnende Tiefe blicke.
    Ruhig Blut, Jill. Nicht durchdrehen.
    Meine Arme und Beine zitterten. Lass ihn am Leben! Die Stimme der Vernunft in meinem Geist gehörte Saul, und ich war froh, sie zu hören.
    Bei jeder anderen hätte ich dem Doc den Schädel weggeschossen und sein Hirn über den ganzen verfluchten Tisch verteilt.
    „Welche Höllenbrut“, sagte ich belegt. „Wer hat Harvill begleitet? Welcher der Drecksäcke hat ihn im Griff? Und mit wem hast du deinen Handel abgeschlossen?“ Ich glaub, ich weiß es schon. Und wenn du mich anlügst, so wahr mir Gott helfe, dann schicke ich dich hier und jetzt zur Hölle!
    Er zog den Kopf ein, heulte und erzählte es mir schließlich. Plötzlich rückten einige Puzzleteilchen an ihren Platz. Bring ihn nicht um, Kätzchen, wiederholte Sauls Stimme. Du weißt jetzt, was du wissen musst.
    „Jill?“, hakte Leon nach.
    Wir verschwenden wertvolles Tageslicht. Es war zu viel zu tun und nicht genug Zeit. Die Tragödie meines Lebens.
    „Diese Viecher im Ostgebäude – sind sie anfällig für UV-Licht, wie …?“ Ich legte den Kopf leicht nach hinten und deutete in Richtung der Scurf, die friedlich in ihren grünen Röhren schwammen.
    Himmel. Jesus, Maria! Ich war schon wieder kurz vorm Kotzen, konnte mich aber beherrschen.
    „J-ja …“ Er sah aus, als wollte er abermals um sein Leben betteln, aber etwas in meinen Gesichtszügen veränderte sich. Ich konnte spüren, wie sich die Haut über den Knochen verschob, wie von einer fremden Kraft getrieben.
    Der Trader verstummte. Klug von ihm.
    „Und dieses Zeug, dieses Dream, kann man es durch Feuer vernichten? Es ist nicht gefährlich, wenn es mit Luft in Berührung kommt, oder?“ Denn sonst weiß ich nicht, was ich machen soll.
    Er nickte, ruckte knapp mit dem Kopf. Die Bewegung endete mit einem neuerlichen Zucken, weil der stumme Mund meiner Kanone sich noch immer an seine Stirn drückte – so fest, dass ich fühlen konnte, wie er bibberte.
    „Eine Frage habe ich noch.“ Jeder Muskel in meinem Körper protestierte, als ich die Waffe von seinem Kopf nahm. Sie wissen jetzt also, dass es machbar ist. Irgendwo, irgendwann wird eine Höllenbrut etwas wie das hier erschaffen, es sei denn, ich kann die Sache mitsamt der Wurzel ausrotten. „Ist das hier alles? Alles, was von der Waffe, der Droge oder wie du es nennen magst, existiert? Alles ist auf diesem Gelände gelagert? Gibt es eine Kopie von deinen Forschungsunterlagen?“
    „Alles ist hier – meine Arbeit, alle Computer. Kopien gibt es nicht. Die erste geplante Lieferung ist in den Flugzeugen im Hangar …“
    Mehr brauchte ich nicht zu wissen. Ich ließ ihn in Ruhe und blickte zu Leon, der Rosita im Arm hielt. Seine Wangen waren noch immer gerötet, und durch mein blaues Auge sah ich, wie seine Aura funkelte – in derselben Seeigelform wie meine. Ein Ausdruck von Abscheu huschte über sein Gesicht, und ich war schrecklich dankbar, dass sein Ekel nicht mir galt.
    Meine Stimme wollte noch immer nicht richtig funktionieren. „Schaff ihn hier raus. Sofort.“
    Aber Leon fand meine Idee weniger gut. „Jill …“
    Ich war nicht in der Stimmung zu diskutieren. „Wenn du ihn mir nicht auf der Stelle aus den Augen schaffst, Leon, verliere ich die Beherrschung“, sagte ich gelassen und ruhig, als hätte ich ihm mitgeteilt, was es zum Abendessen gibt. „Informiere die Werwesen, triff dich mit ihnen und kümmert euch um meine Stadt. Falls ich bis morgen früh nicht zurück bin …“
    „Was zum Teufel hast du vor?“ Aber Leon hatte sich schon in Bewegung gesetzt, Rosita geschultert, den Trader vom Tisch gehoben und auf die Füße gestellt, eine Pistole in seine Seite gedrückt. „Hilf mir auf die Sprünge, Kleines.“
    „Zuerst einmal werde ich diese Baracke niederbrennen.“ Ich muss jede noch so kleine Spur auslöschen, oder man wird anderswo daran weiterforschen. Ich zwang mich dazu, meine Pistole wegzustecken, zitterte vor Anstrengung. Dann schüttelte ich die rechte Hand aus und zapfte die Narbe an. Ein Zischen und Wispern erfüllte meine Handfläche, und zwischen meinen Fingern

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