Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
Gelegenheiten, sich an Frauen zu vergreifen, nur günstiger, was andere Opfer jedoch nicht ausschließt.
    „Kannst du dir die Sache mal anschauen?“ Er starrte auf den Schreibtisch. Die Whiskeyflasche war um ein Viertel leerer.
    „Das habe ich vor. Willst du mir vielleicht verraten, was mit dir los ist?“ Ich hakte beide Daumen in meinen Gürtel und berührte mit unruhigen Fingern die eingeölte Peitsche. Das ganze Gebäude vibrierte regelrecht, überall schrillten Telefone, und der schwache Wind, der die Dämmerung ankündigte, presste sich heiß gegen die Fenster. Montys Büro hatte keine Außenfenster, was ein größerer Luxus war, als man annehmen würde – an einem heißen Sommertag hatte die Klimaanlage keinerlei Konkurrenz, gegen die sie sich hätte durchsetzen müssen.
    „Mir liegen inzwischen die Autopsieberichte der Witwe vor.“ Mit hängenden Schultern warf er einen sehnsüchtigen Blick auf den Jack Daniels.
    Ich griff mir die Flasche, schraubte sie auf, nahm einen Schluck. Brennend rann mir der Alkohol die Kehle hinunter. Bevor Saul aufgetaucht war, hatte ich reichlich von dem Zeug getrunken. „Und?“
    „Das Zungenbein ist gebrochen, und die Muskeln sind verletzt, aber weder ist die Halswirbelsäule gebrochen, noch hat man Abschürfungen von dem Seil gefunden.“ Monty ließ sich in seinen Stuhl plumpsen. „Wir warten noch auf den toxikologischen Befund, aber es gibt … sie wurde … man hat Prellungen im Vaginalbereich festgestellt. Und Sperma. Vielleicht finden wir DNS-Spuren.“
    Herr im Himmel! „Also ermitteln wir jetzt wegen Mord und nicht mehr wegen Suizid“, folgerte ich, damit er es nicht aussprechen musste.
    „Wer den Tatort auch manipuliert hat, hat sich jedenfalls keine große Mühe gegeben. Es gab keine Möglichkeit für sie, irgendwie alleine dort hochzuklettern. Das Seil war an den …“
    „Ich war da, Monty.“ Und ich wollte nur ungern dorthin zurück. So grauenhaft Höllenbrut auch sein konnte – und sie konnte wirklich ziemlich ekelhaft werden –, die Dinge, die sich Menschen gegenseitig und ganz ohne fremde Hilfe antaten, gingen mir weit mehr an die Nieren. Dämonen können einfach nicht anders – die Bösartigkeit liegt ihnen im Blut, wie bei einer Krebszelle oder einem tollwütigen Tier.
    Aber warum Menschen so was anstellen, ist mir immer noch ein Rätsel.
    Monty starrte auf die Tischplatte. „In ihrem Schlafzimmer herrschte das absolute Chaos. Hat ganz den Anschein, als hätte dort jemand etwas gesucht, oder vielleicht hat der Angriff dort angefangen. Carp und Rosie halten beides für möglich. Der Fensterrahmen im großen Badezimmer war gelockert worden, aber nur ein Fünfjähriger hätte sich da durchquetschen können.“
    Noch so eine Merkwürdigkeit. Ich spulte die Szene in meinem Kopf ab. Etwas an diesem Badezimmer passte nicht ins Bild. „Wer schläft in dieser Gegend denn bei offenem Fenster? Selbst wenn es vergittert ist.“ Und warum haben sie nicht auch den Rest des Hauses durchwühlt, wenn sie etwas gesucht haben?
    „Die Nachbarn sind allesamt keinen Pfifferling wert.“ Monty strich über den neuen Ordner auf seinem Tisch, auf dem Jacinta Kutchners Name prangte. „Keiner kann sich an irgendwas Ungewöhnliches erinnern.“
    Ich atmete scharf aus. „Monty. Dieser Fall ist nichts für mich. Nichts deutet auf nichtmenschliche Einwirkung hin. Ich muss mich um diese Vermisstenfälle kümmern und …“
    „Jill.“ Er schenkte mir einen finsteren Blick. „Ich hab dich noch nie um so etwas gebeten. Marv war mein Partner.“
    Ich blickte auf die Akte. Diese eine Sache verstehen die meisten nicht: Ein Polizist ist nicht gerade mit seinem Partner verheiratet, aber es ist doch der Mensch, dessen Gedanken man teilt, dessen Urteilsvermögen und Reaktionsschnelligkeit man sein Leben anvertraut. Die Person, mit der man so viel Zeit verbringt wie sonst nur Zwillinge miteinander.
    Ich würde es vielleicht nicht Liebe nennen, aber es ist doch nah dran.
    Trotzdem waren es nicht Montys Gefühle, wegen denen ich nach dem Ordner griff und ihn an mich zog. Es war der Anblick von Jacinta Kutchners Leiche gewesen, die ganz leicht hin- und hergeschwungen war, während das leere Haus um sie herum zu atmen schien.
    Ein gebrochenes Zungenbein. Quetschungen in der Vagina. Ein verwüstetes Schlafzimmer.
    „Ich werde einen Blick darauf werfen. Aber ich kann nichts versprechen.“ Auch wenn ich das bereits getan hatte.
    Man konnte beinahe sehen, wie Monty in sich

Weitere Kostenlose Bücher