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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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und wie alle Werkatzen hatte sie dunkle Augen und breite Wangenknochen. Die Federn, die sie sich ins Haar gebunden hatte, flatterten aufgeregt, als sie ihre Zigarette kurzerhand im Aschenbecher ausdrückte. Sie trug ein Cruxshadows-T-Shirt mit abgerissenen Ärmeln, sodass man sah, wie ihre Muskeln arbeiteten. Sie warf Theron einen vielsagenden Blick zu.
    „Bist du sicher?“ Der schlaksige dunkle Wer griff nach dem Wodka, den ich ohne Murren hergab. Die Frage war rein rhetorisch – wäre ich mir nicht sicher, wäre ich gar nicht hier.
    Ich deutete auf mein Bein und das zerfetzte Leder der Hose. Auf der Haut sah man deutlich die grellroten Krallenabdrücke mit dem typischen gebogenen Ende. „Ja, verflucht, ich bin mir sicher, Theron. Ich will, dass ihr in jedem Winkel der Stadt Patrouille lauft. Und ich gehe jetzt auf der Stelle nach Hause und rufe Leon an.“
    „Mit wie vielen hast du es zu tun gekriegt?“ Theron reichte die Flasche Amalia, die sie der Höflichkeit halber kurz an die Lippen setzte. Die meisten Löwinnen sind Antialkoholiker – wenn sie trinken, entwickeln sie Jagdgelüste, und nur die wenigsten Männer können da mithalten, egal ob Wer oder Mensch.
    Ganz schön cool, oder?
    „Nur mit einem. Ein Neuer, ist erst letzte Nacht als vermisst gemeldet worden. Heute Morgen hab ich ihn gefunden – war noch nicht ganz so zäh und biegsam. Gut möglich, dass er aus Versehen infiziert wurde. Es gab keine Hinweise auf ein Nest.“ Trotzdem muss es eins geben. Und bis morgen Nacht hätte er es bestimmt gefunden gehabt. Bäh. Mein Herzschlag beschleunigte sich kurz, war aber gleich wieder ruhig. „Sag allen, dass sie die Augen aufhalten sollen, und ich werde auf dem Heimweg bei Galina vorbeischauen. Sie muss den Notfall-Knoblauch rausrücken.“
    Amalia zog ein betrübtes Gesicht. „Ich hasse das Zeug.“
    „Immer noch besser, als schleimverschmiert aufzuwachen.“ Theron schüttelte es regelrecht. Das sah ihm ganz und gar nicht ähnlich – aber die Werwesen bekämpfen die Scurf schon länger als jeder andere. Ausnahmslos alle, selbst die Welpen, haben Scurfnarben vorzuweisen. Natürlich heilen die Verletzungen schneller und besser als bei Menschen, aber trotzdem. „Im Osten der Stadt, sagst du?“
    „Ganz genau. Es gab einige Vermisstenmeldungen, aber nichts Außergewöhnliches – sofern man die Aktionen der Nachtschatten in irgendeiner Form gewöhnlich nennen kann.“ Wieder vibrierte mein Pager, aber ich ignorierte ihn. Gott sei Dank bekam ich diesmal keinen Schreck. „Ich werde mich demnächst auf die Suche nach dem Auslöser machen. Es müssen mehr Leute verschwunden sein, von denen ich noch nichts gehört habe.“
    „Okay.“ Theron schien auf einen Schlag um Jahre gealtert, und seine dunklen Augen nahmen im Halbdunkel der Gasse ein oranges Glimmen an. Ein Ende der kleinen Straße war von einem Müllcontainer zugestellt, und neben der Tür zur Küche stand eine Reihe Klappstühle aus Plastik herum – für Raucherpausen. Besagte Tür stand offen, und ich konnte den Grill riechen, Bratfett und brutzelnden Schinkenspeck.
    Mein Magen knurrte. Abrupt machte ich auf dem Absatz kehrt und schickte mich an, die Gasse zu verlassen. „Schreib mir den Wodka an, Fellknäuel. Bis bald.“
    „Besorg dir frischen Knoblauch, Jill. Und iss mal was!“ Das Letzte schrie er, aber ich war schon weg und machte mich sprungbereit. Ich stützte mich mit einer Hand auf den Deckel des Müllcontainers und schwang mich drüber. Auf der anderen Seite marschierte ich zu der Straße, die den Hang des Mayfair hochführte, wo ich den Impala geparkt hatte.
    Unterwegs legte ich einen Zwischenstopp vor der Kirche der Episkopalen ein. Auf dem Schild vor dem Gebäude stand JEDER ist willkommen, über den Worten schwebte ein Regenbogen, um jegliche Missverständnisse auszuschließen. Ich war wegen des öffentlichen Telefons vor dem Gebäude hier. Nachdem ich ein paar Münzen eingeworfen hatte, wählte ich.
    „Montaigne“, schnauzte er.
    „Ich bin’s, Jill. Hör mal, Monty …“
    „Wo zum Teufel steckst du?!“ Er klang einigermaßen aufgewühlt. „Es ist schon wieder jemand in der East Side verschwunden. Diesmal ist es ein Polizist.“
    Ich schauderte. „Wer?“
    „Ein Streifenpolizist namens Winchell. Hat seinen Wagen einfach stehen lassen. Wir haben das Auto abgesperrt an der Ecke Rosales und Fifteenth gefunden. Er war nachmittags um vier nicht wie vereinbart im Revier.“
    Im Geiste spielte ich das Szenario kurz

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