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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Bereich.“
    Er sah gerade mal eine Winzigkeit erleichtert aus. „Klasse. Also was machst du dann hier?“
    „Mich mit Montaigne unterhalten. Wenn du nichts dagegen hast.“ Komm mir bloß nicht dumm, Carp. Das kann ich jetzt nicht brauchen.
    „Hi, Jill.“ Rosie schlenderte an ihrem Partner vorbei und stieß ihn mit der Schulter an. Ihr Kiefer hätte einen Berufsboxer stolz gemacht, und ihre Lederjacke knarzte leicht. Die Schrecklichen Zwei des Morddezernats, die man allnächtlich am Tatort trifft. „Wie geht’s?“
    Die Frage war übertrieben beiläufig gestellt. Die Gesetzeshüter von Santa Luz werden in meiner Gegenwart gerne etwas nervös, auch wenn sie eifrig Wetten abschließen, wo ich wohl als Nächstes auftauche. Es gibt ein richtiges System, um Jägersichtungen zu bestätigen, das noch aus Michails Tagen stammt.
    Wenn sie meine Fährte einige Wochen lang verlieren, dann geht ihnen der Arsch auf Grundeis.
    Nach wie vor fühlen sich die meisten Polizisten in meiner Gegenwart nicht sonderlich wohl. Schuld daran ist nicht zuletzt die Anfängerklasse, die ich unterrichte und durch die jeder Berufseinsteiger durchmuss. Ich bewegte mich wieder, und mein Rosenkranz aus Tigerauge pochte mir gegen den Bauch. „Für mich gibt’s hier nicht viel zu sehen. Bis später, Monty.“
    Montaigne konnte sich nicht dazu durchringen, mich noch einmal um Hilfe zu bitten, aber als ich an ihm vorbeiging, spreizte er leicht flehend die Hände. An Carp lief ich auf meinem Weg nach draußen so dicht vorbei, dass ich ihn anrempelte – darüber freute ich mich diebisch. Früher hatte er es geschafft, mich wirklich zu provozieren. Aber heutzutage taten wir beide nur noch so als ob. Es war für uns beide eine beruhigende Routine.
    Er verdrehte die Augen, und ich grinste ihn an. Seine Mundwinkel zuckten, und schnell schaute er weg. Doch als er die Leiche von Jacinta Kutchner von der Decke baumeln sah, verschwand das lausbübische Funkeln aus seinen babyblauen Augen. Der Saum ihres Bademantels flatterte leicht. „Verflucht“, sagte er leise.
    An der Haustür blieb ich neben dem protokollführenden Beamten stehen. Er bot mir nicht an, einen Blick in seine Notizen zu werfen, stattdessen hielt er sie so fest, dass das Papier zerknitterte. Wenn ich mich anstrengte, würde ich mich womöglich an seinen Namen erinnern. „Monty.“
    „Ja?“ Eben schluckte er eine weitere Handvoll Tabletten. Der Urlaub verlor seine Wirkung.
    Was war da noch zu sagen? Er hatte gewollt, dass ich mir die Sache näher ansah, und nun gab es eine weitere Tote. Der schlimmste Fall von Selbstmord, der mir je untergekommen ist, kam mir die Pointe eines Uraltwitzes in den Kopf. „Ich melde mich.“
    Damit war ich auch schon aus der Tür, wurde von der Nacht verschluckt und ging über die Straße zu meinem Impala rüber. Als einziger Wagen ohne Blaulicht fiel mein Baby sofort auf. Und noch etwas anderes wurde mir bewusst.
    Jacinta Kutchners Nachbarn kamen nicht, um zu sehen, was all der Trubel sollte. Kein Einziger.
    So viel zum Thema Vororte.

4
     
     
    Eine graue Dämmerung zog aufs Neue auf, als mein Telefon und mein Pager gleichzeitig loslegten. Ich ließ meinen triefenden Mantel auf dem Gestell in der Wäschekammer hängen und humpelte durch den Flur, den höhlenartigen Trainingsraum und das Wohnzimmer. Jeder gezerrte Muskel stimmte mit ein in die Hymne des Schmerzes, die in mir klang. Diesmal hatte ich mir den linken Arm gebrochen. Der Arkeus, auf den ich in der East Side gestoßen war, hatte mir einen höllisch schweren Kampf geliefert.
    Kapiert, Jill? Ein höllisch schwerer Kampf? Har, har.
    Aber immerhin hatte ich, zu meiner vollsten Zufriedenheit, herausgefunden, welcher höllenverseuchte Drecksack dem verrückten Buchhalter seine Kräfte verliehen hatte. Irrtum war ausgeschlossen, vor allem, nachdem besagter Arkeus eine zwei Meter hohe Stichflamme auf mich spucken wollte.
    Dank der Narbe heile und regeneriere ich mich wesentlich schneller als alle anderen Jäger, aber wenn sie damit beschäftigt ist, gebrochene Knochen zu kitten und einige Liter Blut zu ersetzen, haben gezerrte Muskeln das Nachsehen. Ich wollte mir lieber nicht vorstellen, was passieren würde, wenn das Mal sich ausbreiten oder Perry zu dem Schluss kommen sollte, dass es irgendwie uncool war, mir die giftige Macht der Hölle zuteilwerden zu lassen, solange er nichts als Gegenleistung erhielt. – Auch, wenn er selber schuld war.
    Denk nicht mal dran! Das Telefon schrillte noch immer,

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