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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Puder vertrocknen lässt, das unter Sonneneinstrahlung zerfällt. Und sosehr Jäger auch Höllenbrut hassen, jagen und verachten – es gibt nur eins, vor dem sich ein Jäger so sehr fürchtet, dass er sich bekreuzigt und zu schlottern anfängt. Eine Sache, wegen der wir auf der Stelle Unterstützung anfordern und sämtliche unserer Waffen auf Hochglanz bringen, damit wir uns ein bisschen sicherer fühlen.
    Ich verlagerte mein Gewicht auf die Hüften und legte die Rechte auf meine Pistole. „Scheiße“, hauchte ich ein letztes Mal, bevor ich langsam aufstand und die langen schartigen, feucht glitzernden Abdrücke auf dem Gehsteig betrachtete. Sie führten zu einer Gasse, die selbst im klaren Morgenlicht in gähnenden Schatten lag.
    Was du heute kamst besorgen, … nicht wahr, Jill?
    Ich lief auf die Gasse zu, während in der Ferne der Verkehr wie ein Fluss vorüberrauschte. Der nächste Bus würde frühestens in zehn Minuten kommen, und die Straße war menschenleer. Zwei Blocks entfernt wehte zerknülltes Papier über die Straßenkreuzung. In der rechten Hand hielt ich die Pistole, in der Linken das Messer. Hätte ich doch nur einen Flammenwerfer dabei. Verflucht!
    In der Gasse verschluckten mich Schatten, wie man sie nur am frühen Morgen erlebt – mit rasiermesserscharfen Kanten wie von schwarzen Scherenschnitten. Am Eingang der Gasse stand ein Müllcontainer, und wachsam schnüffelte ich auf der Suche nach dem Duft von verbranntem Zucker und schrägem Unheil.
    Warum ist mir das nicht gleich aufgefallen?! Verdammt. Mein Herzschlag legte einen Zahn zu, klopfte mir bis zum Hals, und auf einmal hatte ich einen bitteren Geschmack im Mund.
    Sofort schaltete sich antrainierte Routine ein und regulierte die Flut an Adrenalin, die sich in mein Nervensystem ergoss. Zu viel davon, und ich wäre das reinste Nervenbündel – und falls das hier unangenehm werden sollte …
    Lautlos glitt ich in den finsteren Schlund und entsicherte meine Kanone. Bestimmt sind sie nicht mehr hier, nicht so kurz vor Tagesanbruch. Aber sie haben ihn hier reingezerrt, vielleicht findest du in dieser Gasse also etwas anderes. Bete, dass es nicht dazu kommt.
    Ein Schritt. Noch einer. Ich hielt mich auf der Seite der Gasse, die wenigstens etwas heller schien, obwohl alles im Schatten lag. Der Müllcontainer war voller Abfall, und als mir eine verirrte Brise über die kalten Wangen strich, wurde der Geruch intensiver.
    Oh, Gott. Ich bitte dich … Ich bezwang das Zittern meiner Hände, indem ich es einfach ignorierte. Es würde kommen, wie es kommen musste, und es gab nichts, was ich daran ändern konnte.
    Ich trat auf den Container zu. Er war groß und grün und hatte zwei schwere Plastikdeckel, von denen nur einer geschlossen war. Der andere stand offen und lehnte an der Hauswand, vor der der Container stand. Am Ende der engen Gasse war ein gewaltiges Rolltor, durch das wohl der Müll gebracht wurde. Noch einmal suchte ich alles ab – nein, hier gab es keine weiteren Verstecke.
    Bitte, Gott, ich will hier nichts finden. Gönn mir mal ’ne Pause, ja?
    Leider war Gott heute nicht in Geberlaune. Entlang des metallenen Rands war auf dem Müllcontainer eine verräterische Glasur zu sehen, eine feinpudrige Substanz, die in kunstvollen Schlieren verdampfte. Und als ich meine Sinne auf übernatürliche Weise schärfte, hörte ich ein leises Rascheln.
    Kein Zweifel, Jillymaus. Gott meint es heute in keiner Weise gut mit dir. Du hast eine Scurfepidemie am Hals!

6
     
     
    Scurf sind nicht wie Trader oder Höllenbrut. Ihre Aktionen verlaufen nicht nach festen Schemata, sie haben keine Ausbildung, auch nicht die instinktive Grazie eines Raubtiers. Sie funktionieren rein nach dem Prinzip von Gier, sind heißhungrig, unberechenbar und chaotisch.
    Und ansteckend.
    Ich feuerte zwei ganze Ladestreifen auf das Arschloch ab und rammte ihm schließlich das Messer in die Seite. Ziegel verpufften zu Staub, und in der Containerwand klaffte ein Loch, aus dem sich Unrat in die kleine Straße ergoss. In den Hauswänden prangten Dellen von der Größe eines Menschen, und überall war Blut. Mein Blut – das nur dazu diente, das Vieh in besinnungslose Raserei zu stürzen.
    Sie können es nämlich riechen. Und auch, wenn sie es frisch aus der Ader gezapft bevorzugen – um’s mal so auszudrücken –, schlabbern sie es sogar vom Boden auf, wenn sie keine Wahl haben.
    Letztlich schleifte ich das dürre, nackte Ding aus der Gasse heraus, meine Finger fest um seine Kehle

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